20.12.2015. Gustav Holst ( 1874 -1934 ) hat viel komponiert, aber sein bekanntestes Werk ist „Die Planeten“.
Im Musikschrank sind viele DVDs, in die ich bisher nur flüchtig hineingeschaut habe. Gestern war es eine Verfilmung der „Planeten“, die zu Unrecht bisher nicht beachtet wurde. Ein Meisterwerk der Assoziationen, das sind die Gedankenverküpfungen zu Stichwörtern, die sich in der Phantasie zu neuen Ideen verbinden.
Vor einem Jahrhundert, 1914, schrieb Holst „Die Planeten“. Die einzelnen Teile haben folgende Titel:
Mars, the Bringer of War (Mars, der Kriegsstifter)
Venus, the Bringer of Peace (Venus, die Friedensbotin)
Mercury, the Winged Messenger (Merkur, der geflügelte Bote)
Jupiter, the Bringer of Jollity (Der Bote der Freude, gleichzeitig der oberste Gott)
Saturn, the Bringer of Old Age (Der Bote der Alten Zeiten)
Uranus, the Magician (Der Magier)
Neptune, the Mystic (Der Mystiker)
Und das hat Jemand verfilmt, der es voll verstanden hat. Die eindringliche Musik spielt das National Orchestra of Wales unter der Leitung von Rodry Haw. Das Orchester sitzt im Studio und wird immer wieder kurz gezeigt, unter dem Flutlicht von Farben in blauen. roten, orangenfarbenen und gelben Sonnentönen. Dazu kreist ein astronomisch exaktes Miniaturmodell der Planeten.
Und zum Schluss kommt die Überraschung. Ein gelungener Scherz, selbst bei einem solchen Thema: Ein Zwischentitel meldet die Entdeckung eines neuen Planeten. Und dann sieht man Bilder von unserem Planeten, der Erde.
Der Film ist ein Feuerwerk aus Ideen, die aber den Zuschauer nicht aufdringlich überfluten, sondern exakt mit der Musik korrespondieren und ihre Wirkung vertiefen.
Mehr als Stichworte kann es dazu hier nicht geben: Beim ersten Thema Mars, der Krieg , sieht man Bilder voller Aggressivität und Wut. Vulkanausbrüche. Panzer. Militärflugzeuge. Am Ende ratlose, verzweifelte Menschen.
Venus, die Friedensbotin, setzt ein mit verschneiten Eislandschaften, die im Frühlingslicht langsam auftauen. Silberne Wasserfälle. Idyllische Sommerbilder.
Dann folgt Merkur, der Götterbote, das Medium zwischen der materiellen Realität und der alle Grenzen überschreitenden Transzendenz, der Metaphysik. Die Botschaften werden gezeigt als wirbelnde Zahlen, Diagramme, Gitternetze und Computerspeicher, die Bilder erzeugen: Florale Muster. Eiskristalle.
Teil Vier ist Jupiter, der Götterkönig. Die doppelte Kraft, zwei Mal Vier, ist in der Mathematik die liegende Acht, das Zeichen der Unendlichkeit. Hier konzentriert sich der Film auf spanische Folklore. Stierkämpfe und eine aufwändige Osterprozession in einer Kleinstadt. Dazu rollende Feuerräder und eine stilisierte riesige Machtfigur auf einem steilen Hügel: Gott.
Saturn, der Bote der Alten Zeiten, der Vergangenheit, des menschlichen Ursprungs vor Millionen Jahren. Hier sieht man Herbstbilder. Blitzendes, goldenes Sonnenlicht. Einen alten Friedhof mit verwitternden Grabsteinen.
Uranus, der Magier, ist Teil Nummer Sechs. In der biblischen Apkalypse des Johannes ist die dreifache Sechs des Zeichen des Teufels kurz vor dem Weltuntergang. Hier sieht man hektische Großstadtmenschen in verlangsamter Zeitlupe. Große Satellitenschüsseln im südamerikanischen Hochgebirge, die den Weltraum beobachten. Echte Fotos des Hubble-Teleskops. Der riesige, nächtlich glitzernde Sternenhimmel. Das grünflimmernde Polarlicht am nördlichen Rand der Erde.
Teil Sieben ist Uranus. der Mystiker. Die Ziffer Sieben ist in der Kabbala das Zeichen der Vollendung der Welt durch Gott. Hier sieht man kosmische Spiralnebel in flammenden Farben des ganzen Lichtspektrums. Licht aus den unendlichen Weiten des Weltraums. Die Milchstraße und ferne Galaxien.
Finale. Teil Acht. Zum Schluss kommmt die Entdeckung eines „neuen Planeten“. Das ist die Erde selbst. Die Ziffer Acht in liegender Form ist, wie bereits erwähnt, das Zeichen der Unendlichkeit. Hier sieht man eine Flut von Bildern unseres Planeten. Ozeane. Wasserspritzer. Traktoren. Autobahnen. Überfüllte U-Bahnen. Glühende Lava in Vulkanen. Dschungeltiere Schillernde Chamäleons. Gewitterblitze. Und einen alten Globus aus dem Mittelalter vor tausend Jahren,als man sich auch schon mit solchen Themen beschäftigte. Immer auf dem Stand der damaligen Wissenschaft. Und das gilt auch heute.
Hier kann man, in einer anderen Aufnahme, die vollständige Fassung der „Planeten“ hören und sehen,:
https://www.youtube.com/watch?v=Isic2Z2e2xs
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