Die schwarze Küche

24.8.2021. Große Industriekonzerne laden gern Schulklassen  ein, damit sich der erhoffte Führungsnachwuchs auf sie freut. So habe ich auch die Chemischen Werke Hüls kennengelernt, im Ruhrgebiet. Einen Tag lang wurden wir durch ungemütliche große Hallen geführt, dann hielt ein leitender Redner einen Vortrag für Eingeweihte, und zum Schluss gab es ein kostenloses Mittagessen. Auch der wöchentliche Chemieunterricht brachte keine Hochspannung. Vor Allem wurden komplizierte, trockene Formeln gelernt, und die explosiven Experimente fanden nur sparsam statt. Chemie. das war nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren, erst einmal die Ursuppe: Ein unbekanntes Gemisch, aus dem die Elemente mit Wasser und Erde entstanden, ganz langsam. Im Mittelalter wollten die Alchemisten zaubern. Sie rührten immer wieder magische Tränke zusammen, aber die Herstellung von echtem Gold gelang bis heute nicht. Im Schatten wartete immer Satan. In seiner Teufelsküche entstanden die gefährlichsten Suppen. Am 10.12.20 habe ich über „Marlowes Teufelspakt“ berichtet:

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Zitat: „Der erste Akt von Marlowes Drama „Faustus“ spielt in Fausts Wohnung in Wittenberg. Er bilanziert seine bisherige wissenschaftliche Karriere als Theologe, Philosoph, Arzt und Jurist. All das erscheint ihm vergeblich, und er beschließt, sich in Zukunft mit der Zauberei, derMagie zu beschäftigen, sie verspricht ihm grenzenlose Macht. Er träumt davon, Geister zu beschwören, die ihm dienen. Mephistopheles erscheint und unterbreitet ein Angebot seines Herrn, Luzifer. (Teufel, Satan). Er  schenkt Faust ein magisches Buch, dessen Zauber ihm die Verwandlung in jede andere  Gestalt erlaubt. Allerdings fordert er dafür eine Verpflichtung, einen Vertrag, dass Faust anschließend zu seinem totalen Eigentum wird, Das muss Faust mit seinem Blut unterschreiben. Nach der Unterzeichnung des Vertrages ist der Teufel gegenüber Faust gehorsam, dienstbar und erfüllt alle Wünsche. Dann folgt Fausts Himmelsreise, in einem von Drachen gezogenen Flammenwagen. Diese Reise führt ihn innerhalb einer Woche um die ganze Welt, mit den Stationen: Trier, Paris, Neapel, Padua und Venedig. Zurück in Wittenberg, beginnt  Fausts gnadenloser Untergang. „Satan entfaltet seine Macht.“ Die drei Oberteufel Luzifer, Beelzebub und Mephistopheles steigen aus der Hölle auf, um ihr Opfer Faustus zu holen. Andere Gäste besuchen Faust ein zweites Mal, denn die Nacht war „voll von nie gehörten Schreckensschreien und Jammer“. Sie finden nur noch  den Leichnam des Doktors, schrecklich zugerichtet.“

In  fast keiner anderen Tragödie erlebt man dieses  Aufeinanderprallen zweier Zeitalter: Das von der Religion bestimmten Mittelalters und die wissenschaftsgläubigenNeuzeit,

Das Mittelalter endete mit dem mutigen Auftreten von Martin Luther (1483 – 1546), dessen leidenschaftliche Freiheits-Gedanken eine ganz neue Kirche gründeten, sich gegen alle Widerstände auf der ganzen Welt immer mehr verbreiteten und auch viele neue Denkmethoden gründeten. Die Ursuppe, vom Anfang aller Zeiten und das satanische Teufelsgebräu der mittelalterlichen Zauberküchen, verwandelten sich in die wissenschaftliche, nachprüfbare Forschung der Neuzeit.

Aber auch hier gilt das Prinzip, die Zeichen Vergangenheit zu vergleichen  mit späteren Epochen  und daraus dann die Zukunft zu erkennen. Manchmal geht das schief und auch viel zu oft. Deshalb bleibt es auf der ganzen Welt ein Dauerthema mit Haltepunkten, so wie die jetzige Katastrophe in Afghanistan. Zwanzig Jahre nach dem Anschlag auf die beiden Zwillingstürme, mitten in  New York am 11.9.2001. Seitdem ist auch eine unerwünschte Vergangenheit zurückgekehrt, die Niemand mehr für möglich hielt. Hollywood vergab 2006 den Oscar für ein aufrüttelndes Projekt, das in den Kinos sehr erfolgreich war: „Das Leben der Anderen“, des deutschen Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck. Wikipedia: „Das Drama stellt den Staatssicherheits-Apparat und die Kulturszene Ost-Berlins in den Mittelpunkt und setzt sich außerdem  ernsthaft und kritisch mit der Geschichte der DDR auseinander. Es zeichnet die Möglichkeit einer Versöhnung zwischen Opfern und Tätern. Die Produktion entstand mit relativ geringem Budget und unüblich niedrigen Darstellergagen.

Die Handlung: Im Ost-Berlin des Jahres 1984 wird der StasiHauptmann Gerd Wiesler (Kürzel HGW XX/7) damit beauftragt, in einem „UV“ (Kurz für Untersuchungsvorgang im MfS-Jargon) belastendes Material gegen den Theaterschriftsteller Georg Dreyman zu sammeln. Wiesler „verwanzt“ mit einem Trupp der Stasi und Überwachungstechnik die Wohnung, in der Dreyman lebt  und richtet auf dem Dachboden des Hauses eine Abhörstation ein.“

Der Film hatte viele Zuschauer, für das Thema ist das eher ungewöhnlich. Aber 2006 war die Erinnerung noch ganz frisch, die Tatsachen hatte Niemand vergessen, der persönlich damit aufgewachsen war.

Solche  Methoden sind nach dem Grundgesetz von 1949 verboten. Unsere Verfassung kann nur das Parlament mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit ändern, nach gründlicher öffentliche Beratung. Sondergesetze sind bis dahin ausgeschlossen. Sie dürfen nicht angewendet werden.

Die großen Schlagzeilen sehen heute ganz anders aus. Doch Spuren lassen sich deuten und erklären. So wie ein konkretes Bild andere Gedanken und Erinnerungen auslöst. Am Beispiel des spanischen Malers Salvador Dali (1904 – 1989) sind dazu hier schon über 20 Artikel entstanden:

https://luft.mind-panorama.de/?s=salvador+dali&x=16&y=10  

Zitat vom 8.8.20: „Die alten Zeichen, Kreuze, Schwerter, Erzählungen werden bei Salvador Dali wie echte fotografische Fakten gezeigt, aber sie sind Teil der Bildersprache der Symbolik, die lange vor der Erfindung von Schrift und Text mächtige Zeichen entwickelte, die damals Jeder verstand. Die Verbindung zu solchen Quellen ist für eine immer größer werdende Mehrheit nur noch schwer zu verstehen,  ausgerechnet in der heutigen, entfesselten Überflutung mit Daten und belanglosen Informationen sogar schwächer geworden. Aber die alten Zeichen sind unzerstörbar. Sie warten auf ihre Entdeckung und darauf, die Gegenwart aus ihrem unruhigen Dämmerschlaf zu wecken: Das Wissen um die Kräfte, das sich zwar mit festen Orten verbindet, aber ganz unabhängig davon ist.“

Das heißt: Jeder Vergleich der Vergangenheit mit  späteren Zeiten ergibt eine Veränderungslinie, die direkt in die Zukunft zeigt.

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