Lacrimae

11.6.2016.  Lacrimae – Tränen gehören zum Leben dazu. Sogar beim Zwiebelschneiden fließen sie schnell. „Gefrorene Tränen“ sind in Schuberts „Winterreise“ das Zeichen tiefer Einsamkeit. Krokodilstränen sind geheuchelt. Ein paar Schauspieler können sogar auf Zuruf weinen. Das ist kein Zeichen für sonstige Glaubwürdigkeit. Ungelöste Probleme führen zur Abstumpfung. Dann ist auf einmal Schluss mit dem Weinen. Der Verstand versucht Ordnung zu schaffen und Ursachen zu finden.

Das gelingt nicht immer sofort, aber durch die Einschaltung unterschiedlicher Perspektiven. Die Rückschau verbindet frühere Erfahrungen mit heutigem Wissen und sorgt für eine  Neubewertung. Archäologie, Kriminalistik, alte Dokumente öffnen Datenschätze mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, deren Suchfunktionen blitzschnelle Ergebnisse liefern.

Vernachlässigt werden dabei immer noch  Randgebiete, die man falsch einschätzt. Zum Verständnis der Welt gehören auch die überlieferte Symbolbilder der Frühzeit, in denen sich abstrakte Erkenntnisse finden lassen. Die Mysterien, rituellen Ekstasen, die Phänomene der Inspiration und Anregung. Dazu der Speicher des Unterbewusstseins, in dem unangenehme  Erfahrungen auf ihre Neu-Entdeckung und Bewertung warten, wie unsichtbare Funksignale, die das Internet verbinden, gespeichert sind auf allen Kontinenten und von keiner einzelnen Hand, von keinem Staat zu löschen sind.

„Die schwarze Hand“. So nannte man vor hundert Jahren in New York ein paar Einwanderer vom Mittelmeer, die immer mächtiger wurden. Viel vornehmer ging es beim gleichen Thema zu, als Francis Ford Coppola vor vierzig Jahren seine Kinofilm-Trilogie „Der Pate“ (The Godfather) schuf, mit Hollywood-Stars und großer Musik. Hier kann man das hören:

https://www.youtube.com/watch?v=1aV9X2d-f5g

Auch das ist Vergangenheit.  Süditalien ist immer mehr verarmt. Die alten Strukturen lösen sich langsam auf oder wandern nach Norden. In Rom findet  seit letzten November ein gewaltiges Spektakel statt. Zitat von der Internetseite des deutschen Fernsehsenders „tagesschau.de“: “ „Mafia Capitale“ war eine gigantische Geldmaschine. Die Ermittler haben zum Beispiel den Unternehmer Salvatore Buzzi abgehört, einen der Drahtzieher. Er rechtfertigte sich für 5000 Euro, die er einem städtischen Beamten an Bestechungsgeldern überwiesen hat – monatlich, versteht sich.“Mafia Capitale“ hat in großem Stil öffentliche Aufträge an Land gezogen: Unterbringung von Migranten, Müllentsorgung, Straßen ausbessern – ein lukratives Geschäft, auch für die, die in großem Stil Bestechungsgelder kassiert haben. Die Mafia-Organisation war bestens vernetzt in Politik und Verwaltung. Bis in höchste Stellen.“ Die Gerichtsverhandlungen werden vom Fernsehen in alle Haushalte übertragen.

Hier ist der vollständige Pressebericht:

https://www.tagesschau.de/ausland/mafia-capitale-prozessauftakt-101.html

Soll man da noch weinen? Das bringt nichts. Aufklärung, Spurenauswertung (Forensik) mit traditionellen Methoden wird immer schneller ergänzt durch die Veröffentlichung der  Datenspeicher, die kürzlich auch in Panama die Geheimkonten steinreicher Geschäftsleute und Politiker im Detail offenlegten oder die Ermittler, die verbotene Geldflüsse von Sepp Blatters Weltfußallverband FIFA durchleuchteten. Die Auswertung geschieht nicht mehr allein durch Behörden, sondern immer mehr durch Journalisten, Betriebswissenschaftler, Banker, Kryptologen, Internetnutzer und  aus anderen Erkenntnisbereichen.

Im Jahr 1969 veröffentlichten die amerikanischen Sänger Simon and Garfunkel ihr Lied „The Boxer“. Es handelt von der Einsamkeit der Großstädte und dem Boxer, der trotz seiner verlorenen Kämpfe wieder aufsteht und nicht geht.

„When I left my home and my family, I was no more than a boy In the company of strangers. And wishing I was going home Where the New York City winters Aren’t bleeding me, Leading me, Going home.

In the clearing stands a boxer. And a fighter by his trade. And he carries the reminders, in his anger and his shame, ‚I am leaving, I am leaving.‘ But the fighter still remains.“ Hier kann man das hören:

„The Boxer“

https://www.youtube.com/watch?v=wzUEL7vw60U

.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.