19.3.2021. Das vollkommenste geometrische Gebilde ist der Kreis, weil er keine Ecken und Kanten hat. Aber die Welt wäre langweilig, wenn sie nur aus Kreisen besteht. Dann gäbe es auch keine Vielfalt mehr und keine Unvollkommenheiten, natürlich auch keine Fehler. Aber Kontraste sind ein Universalgesetz. Sie ezeugen Spannungen, also auch den Fortschritt. Allein aus den beiden Gegensätzen Plus und Minus baut sich das Binärsystem auf, die Programmsprache für Computer. Wenn Etwas zu viele Details hat, wird es unübersichtlich. Betrachter verlieren den Durchblick, verwirren sich oder erzeugen ein Chaos.
Das ist das Gebäude der Welt, und es gab viele Verbesserungsversuche. Völlig gelingen können sie gar nicht, aber eine Annäherung ist möglich. Die Entwicklungsgeschichte des Planeten Erde funktioniert nach diesem Prinzip. Es gerät oft aus dem Gleichgewicht, wenn die zerstörerischen Elemente zu stark werden. Dafür gibt es viele Hilfsmittel. Genutzt werden sie nicht, wenn die Herrschaft sich aufbaut aus Unwissenheit, Faulheit, Dummheit oder wegen der Übermacht der schwarzen Wolken. Dann greift die Natur ein, die universale Weltordnung. Sie lässt Ernten verfaulen oder vertrocknen. Firmen brechen zusammen und die Arbeitsplätze verschwinden. Was übrig bleibt, muss lernen. Das ist meistens eine MInderheit, die anderen laufen hinterher. Eine Entwicklung, die schon seit Jahren feststellbar war, aber vor einem Jahr eine Vollbremsung erlebte. Falls die genannten Ursachen sich verbessern, ist viel Platz für Hoffnung und gute Prognosen. Doch die Mitläufer warten auch ab. Die Mischung muss sich verbessern, an den Universalgesetzen verändert sich nichts, aber sie waren immer beeinflussbar, innerhalb ihrer befristeten Epochen.
Umschalten zwischendurch öffnet auch neue Perspektiven, selbst wenn sie sich zunächst auf die Vergangenheit richten. Ein flüchtiger Blick bedeutet dabei gar nichts. Der große Aufbruch in Deutschland war nach den Totalzerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Durch Ludwig Erhards leider längst vergessenes Wirtschaftswunder kam es zu Sensationserfolgen: Fresswelle, Eigenheimwelle, Autowelle, Reisewelle. Am 21,10.20 habe ich dazu einen Artikel geschrieben:
https://luft.mind-panorama.de/hilfe-fuer-die-bauern/
Zu Zeit des leicht wiederholbaren, aber einfach in den Schubladen spurlos verschwundenen Wirtschaftswunders mit seinen klaren Regeln, gab es auch die Heimatwelle: Die Sehnsucht nach Sicherheit, nach friedlichen Landschaften und netten Mitbürgern. Das war ein Riesenerfolg in den Kinos. Die große Welt hatte ihre eigenen Regeln, die kleine auch. Damals blühte die Märchenwelt der Operette, die heute nur noch eine Randerscheinuung ist. Schaut man sich die alten Verfilmungen aus den Sechziger Jahren an, kommt man auch ins Träumen: Angenehme, gefühlvolle Melodien, kleiner Streit der Solisten und glückliches Ende. Aus diesem Kochrezept wurde der Massentourismus. Durchreisende auf überfüllen Parkplätzen, überhöhte Preise, Abzockereien. Nicht überall, aber auch nicht nur ein paar Inseln, im großen Ozean der klingelnden Kassen. Es blieb trotzdem angenehm, weil die Natur einfach stärker war: Das Hochgebirge. Bergwanderungen. Almhütten mit Übernachtungszimmern. Doch auch helles Licht von denen, die nicht im großen Strom mitschwammen. Kürzlich schrieb ich einem alten Bekannten: „Im Traum macht man manchmal weite Reisen und sieht Dinge, die schnell wieder verschwunden sind. Das sind Bilder aus der Erinnerung, der Vergangenheit. Sie schlafen nur und warten auf ein Signal, das sie wieder weckt. Dann arbeiten sie und entspannen die Gedanken.“ Aber nicht überall. Wichtigtuer und Betrüger passen nicht dazu. Doch man kennt ihre Treffpunkte und verzichtet gern darauf. Es gab immer etwas ganz Anderes. Lange Spaziergänge. Abende in alten Wirtshäusern. Gärten. Nie gesehene Städte, Dörfer, Ziele im Alpengebiet.
Das gibt es immer noch. Ein Beispiel für eine gelungene Operettenverfilmung aus Tirol, it allen Zutaten der damaligen Zeit, kann man hier sehen. 2017 brachten die Seefestspiele Mörbisch den „Vogelhändler“ (132 Minuten) :
https://www.youtube.com/watch?v=NW5jBwYOGr8
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