8.3.2021. Grenzenlose Bilderfluten sind ein Merkmal der Gegenwart. Ein paar Handbewegungen reichen, dann sieht man optische Signale auf Monitoren. Dazu kommen Quellen, die Keiner beeinflussen kann, von anderen Geräten, Absendern, die sich wichtig machen wollen. Die Werbung benutzt dabei auch den Holzhammer. Schneller Wechsel der Motive, lärmende Musik und schreiende Sprüche. Die Spielfilme machen das seit etwa dreißig Jahren. In Hollywood trafen sich damals ein paar Spitzenmanager. Die Idee war, auf Langeweile zu verzichten, weil die Konkurrenz, das Fernsehen, mittlerweile immer mehr Sender hatte, über Kabel und Satellittenschüsseln die ganze Welt in das Wohnzimmer holte und dabei optisch und akustisch immer besser wurde. Die Kinos hatten dabei unveränderliche Grenzen, weil sie noch große Filmrollen transportieren mussten.
Mittlerweile geht das auch mit Datenübertragung, aber zunächst sollte Alles spannender werden. Laute Musik, schnelle Bildschnitte und eine Überfülle von Basteleien, Tricks, die ständig Aufregung erzeugen sollten, mit Hektik und Sensationen, wie früher im Zirkus mit exotischen, dressierten Tieren. Das gefiel aber den Aktivisten der Tierschützer nicht. Danach war nur noch wenig Spielraum. Die Dialoge wurden einfacher, anspruchsloser, beachränkten sich auf kurze, aufgeregte Sätze. Die Handlungen mussten ein ständig wechselndes Publikum begeistern und wurden dabei immer ähnlicher. Das Ende vom Lied: Die Kinos wurden immer leerer, und die Schauspieler standen trotzdem Schlange, auch die Regisseure, Maskenbildner und sonstigen Mitarbeiter. Die Namenslisten im Nachspann, wenn der Film vorbei war, vervielfachten sich, aber nicht das Interesse der Zuschauer. Dazu kam ein wachsendes Angebot im Internet. Und seit einem Jahr eine lange Pause, weil alle Theater geschlossen sind.
Viel Zeit zum Nachdenken, aber es müssen keine guten Ideen dabei herauskommen. Bis vor einem Jahr sah man in der Münchner Innenstadt besonders viele Mitarbeiter der Filmbranche. Man erkannte sie an ihren Themen und ihrem Benehmen. Außerdem waren sie in Gesprächen ganz offen. Das hatte mit Kino überhaupt nicht immer etwas zu tun, sondern mit Ersatzbeschäftigungen. Als Kellner, Lokalbesucher, verkleidete Lockvögel und Belästiger. Dahinter steckten Konzepte wie die „Versteckte Kamera“, „Big Brother“ und „Dschungelcamp“. Das begann vor sechzig Jahren mit Überraschungs-Scherzen, die noch originell waren.
Spätere Aufgüsse waren kalter Kaffee oder ranziger Käse, sogar Abfall. Überschritten wurden auch ernsthafte, gesetzliche Verbote, durch Belästigungen, unerwünschte Privatfotos, Einbruch in die Privatsphäre und die Verbreitung von Fälschungen. Das steigerte sich. Alternativen wurden weniger. Bis vor einem Jahr die große Zwangspause kam. Leider auch für bedeutende Künstler. In den Theatern bekommen sogar die meisten Stars nur dann Geld, wenn sie tatsächlich auf der Bühne stehen. Schaut man sich Filme an, die vor über einem Jahr gedreht wurden, sieht man Spitzenleistungen, in der Mitte des Arbeitslebens. Der angesehene Tenor Jonas Kaufmann stand vor ein paar Wochen auf der Bühne der Münchner Staatsoper, begleitet von einem Pianisten. Er sang Schumanns Liederzyklus „Dichterliebe“, in bester Verfassung, aber der Zuschauerraum war völlig leer.
Am 12.10.20 habe ich dazu einen Artikel gechrieben:
https://luft.mind-panorama.de/opernfeste-ohne-gaeste/
Die Zusammenfassung: Bedauerlicherweise gibt es kaum Ideen für machbare Zwischenlösungen. Im Sommer lassen sich alle Konzerthäuser, Plätze und Biergärten mit großen Video-Bildschirmen ausrüsten, wo das Publikum einen Mindestabstand einhält. Sogar lange Winterpausen lassen sich innerhalb gut geheizter Räume überbrücken. Es gibt noch mehr Möglichkeiten, aber sie werden nicht beachtet. Passives Abwarten schafft keine Einnahmen, aber die Kosten bleiben.
Sonstige Lösungen findet man auch nicht anders. Schnelle Einfälle erzeugen zwar Unruhe, aber sie ziehen vorbei wie ein kurzes Gewitter. Zur Zeit werden Fehler der Vergangenheit deutlich erkennbar, um die sich Niemand gekümmert hat oder deren Beseitigung sehr lange, auf illegale Widerstände stieß. Selbst mit der Not lassen sich noch unsaubere Geschäfte machen. Bis das dicke Fass überläuft. Sogar in super-reichen, hoch abgehobenen Geheimbereichen waren Zauberkünstler unterwegs, die investierten und absahnten, wo sie es gar nicht durften. Mit jeder Suchmaschine findet man die aktuellen Stichwörter: „Wirecard“ und „OpenLux“. Keine Einzelfälle, aber besonders überraschend. Weil dabei die unsichtbaren Spuren verbotener elektronischer Abenteuer ganz hell sichtbar wurden. Das ist gut so. Denn so wird die Zukunft sein. Das verschwenderisch Verbrauchte verschwindet oder lohnt sich nicht mehr. Für kluge Superhirne hätte das schon vorher klar sein müssen, aber sie haben sich auf ihre viele Vereinsmitgliedet verlassen. Das ist dumm, aber die ganz Dummen sterben auch nicht aus. Im Berufsleben trifft man sie viel zu oft. Sie werden weitermachen, aber nicht rechtzeitig merken, wenn die lange Sackgasse keinen Ausweg mehr hat. Eine vollkommene, fehlerfreie Welt wird es nie geben. Man kann für viele Pleiten und Irrtümer auch Verständnis haben und helfen. Manchmal wird das ausgenutzt. Aber die Möglichkeiten dafür werden immer weniger.
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