23.11.2020. Das eigene Gesicht kann sich Niemand selbst aussuchen. Hässliche Menschen können sehr empfindliche Antennen haben, für den Reichtum des Innenlebens in der äußeren und inneren Welt. Als München noch die Hauptstadt der Freizeit und der Kultur war, gab es überhaupt keine Probleme damit, schöne Leute kennen zu lernen. Viele hatten wenig Geld und freuten sich über ein Freibier. Andere wühlten in gedanklichen Abgründen herum, die Niemand begreifen konnte. Die haben sich gefreut, wenn Jemand zuhörte und auch Antworten wusste. Spätnachts kam ich vor dreißig Jahren mit einem unbekannten Zufallsgast, an einer überfüllten Theke, ins Gespräch. Nach ein paar Minuten sagte er, „So hat mich ja noch Niemand angesprochen!“ Daraus wurde eine zweijährige Freundschaft, mit dem wichtigsten Erfolg: Gegenseitige Vertrauen. Dann verlor man sich aus den Augen, aber es kamen auch ganz Andere, die man nur noch loswerden wollte. Das war nicht immer einfach. Wenn Kriminelle aktiv werden, merken sie nicht schnell genug, dass sie Auffälligkeiten und Spuren hinterlassen. Meistens ist das für Einzelne egal, ein Fall für die satte Gewinne suchende, rücksichtslose Sensationspresse. Straftaten hat es immer gegeben, aber es ist erstaunlich, wie Viele gar nicht wissen und auch nicht wissen wollen, dass sie aktiv daran beteiligt sind. Das kann schief gehen und sehr teuer werden, vor Allem, wenn viele Mitwisser plaudern.
Dabei gibt es genug deutliche Erkennungs-Merkmale. Zum Beispiel die Gesichtsmuskulatur. Schauspieler können das zwar beeinflussen, aber wenn sie es übertreiben, erkennt man sie als Lügner und Betrüger, manchmal auch für ein paar Euro Bargeld. Im Gesicht gibt es sehr viele bewegliche Muskeln. An der Stirn drücken sie Sorgen oder gesteigerte Konzentration aus. An halb geschlossenen oder lächelnden Augen merkt man es, wenn sie zu sehr verspannt werden, also etwas ganz Anderes verraten, als das, was der höfliche Mund sagt. Ein verkniffener Mund oder ein viel zu breites Lächeln deuten hin auf Gedanken, die Keiner bemerken soll. Täuschungsmanöver. Unruhige Gesichtsmuskeln demonstrieren eine erhöhte Anspannung, auch Unbeherrschtheit.
Das war nur eine kleine Auswahl, aber die Körpersprache hat eigene Orientierungskarten. Details kann man falsch bewerten, aber der Gesamt-Zusammenhang ist deutlich. Dazu kommt die Wortwahl. Text-Versprecher oder Satzlücken nennt man „Freud´sche Fehlleistungen“, weil der Wiener Forscher sie genau untersucht hat. Wenn auf einer voll besetzten Betriebsfeier der Festredner sagt: „Und jetzt stoßen wir alle auf unseren Chef AUF“, dann wollte er nicht anstoßen, sondern sich angeekelt übergeben. Freud hat auch ein kluges Buch mit dem Titel geschrieben: „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“. Da klärt er, dass lustige, lachende Partynudeln und witzereißende Kollegen mit verschwiegenen, starken Spannungen kämpfen, die immer wieder ein Ventil suchen, einen Blitzableiter. Und das sind ihre Mitmenschen. Nervensägen werden so zumindest verständlich. Ein bei Frauen beliebter Kollege freute sich einmal auf die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft, mit den Worten: „Da bekommen die Schwulen wieder schöne Beine zu sehen.“ Ich habe ihn nur gefragt, „Woher weißt du das?“ Der ganze, voll besetzte Tisch hat schallend gelacht. Er selbst war entsetzt und bekam eine Panik-Attacke. Das Gelächter war schnell vorbei, aber es hatte gewirkt. Und er wusste nicht, warum. Weil sein Innenleben zum Vorschein gekommen war.
Auch sonstige Fehler haben derartige, verräterische Ursachen, wenn Jemand überfordert ist, von den Arbeitsabläufen, der inneren Organisation seiner Firma durch unfähige Manager. Vom vergifteten Betriebsklima durch faule, bösartige Mitarbeiter.
Deshalb muss über diese Dinge gesprochen werden. Das tue ich sehr oft und schade Niemandem persönlich damit. Man kann sich denken, dass derartige üble Erfahrungen, nicht nur einmal, immer wieder auch in der alltäglichen Realität auftauchen, auch in noch ganz anderen Zusammenhängen. Wer es liest, versteht es – oder nicht. Das Angebot ist immer da, Wissenslücken und fehlende Kenntnisse zu schließen. Auch für teure Experten, die nicht über den Rand ihres Büroschreibtischs hinaus schauen können, weil sie denken, dass sie wichtige Meister sind. Aber das Gegenteil kann richtig sein. Und die Zeichen sind nicht nur erkennbar, sie lassen auch Zukunftsprognosen zu.
Schlechte Prognosen kann man korrigieren, aber erkannte Fehler müssen vorher beseitigt werden. Die Verursacher sind bekannt. Es ist Sache der Mehrheit, für den gemeinsame Erfolg auch belohnt zu werden, ganz legal. Am nächsten Wochenende ist der erste Advent, das Warten auf die Ankunft einer neuen Welt, die sich äußerlich nicht dramatisch verändern muss. Aber eine andere Energie, andere Motive und ein paar andere Ziele hat. In der Kunst gelten eigene Regeln.
„Für eine Handvoll Dollar“ (The Good, the Bad and the Ugly) heißt ein spannender Cowboy-Film von Sergio Leone, aus dem Jahr 1964. Die Musik von Ennio Morricone ist sehr hörenswert und manchmal auch sehenswert, wenn Sarah Hicks dirigiert:
https://www.youtube.com/watch?v=enuOArEfqGo
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