21.2.2020. Der Fasching endet mit dem Kehraus Das ist auch am nächsten Dienstag die letzte „Schlussreinigung“. Über das Thema hat der Satiriker Gaerhard Polt einen bissigen Kinofilm gemacht. Während in einer großen Firma die einfachen Mitarbeiter noch einmal die Sektkorken knallen lassen, beschließt das Management eine Etage höher ihre Kündigung, also den Rausschmiss.
Am Aschermitwoch ist sowieso Schluss mit Maskeraden, Perücken und Verkleidungen. Wer dann noch kostümiert herumläuft, macht sich lächerlich oder unglaubwürdig oder ist ein Betrüger. Die können auch im teuren Nadelstreifenanzug auftreten, der echtes Geld gekostet hat, aber sie fallen früher oder später auf, weil ihr Benehmen und ihr Reden logische Fehler enthält, nicht den Tatsachen entspricht und auch noch einige andere, sich wiederholende Eigenarten hat, die man selbst mit öliger Theaterschminke nicht zukleistern kann.
Und wenn dann nur noch leere Sektflaschen unter den Tischen liegen, dann beginnt die Fastenzeit, am 26. Februar. Denn die tollen Tage vorher sind seit Jahrhunderten ein turbulenter Abschied vom Winter. Da lässt man es noch einmal krachen, aber anschließend, bis Ostern wird gefastet, das heißt, viel weniger gegessen und verspeist als sonst. Da ist den Klostermönchen vor 500 Jahren etwas eingefallen. Um trotzdem immer satt zu sein, brauten sie das erste Starkbier, das nicht nur reicher an Nährstoffen ist, sondern auch an Alkohol. Zwei Wochen lang war man wirklich zurückhaltend. Aber das reichte dann auch. „Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit“. Bei der derben Starkbierprobe am 11.3.20 lassen sich die Münchner Spitzenpolitiker und andere selbsternannte Prominente von Kabarettisten öffentlich lächerlich machen („derblecken“) und bekommen zur Belohung kostenlos das erste Starkbier. Ihre Gegenleistung besteht darin, dass sie über die Beschimpfungen lachen MÜSSEN, denn das Ganze wird im Fernsehen direkt übertragen. Manchen ist zwar längst das Lachen vergangen, aber es gibt professionelle Gesichtstrainer, die auch die Mund-Muskulatur in jede Himmelsrichtung bewegen können.
Das ganze Jahr muss man so etwas nicht haben. Vor vielen Jahren habe ich den ersten privaten Faschhing vier Tage lang durhgefeiert. Trotz kurzer Erholungspausen reichte das bis heute. Und wenn andere Leute immer noch ihren Spass daran haben, dann ist daran nichts Schlechtes.
Das Schlimme passiert nicht nur zu anderen Jahreszeiten. Täglich neue Schreckensmeldungen, dazu an den Mikrofonen schwatzende Phrasendrescher, die den Wählern das Blaue vom Himmel herunter versprechen. Immer wieder die gleichen Leerformeln, keine Ursachenforschung. Keine Lösungen. Die Vier Jahreszeiten wiederholen sich nicht nur im Kalender, sondern auch im Wortschatz. Bei manchen Zeitungen reicht mittlerweile das Überfliegen der Überschriften, dann weiß man schon, was im vollständigen Text steht.
Man muss sich damit nicht zufrieden geben. Im Alltag ist es immer wieder überraschend, wenn an den vielen Plätzen, wo die Leute eigentlich nur Enstpannung und Geselligkeit suchen, kluge Köpfe unerkannt die Zeit vorbeiziehen lassen. Manchmal reichen Stichwörter, die kein Mithörer versteht oder beachtet. Sie funktionieren wie eine geschlossene Tür oder wie ein Fenster, das man nur antippen muss, damit es sich öffnet. Allein der Austausch von Lebenserfahrungen ist manchmal voller Überraschungen, und wenn man sich später nicht bei Anderen damit wichtig macht, spart man nicht nur Zeit, sondern gewinnt auch Vertrauen, das ein Vielschwätzer nicht verdient oder missbraucht. Dumme Menschen bemerken gar nicht, dass sie langweilig sind und benehmen sich dann immer auffälliger. Auf Dauer bringt das Nichts. Dafür gibt es die Funktion des Wegschauen, Weghörens und viele andere Mitmenschen, die das genauso sehen, aber für andere Bilder und Wahrnehmungen offen sind.