9.9.2021. Tagträume haben einen schlechten Ruf. Sie gelten als gelangweilte Spinnerei, die von wichtigeren Dingen ablenkt. Das kann auch so sein. Aber genauso wie die nächtlichen Träume haben sie die angeborene Funktion, gespeicherte Gedanken zu verarbeiten. Wer im Sommer draußen auf einer Parkbank sitzt, kann aufmerksam auch nur die herumwandernden Spaziergänger und die blühenden Landschaften beobachten. außerdem die unruhigen Störenfriede und ihren Anhang. Aber es ist wie bei der Meditation: Konzentriert man sich auf eine Hauptsache und schiebt alle Neben-Signale vorher zur Seite, blüht ein schlafendes Thema immer mehr und immer lebhafter auf. Es verknüpft automatisch die alten Assoziationen, die Querverbindungen und lebendigen Gedankenbrücken, So vertieft es immer den Fortschritt, die stärkste Bedingung für jede Verbesserung. Denn es entsteht dabei eine ganze Kette von wartenden Erinnerungen, die sich selbst vertiefen und erweitern. Trainiert man das ernsthaft, gehört erst einmal Geduld dazu. Und Entspannung. Wer ständig abgelenkt wird, von von der alltäglichen Hast, Unruhe und schnell wechselnden, hektischen Zappel-Bildern, sieht dann nur noch vorbeibrausende Autos und Fahrräder. wie rasend schnellen Bildschnitte in einem Spielfilm. Was ihm dann sonst noch einfällt, interessiert aber Niemanden mehr. Lange Tagträumereien können zwar ganz sein, aber sie sind sehr selten, wenn das passende Innenleben und die Aufmerksamkeit dafür fehlen. Andererseits können Abenteuer spannende Projekte anfeuern und Fehler entdecken, bei deren Funktionsfähigkeit
So etwas kann auch schon wach und aktiv sein, bevor der Arbeitstag beginnt, bis zur Abenddämmerung. Jeder Artikel hier ist genau so entstanden. Statt weltfremder Zauberei gehören dazu noch persönliche Erfahrungen, Enttäuschungen und eine gemäßigte Energie, die erst gemeinsam mit den anderen Elementen stärker wird. Ein früherer Freund sagte gern, „Ich langweile mich oft.“ Er war 28 Jahre alt, kam mit dem Universitätsstudiumeinfach nicht voran und war zu faul zum Arbeiten. So konnte er sich auch nichts Besonderes leisten, und die Langeweile wurde immer dicker und platzfressender. Nach ein paar Jahren hatten wir uns gar nichts mehr zu sagen. Streit gab es deshalb nicht. Dann sollte man endlich gehen. Immer. Zwanzig Jahre später traf ich ihn zufällig im Stadtbus. Wir tranken ein Bier zusammen. Er trug schon eine Plastiktüte, mit fünf vollen Flaschen Bier. Eigentlich wollte er die auf der nächsten Parkbank, ganz allein trinken, aber das ließ sich, diesmal noch, zeitlich verschieben. Die gemeinsamen Erinnerungen waren leider auch nicht sehr spannend. Nur einmal sagte er, „Alles, was ich geplant hatte, ist schief gegangen.“ Das war auch schon der einzige Kern des Problems. In diesem konkreten Fall sah ich auch keine Lösung, weil er sein ganzes Denken hätte verändern müssen. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen.
Wer mehr zum Thema wissen will, lese das Kapitel „Einsamkeit zu Zweit“
https://luft.mind-panorama.de/?s=einsamkeit+zu+zweit&x=12&y=9
Zitat vom 10.8.21: „Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu Zweit“, meinte Erich Kästner (1899 – 1974). Er hatte von 1939 – 1945 Schreibverbot, aber schon nach dem Krieg wurde er bekannt mit Kinderbüchern, die ich damals auch gern gelesen habe. Er kannte an seinem letzten Wohnort München viele Leute und saß gern im alten Schwabinger Wirtshaus „Leopold“. Allein war er also nur dann, wenn er das selbst wollte. Einsamkeit ist etwas ganz Anderes: Die Abwesenheit eines passenden Klangs, einer Lieblingsmelodie oder von Lebensqualität.“
Trennungen sind alltäglich. Man muss nur damit umgehen können. Meistens allein, denn die anderen haben keine Zeit. Auch diesen einfachen Satz verstehen Viele nicht. Nietzsche nannte sie deshalb scharfsichtig „Taranteln“ (Giftspinnen), weil sie sich, für ihre unerfüllbaren Träume, an anderen rächen wollen. Mit jahrelanger Ausdauer. Dieses „Stalking“ ist verboten und strafbar, die genaue Erklärung dazu steht in jedem Lexikon. Herumspionieren und Belästigen. Lügen zusammenphantasieren, verbreiten und dabei immer freundlich lächeln. Wem das gar nicht auffällt, kann der Nächste sein. Tagträume mit hell wachen Augen können zwar auch das gut verarbeiten. Aber in schweren Fällen muss eigentlich die Justiz helfen. Wenn man dort weitergeschickt wird, einfach ins Telefonbuch schauen. Dann bekommt man auch eine gute Mail-Adresse, für Fragen und Beschwerden. Berufs-Psychologen schwätzen viel. Sehr wirkungsvoll ist aber die schon oft erwähnte Psychoanalyse, zu der es hier 57 Artikel gibt. Das braucht viel Zeit, und wenn sich ein geldbesessener Experte mit dieser Materie nur oberflächlich auskennt, ist es ein nutzloser Leerlauf. Am großen Wert der Sache selbst ändert das überhaupt nichts.
Versteht man Tagträume richtig, sind sie sehr wertvoll. Man kann sie auch schnell vergessen, aber manchmal sind sie ein Alarmsignal, und dann kann man genauer hinschauen.
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