14.8.2019. „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Der alte Spruch zielt völlig daneben und meint Halluzinationen. Denn eine Vision ist eine Idee von der Zukunft, also der Verbesserung aktueller Zustände. Wer das nicht hat, gehört zu den gehorsamen Gewohnheitstieren, die erst dann in Bewegung geraten, wenn freitagmittags die Arbeitswoche endet. Die Mehrheit passt sich immer an, weil es bequem ist oder weil das Zentralmotto einer autoritären Regierung lautet, „Die Partei hat immer recht.“
Das funktioniert manchmal sogar lange. Aber dann zerfällt die innere Struktur jeder Organisation. Dringende Reformen werden abgeblockt und eigene Meinungen bekämpft. Am Ende stehen Grenzzäune, Reiseverbote, der Verlust der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt und die Aufnahme immer neuer Milliardenkredite, mit denen nur noch die größten Lücken gestopft werden, bis Alles von innen zusammenbricht.
Befehlsempfänger im Gleichschritt bewegen nichts mehr. Auch ein einzelner Diktator kann die Uhr der Weltzeit nur vorübergehend anhalten. Genauso wenig solche demokratischen Regierungen, die von leeren Schwätzern beherrscht werden, denen ihre schicke Garderobe vor den Fernsehkameras wichtiger ist als die liegen gebliebene Arbeit.
Kürzlich bestätigte mir ein kluger Mann, dass die Zukunft den Netzwerken gehört. Das ist die Verknüpfung völlig unterschiedlicher Persönlichkeiten, unabhängig von ihrem Beruf und ihrem geographischen Standorten. Schon wenn zwei außergewöhnliche Denker zusammentreffen, verdoppelt sich ihre Energie. Wenn es hundert oder tausend sind, entsteht eine Weltregierung, die heute noch gar nicht vorhanden ist.
„Novo Ordo Seclorum“ ( Neue Ordnung der Jahrhunderte ) liest man auf jeder amerikanischen Banknote mit dem Wert von einem Dollar. Es sind darauf noch mehr starke optische Zeichen zu sehen. Deren Erklärung würde aber den heutigen Rahmen sprengen. Erstaunlich ist, dass dieser niedrige Notenwert, den man in jeder Bank kaufen kann, so eine mächtige Botschaft enthält. Eine Erklärung: Das richtet sich an Alle, nicht an Einzelne.
Bleiben wir zunchst bei der Neuen Ordnung. Bei der Gründung der Vereinigten Staaten am 4.7.1776 sollte das ein Abschied sein von den versteinerte alten Staatsformen in Europa, vor allem von der absolutistischen Monarchie, die schon dreizehn Jahre später, 1789, zur Verhaftung des französischen Königs und seiner Hinrichtung führte. Die „neue Ordnung der Jahrhunderte“ weist darauf hin, dass sie für „alle Jahrhunderte“ der Vergangenheit und Zukunft gelten soll, also für die ganze Welt und deren Organisation.
Das Gefährliche daran ist, wenn Personen diese starke Weltregierung unterwandern, die Betrüger, Lügner oder sonstige Verbrecher sind. Denn neben den längst vorhandenen geheimen Netzwerken gibt es auch öffentliche wie Facebook, wo anonyme Hassbotschaften, Beleidigungen und Drohungen verbreitet werden, ohne dass der Staat die längst vorhandenen Strafgesetze durchsetzt. Nur ein paar Musterprozesse mit Geld- und Gefängnisstrafen können eine derart abschreckende Wirkung haben, dass diese Exzesse gedämpft werden, vor allem, wenn die Beteiligkeiten in öffentlichen Prozessen genannt und in den seriösen Medien kommentiert werden.
Die Netzwerke sind grundsätzlich riskant wie Alles, was große Macht ausübt. Wenn aber die Mitwirkenden insgesamt und gleichberechtigt darüber entscheiden, wer dazu gehören soll, sieht das ganz anders aus. Die Matrix, die Schaltzentrale, sollte an einen strengen Rahmen gebunden sein: Ehrlichkeit. Nachprüfbarkeit. Nutzen für die Allgmeinheit, nicht für Einzelne. Diese Liste lässt sich noch erweitern, aber zunächst geht es nur um Beispiele.
Außerdem muss eine neutrale, urteilsfähige Kontrolle durch erfahrene Experten stattfinden, ohne die raffinierten Personen, die nur ein lukratives Amt zur privaten Geldvermehrung suchen und auch für Zahlungen jeder Art empfänglich sind. Das Risiko dafür wird immer größer. Denn es reicht ein untreuer Mitwisser oder ein diskreter Wahrheitsfanatiker, um Schlüsseldateien auf einem USB-Stick zu speichern und deren Kopen tausendfach zu verbreiten. Der „Whistleblower“ als Kronzeuge der Anklage hat keine Anklage zu befürchten, selbst als früherer Mitmacher und sogar als Nutznießer keine Strafen zu erwarten.
Netzwerke gibt es bereits in allen Bereichen, auch im privaten. Entscheidend ist ihre Wirkung. Wenn da nichts Sinnvolles erkennbar ist außer heißer Luft, kann man sie als Zeit- und Geldverschwendung auflösen. Aber sie haben immer ein hohes Potenzial an Zerstörung oder neuer, wertvoller Perspektiven.
Der Begriff des Netzwerkers gehört längst zum alltäglichen Sprachgebrauch, aber oft steckt nichts dahinter als eine nutzlose Scheinaufgabe, um die eigene Langeweile zu bekämpfen, wie bei einem Computerspiel, das nur als dümmlicher Zeitvertreib mit immer effektvolleren Knalleffekten die jüngeren Generationen aus der Realität vertreibt.
Das „gläserne Netzwerk“ ist besonders empfindlich. Selbst wenn man es von Innen mit schwarzer Farbe undurchsichtig macht, kann das wirken wie ein Schwarzes Loch im Weltraum, das kein Licht enthält und dessen Existenz bis heute noch nicht analysiert werden konnte, aber durch seine mächtige Energie erkennbar ist: Es kann andere Sterne angreifen, verschlingen und auslöschen.
Ein Spinnennetz ist mit seinen durchsichtigen Fäden in der freien Natur oft nicht erkennbar. Aber wenn frühmorgens Tautropfen daran hängen oder Regenflüssigkeit, dann wird das durchsichtige Glas der Klebefäden leicht erkennbar und auch, welche Giftspinne im Zentrum sitzt und auf Beute lauert.
Gut gebaute Netzwerke in Organisationen haben oft gefährliche Schwachstellen, wenn ihr Inneres zwar gut gegen Neugierde abgeschirmt ist, aber an den Randbereichen zahlreiche Schwachstellen das Ganze gefährden In einer hierarchischen Pyramide ist es das Fundament, das die Gesamtlast trägt und sichert. Wenn sich hier Löcher befinden, kann es sein, dass Alles zusammenstürzt.
Solche Löcher können Organisationsfehler in den Arbeitsabläufen sein, mangelnde Motivation der Mitarbeiter durch ein schlechtes Betriebsklima und Beförderungen nach dem Faktor des aalglatten Schleimens, aber nicht der Leistung.
Die gefährlichsten Mitarbeiter sind die Dummen, vor allem im Außendienst und im direkten Kontakt mit der Kundschaft. Solche Leute sind geschwätzig, aufdringlich wie Teppichhändler und fallen ständig auf. Es gibt sogar bezahlte Provokateure, aus deren schlechtem Benehmen und Wiederholungen man Rückschlüsse auf ihre neugierigen Auftraggeber ziehen kann. Und das kann Folgen haben bis in die oberen Vorstandsetagen.
Hierfür folgt ein Beispiel, bei dem ich vorsorglich darauf hinweise, dass alle Realnamen und Orte geändert sind und auch die Situation, so dass es nicht möglich ist, konkrete Personen zu erkennen. Für jede Quelle, auch wenn sie öffentlich ist, gilt ein Vertrauensschutz, und selbst wenn man etwas Privates über bekannte Persönlichkeiten weiß, bleibt es privat. Ein FAZ-Journalist hat mir vor Jahren über seine Hintergrundgespräche mit bekannten Politikern berichtet, die ganz offen verliefen, aber deren Details weder zitiert noch in Anspielungen in seiner Zeitung erwähnt wurden. Wer das nicht kann, wird solche Gespräche nur einmal finden.
Jetzt zum konkreten Beispiel. Vor einem Jahr traf ich in einem einfachen Arbeiterlokal zufällig einen vorher ganz unbekannten Gast, der sich völlig zurückhaltend benahm. Vor ihm stand ein Bierkrug mit einigen Abbildungen, sein persönliches Trinkgefäß, das kein Anderer benutzen durfte. Die Abbildungen auf dem Krug waren aus dem Alltagsleben, hatten aber eine starke Symbolkraft. Darüber kamen wir ins Gespräch. Er wurde sehr lebhaft, weil die optischen Zeichen etwas mit seinem Beruf zu tun hatten. Er hat mir überhaupt keine Dienstgeheimnisse verraten, und ich habe auch solche Fragen vermieden. Aber nach kurzer Zeit wusste ich, dass er der Leiter einer wichtigen internationalen Organisation war, mit direkten Querverbindungen zu den mächtigsten Staaten auf dieser Welt. Damit keine Irritation aufkam, habe ich ihm von diesen Rückschlüssen überhaupt nichts erzählt. Als wir uns nach einer Stunde verabschiedeten, sagte er freundlicherweise, dass er unser Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt gern fortsetzen würde. „Nur wenn deine Chefs es erlauben, sonst geht es nicht.“ Diese kurze Bemerkung hat ihn sichtbar überrascht, aber sie stimmte. Denn danach habe ich nie wieder etwas von ihm gehört. Sein perösnlicher Bierkrug steht aber immer noch in dem gleichen Regal, hinter der Besuchertheke und ist eine gute Erinnerung.
Jeder, der im inneren Zentrum, in der Schaltzentrale eines gläsernen Netzwerks sitzt, das er für unsichtbar hält, muss mit solchen Zufallstreffen rechnen. Und der schwerste Fehler wäre, dann ein Vertrauen zu brechen, das eigentlich vorher Niemand verlangt hatte. Ich lehne deshalb die Methoden des „Enthüllungsjournalisten“ Günter Wallraff ab, der verkleidet und mit Perücken durch Bücher über seine unfreiwilligte und ahnungslose Kundschaft bekannt geworden ist.
Umso ärgerlicher ist es, wenn Randbezirke außer Kontrolle geraten und dubiose Privatfirmen mit fehlendem polizeilichen Führungszeugnis trotzdem Auftrage bekommen, mit denen sie ständig Strafgesetze brechen. Denn wenn sie einmal als Zeugen gehört werden, sind solche feigen und dummen Befehlsempfänger schnell bereit, ihre Drahtzieher zu verraten, damit sie selbst mildernde Umstände bekommen. Wenn man in dem alten Handbuch der DDR-Staatssicherheit ( Stasi ) blättert und die ausführlichen Akten der Opfer im Berliner Zentralarchiv studiert, findet man die ganze Palette der Methoden, mit denen man Regimekritiker oder eigenständige Denker durch ausdauernden Psychoterror vernichten wollte. Der Staat wurde dadurch nicht gerettet, sondern ist – viel zu spät – wegen schwerer ökonomischer und politischer Fehler von innen her zusammengebrochen.
Das gläserne Netzwerk der Zukunft ist durchsichtig, also transparent. Die Macht darüber gehört nicht machthungrigen Einzelpersonen, sondern der Gesamtbevölkerung. Solche Organisationen haben auch schützenswerte Bereiche, in die nicht jeder Hanswurst hineinschauen darf. Aber oben, an der Spitze der Pyramide müssen Führungskräfte stehen, die ihre Vertrauenswürdigkeit durch eine öffentliche Überprüfung ihres bisherigen Lebenswandels bewiesen haben. Für sie gilt der moralische Imperativ von Immanuel Kant: „Lebe stets so, dass dein Handeln die Grundlage für ein allgemein gültiges Gesetz werden könnte.“ Auf der amerikanischen Ein-Dollar-Banknote ist das Bild einer Pyramide, die an der Spitze geteilt ist und damit getrennt vom restlichen Fundament. Diese Spitze ist von einem Strahlenkranz umgeben, und man sieht in der Mitte das weit offene „Auge Gottes“. Denn Er sieht Alles. In den Zehn Geboten hat er das Lügen und Betrügen verflucht. Er steht also für eine universale Gerechtigkeit. Wer daran nicht glaubt, bekommt es zu spüren.
Dazu passt die Musik des „Vierten Evangelisten“ Johann Sebastian Bach, in der klare Logik und geheimnisvolle Mystik eine unzerstörbare Einheit bilden. Hier kann man das hören: