9.8.2020. Alexander von Humboldt (1769 – 1859) hat als weit gereister Forscher sich zu vielen Themen geäußert. Das brachte seinen Namen dazu, als Inbegriff des alleswissenden Universalgelehrten bewundert und zum höheren Ideal gesteigert zu werden, als weit gefächertes Vorbild für die Gymnasien einen möglichst grenzenlosen Horizont anzubieten, in dem von der mausetoten Sprache, also Latein, bis zu chemischen Zaubereien Alles angeboten wurde, damit Jeder überall mitreden konnte. Dieser alte Geist ist immer noch in den Kultusministerien lebendig und bewirkt überlange, teure Schulzeiten und verschenkt Fachkenntnisse, die Niemand mehr in seinem späteren beruflichen Leben braucht. Gar nicht zu reden von der verlorenen Zeit.
Überall mitzureden, ist auch das auffälligste Merkmal der geschwätzigen Diskussionskultur. In Talkshows und Geschäftsbesprechungen überbieten sich einzelne Teilnehmer mit endlosen Wortmeldungen. Mir wurde einmal vorgeworfen, dass ich dabei eingeschlafen wäre. Leider hatte die Abendleitung das aus einer Distanz von hundert Metern beobachtet. In Wirklichkeit hatte ich mir Notizen gemacht und dabei den Kopf gesenkt. Und dafür mehrere Zeugen. Was sie nicht wussten: Die Notizen bestanden aus gekritzelten Karikaturen der hoch konzentrierten Mithörer und ihrer gähnenden Gesichter.
Ein Bekannter liebt es, Witze zu erzählen. Aber die harmlosen Geschichten sind viel zu lang. Wenn man endlich lachen soll, hat man den Grund längst vergessen. Wer sich Alles merken soll, verschwendet die Zeit. Selbst wenn es sich um Milliarden mühsam zusammengekratzte Computerdaten handelt, können vollautomatische Filter mit wichtigen Stichwörtern schnell Platz frei machen und sogar Zusatzinformationen abliefern, die für hohe Geschwindigkeiten sorgen, um offene Fragen zu klären und das Projekt zu beenden.
„Nur net hudeln“- Keine übertriebene Hast. Hektischer Übereifer sorgt für Schlamperei. Das galt auch schon zu den Zeiten, als die wuchernden Getreidefelder noch von Hand bewässert oder mit scharfen Sensen leer gemäht wurden. Viel falsch konnte man dabei nicht machen. Aber sobald andere wichtige Abläufe auch noch sehr störanfällig waren, gefährdete jedes Rekordtempo die Ergebnisse. Nachdenken hat ganz andere, unbezahlbare Vorteile. „Consulting“ – mit teuer eingekauften Beratungsleistungen in Hochglanzverpackungen ist schon mance Firma jämmerlich Pleite gegangen. Das saftige Ideenhonorar war trotzdem fällig. Auf die Forderung von 3.000 Euro für eine gute Idee fing ein alter Freund heftig zu weinen an, „Das kann ich mir nicht leisten.“ Es war schwierig, den nicht ernst gemeintn Scherz aufzuklären. Aber es gibt noch zahllose andere Fälle, wo Geld keine Rolle spielt. Oder mit der Einschränkung „Erfolgshonorar“, wo gierige Wunschträume wie ein Vampir vor dem Tageslicht zu Staub zerfallen.
Geld als Machtmittel zu missbrauchen,das lässt eine gestörte Persönlichkeit erkennen. Ein bekannter Schöneitschirurg vom Tegernsee hat selbst ausfgequollene Tränensäcke unter den Augen. Warum er das nicht entfernen lässt? Auf die direkte Frage lachte er, „Ich habe keine psychischen Probleme.“ Aber seine Stammkunden sicherlich. Das ist ehrlich verdientes Geld !
Alexander von Humboldts Lebenstraum, durch viel Wissen auch viel zu erreichen, ist eine Illusion. Noch schlimmer ist beschränkte Boshaftigkeit oder freche Dummheit, Neid. Täuschungen und Maskeraden, um auf Kosten anderer Leute sich eine wertlose Lebensführung zusammenzurauben und damit chancenreiche, wichtige Pläne zu verhindern oder zu beschädigen.
Eine ungelöste Hauptaufgabe ist der Abbau von unbegründeten Unterschieden, von denen eine Minderheit profitiert. Dass alle Menschen gleich sind, ist ein weltpolitischer Irrtum, der großen Schaden angerichtet und viele Opfer gefunden hat. Aber alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz. Und haben Rechte, deren Beachtung eine Pflicht des Staats ist.
Der Abgrund zwischen Pflicht und Realität ist in solchen Ländern rasch erkennbar, deren Bewohner massenhaft auswandern. Nur wenn man dabei in die dunkle Tiefe schaut, erkennt man die Dynamik schlafender Vulkane. Man kann sie nicht abschalten, aber ihre Motorik verstehen. Wer jedoch gar nichts unternimmt, wartet tatenlos auf Katastrophen, die sich in ganz anderen Bereichen längst abspielen oder sogar vorbereiten.
In der Antike glaubten Beobachter, das die ellipsenförmige Bahn der Planeten auch Musik erzeugt. Die „Sphärenklänge“ waren demnach auch Teil der kosmischen Ordnung, die alle Bereiche durchdringt und deren Verletzung schwerer bestraft wird als die Missachtung von jedem irdischen Gesetz. Diese Sphärenklänge hat noch Niemand gehört. Aber Gustav Holst hat selbst eine Musik zu diesem Thema geschaffen, mit dem Titel „Die Planeten“. Die einzelnen Teile nannte er: Mars, der Kriegsbringer. Venus, die Friedensbringerin. Merkur, der geflügelte Bote. Jupiter, der Spender de Fröhlichkeit. Saturn, der Überbringer des Alters. Uranus, der Magier. Neptun, der Mystiker.
Holst hat für die einzelnen Planeten nicht die bekannten Eigenschaften verwendet, sondern sich etwas Anderes dabei gedacht, das den überlieferten Rahmen erweitert. Das ist auch beim Zuhören nachvollziehbar. Edward Gardner dirigiert das aufmerksame, sehr engagiert spielende Nationale Jugendorchester in der Londoner Royal Albert Hall:
https://www.youtube.com/watch?v=be7uEyyNIT4
.