Im Treibhaus

7.11.2019. Treibhäuser im Botanischen Garten sind nicht überhitzt. Sie haben eine höhere Luftfeuchtigkeit und sind ganzjährig beheizt, damit die exotischen Pflanzen sich wie zu Hause fühlen, denn sonst könnte man sie in Nordeuropa gar nicht anschauen. Die Besucher können das leicht aushalten und gehen besonders im Winter gern dorthin.

Als überhitztes Treibhaus bezeichnet man den gegenwärtigen Zustand der Erderwärmung, die den ganzen Planeten bedroht. Das hatte sich schon lange angekündigt, wurde aber nicht ernstgenommen, und jetzt laufen sogar die selten gewordenen Demonstranten mit Klima-Warnungen durch die Straßen, so dass die betroffenen Busse und Straßenbahnen stundenlang umgeleitet werden oder gar nicht fahren. Das betrifft dann nicht zweihundert Demonstranten, sondern Tausende von Fahrgästen.

Nicht nur beim Wetter, auch beim sonstigen Klima zwischen den Menschen gibt es Überhitzungseffekte. Kinofilme sind mehrheitlich zu laut, haben Schnittwechsel in Höchstgeschwindigkeit. Die Bilder prasseln auf die Zuschauer ein, während die Dialoge aus der Steinzeit des Partygeplauders stammen.

Ein total überhitztes Treibhaus ist das Musiktheater in Bayreuth. Seit Jahren habe ich öffentlich gefordert, dass dort eine Klimaanlage eingebaut wird. Angeblich hat man Angst um die Akustik. Doch gemeinsam mit einem professionellen Akustik-Experten lässt sich eine geräuschlose Klima-Anlage jederzeit einbauen.

Schon im April 2012 hatte ich in der Nähe der Münchner Staatsoper ein Gespräch mit dem früheren bayerischen Finanzminister Georg von Waldenfels, der auch Vorstandsvorsitzender der wichtigen Sponsorenvereinigung „Freunde von Bayreuth“ ist. Ich fragte ihn nach den Gründen für die fehlende Modernisierung. Er sagte nur: „Das wird dort nicht gewünscht.“ Dort – das kann nur die Festspielleitung sein. und die wird ihre Meinung zwangsläufig ändern müssen, damit nicht immer mehr Besucher fernbleiben.

Ganz wichtig ist hier der wiederholte Hinweis auf das Urheberrecht. Falls der Stiftungsrat sich doch noch zu einer Aktualisierung der Technik im Zuschauerraum entschließt, ist die – detailliert begründete Forderung nach der dringend notwendigen Klimaanlage nachweisbar meine Idee. Der frühere Finanzminister von Waldenfels ist natürlich Volljurist und wird sich auch ohne jeden Zweifel an unser Gespräch erinnern. Mit ihm eine Lizenzvereinbarung auszuhandeln, ist also ein Kinderspiel. Geldgierig bin ich nicht, aber es gibt andere wichtige Probleme in der ganzen Welt, die sich aus finanziellen Gründen bisher nicht lösen ließen. Und die endgültige Verwendung offenzulegen, ist überhaupt kein Problem.

„Im Treibhaus“ heißt ein Lied von Mathilde Wesendonck, die Richard Wagner leidenchaftlich liebte. In dieser Stimmung komponierte er das Musikdrama „Tristan“, von dem er selbst sagte: „Wenn das gut gespielt wird, werden die Leute verrückt.“ Die Melodien der Oper hat er selbst, im Stil des Hauptwerks, auch als Begleitung für das dritte Wesendonck-Lied verwendet. Es ist überhaupt nicht überhitzt, sondern melancholisch und beginnt mit den Worten: „Hochgewölbte Blätterkronen, Baldachine aus Smaragd. Kinder ihr aus fernen Zonen, saget mir, warum ich weine.“

Das singt hier die unvergleichliche Tiana Lemnitz:

https://www.youtube.com/watch?v=c991v0TCwMs

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