Rheingold in La Spezia

22.6.2021. Dass aus einem ereignislosen Sommernachmittag etwas ganz Großes entsteht, kann nicht alltäglich sein, denn sonst wäre die Welt voll mit riesengroßen Wundern. Im August 1982 war ich in La Spezia, dort war ein überfüllter Badestrand. Und bald vergessen. 130 Jahre vorher, geschah dort etwas Anderes: „Am 4. September 1853 reiste Richard Wagner  mit dem Dampfschiff von Genua an. Später berichtete Wagner in „Mein Leben“: „Ich suchte in Spezia den besten Gasthof auf. Nach einer in Fieber und Schlaflosigkeit verbrachten Nacht zwang ich mich des andren Tages zu weiteren Fußwanderungen durch die hügelige, von Pinienwäldern bedeckte Umgegend.  Am Nachmittage heimkehrend, streckte ich mich todmüde auf ein hartes Ruhebett aus. Ich versank  in eine Art von somnambulem Zustand, in welchem ich plötzlich die Empfindung erhielt, als ob ich in ein stark fließendes Wasser versänke. Das Rauschen  stellte sich mir bald,  im musikalischen Klange des Es-dur-Akkordes dar.“

Das ist der Beginn des „Rheingold-Vorspiels“, das im Wasser beginnt, wie die Entstehung einer ganzen Welt, insgesamt vier Abende lang. Dann geht die fehlerhafte, mit Sünden überladene Welt unter. Dazwischen entfaltet sich ein einmaliges Panorama, voll mit Symbolen, Naturerscheinungen, magischen Zaubereien und einer gewaltigen Musik, die alle Bilder noch vertieft und erweitert. Sechzehn Stunden lang. Das kann sehr langweilig sein, aber wenn es gut gestaltet wird, hat es eine hypnotische Wirkung, wie ein alter Zaubertrank, ein Getränk, das im Mittelalter oft verwendet wurde. Eine Herausforderung für Kinofilme, die aber bisher an dem Anspruch gescheitert sind, mehrere Bewusstseins-Ebenen erkennbar zu machen, die übereinander gelagert sind und viele versteckte Querverbindungen haben. Die Opernhäuser haben auf ihren Bühnen noch engere Grenzen, trotz aller technischen Tricks.

Schaut man, von außen auf einen Dschungel, wirkt er geheimnisvoll und  undurchdringlich. Mit Karten oder Messinstrumenten lässt sich ein Weg finden, der die Pracht des Naturschauspiels nicht beschädigt. Voraussetzung dafür sind eigene Fähigkeiten, Erfahrungen an ähnlichen Orten  und eine Begeisterung dafür.

Dieser Weg ist für die Wagnerweke noch nicht gefunden. Aber wenn es eines Tages gelingt, gibt es ein neues Weltwunder, das auf allen Kontinenten gezeigt werden kann. Das wird schon bei der Vorbereitung teuer, aber die Gewinne sind noch höher. Je nachdem, wer dabei mitmacht und einen erkennbaren  Anteil an dem Projekt hat. Geldgier allein ist dabei wertlos, aber andere Kenntnisse sind unbezahlbar.

Direkte Auswirkungen hätte das auch für die Aufwertung der Wagnerstadt in Franken und deren Besucherzahl, in allen Jahreszeiten. Dazu gibt es bereits einen Beitrag vom 7.5.19 und zahlreiche andere Hinweise:

https://luft.mind-panorama.de/magnet-bayreuth-aufwertung-der-altstadt/ 

Neubauten in einer Stadt sind unvermeidlich. Aber man kann auch die historische Substanz restaurieren, lebendig machen oder ergänzen. Der weltweite Tourismus hat längst Grenzen erreicht und dabei verpasst, dass auch alte Bauten eine starke Anziehungskraft besitzen. Wien, London und andere Metropolen kümmern sich darum. Und Lücken können jederzeit geschlossen werden.

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