22.9.2020. Glasscherbenviertel nennt man arme Stadtteile, wo sich früher die Nachbarn gegenseitig die Fenster einwarfen, so dass es viel kaputtes Glas gab. Diese Viertel gibt es immer noch. Zum Teil stehen sie unter Denkmalschutz. Die niedrigen Giebelhäuser dürfen nicht verändert oder abgerissen werden. Einige Finanzinvestoren machen das trotzdem, obwohl es in ihrer Baugenehmigung ausdrücklich verboten ist. Die zuständige Lokalbaukommission wird dann in den Zeitungen sehr ärgerlich, muss aber bedenken, das jede rechtskräftige Baugenehmigung auch Pflichten und Ansprüche erzeugt, vom Schadenerstz bis zu hohen Entschädigungen für die verhinderte gewerbliche Nutzung. Bei Verstößen gegen den strengen Denkmalschutz gibt es für die Genehmiger gar kein Prozessrisiko. Aber sonst muss man aufpassen. Werden zum Beispiel notwendige Verbote wegen dem unverzichtbaren Lärmschutz in Wohngebieten überhaupt nicht in der Genehmigung vermerkt, gelten trotzdem die übergeordnete Bausatzung der Stadt oder die allemeinen Bundesgesetze. Dann ist die unterschriebene Erlaubnis grob fehlerhaft und hat schwere Mängel. Das umstrittene Gebäude gilt sofort als Schwarzbau und kann jederzeit abgerissen werden. Ein fettes Jagdgebiet für Anwälte und Gutachter, die zunächt kostenlos, aber mit schriftlich zugesicherten Erfolgsprämien sehr gründlich und zuversichtlich das richtige Gerichtsurteil vorbereiten und abwarten können.
Glasscherbenviertel sind optisch oft eine Augenweide. Nicht nur als Fotomotiv, auch beim Spazierengehen und bem Wohlfühlen in einer noch nicht restlos vermarkteten und ungemütlichen, ausgemolkenen Umgebung. Auf Dauer wird es gar nicht anders möglich sein, wenn nicht Trabantenviertel wie ungemütliche, luftleere Mondlandschften die geplanten und fest eingeplante Nutzer abschrecken. Stattdesssen kann eine shrnswerte Mischung aus Alt und Neu richtig sein, aber auf die phantasievolle Verteilung der Merkmale kommt es an. Sonst entstehen Monsterplätze und Gespensterviertel, die Besucher aus der ganzen Welt beim Geld-Ausgeben abschrecken.
Win-Win-Situation heißt das in der anglophilen Manager-Sprache, wenn alle Beteiligten Vorteile davon haben, nicht nur eine zahlungsräftige Minderheit, die als Vorbild längst veraltet ist und spürbare Fortentwicklungen bremst, die auch der eigenen Kasse massiv schaden.
Verschwindet etwas Gewohntes, löst es oft Traurigkeit aus. Auch wenn ein Mensch nur für ein paar Tage verreist ist. Oder wenn eine alte Vase zerbricht, es sei denn, man konnte sie sowieso nicht leiden. Menschen muss man nicht um jeden Preis ertragen. Wenn sie nicht gehen wollen oder sich schwerhörig und rachsüchtig aufführen, wird es ein Fall fü die Polizei, die sofort eingreifen muss und sich nicht durch Lügen und freches Schmierentheater täuschen lassen darf, das sich meist schnell klären lässt.
Viele Neubauten sind dann überflüssig, wenn die vorhandene Bausubstanz gut ist und die Haustechnik laufend überwacht wird, normale Mängel nicht verschlampt werden und das übliche Informationssystem ordentlich funktioniert. Neubauviertel sind oft hässlich und lieblos, sollen preiswert Finanzströme bewegen, die ganz woanders von den Kommunen gebraucht werden. Tausende städtische Hände überprüfen sich gegenseitig, aber tatenlos bleibt manchmal die Innere Revision, die in jeder Behörde die eigenen Geschäfte der Mitarbeiter vor der Verschwendung und schlecht geplanten Projekten schützen soll. Wann sie überhaupt tätig wird, steht in größeren zeitlichen Abständen in der Zeitung. Zum Beispiel, wenn Bestechung bemerkt und bekämpft wird. Dann fliegen schon mal langjährige Mitarbeiter mit Hilfe der Justiz fristlos raus, finden keine vergleichbaren neuen Jobs und wandern aus. Aber selbst im fernen Kanada oder in der Antarktis gibt es genug Eisbären, die sich auf allen freien Plätzen breit machen. Die ahnungslosen Ehefrauen haften mit, in lebenslanger gemeinsamer Treue. Klatsch und Tratsch vermehren sich wie die Geier. Und viele Ohren lauschen wachsam, auch wenn man die Nasen nicht kennt.
Sternstunden der Forensik, der wissenschaftlichen Spurenauswertung, werden zum Merkmal der Zukunft. Das kann Niemand verhindern, und es wird Kosten senken, Diebe abschrecken und den Behörden immer weniger Arbeit machen, weil vollautomatische Computerprogramme selbständig arbeiten und rasch ausgewertet können, mit einer niedrigen Fehlerquote.
Trotzdem ist es alltäglich: Überall klaffen große Wissenslücken. Pauschal verurteilen darf man Niemand, aber die Abgründe werden immer schneller erkennbar. Jammern nützt da nichts, aber Aufklärung und eigene Kraftanstrengungen.
Diese Webseite wurde dafür geschaffen. Jeder kann sich informieren.
Transparenz bedeutet Durchsichtigkeit, Überprüfbarkeit, muss aber nicht Alles restlos durchleuchten.
Immer wichtiger werden Rückzugsgbiete. Keine Verstecke, sondern die Freiheit, sich die Gäste selbst auszusuchen, mit ihnen das Leben zu genießen und Belästiger wirkungsvoll zu verjagen. Da ist noch viel zu tun, aber es müssen auch die mitmachen, die dafür bezahlt werden.
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