19.8.2021. Spricht man von Nordamerika, sind damit meistens die Vereinigsten Staaten (gemeint). Sie tauchen auch immer wieder hier auf, aber zum Kontinent gehören auch Grönland, Kanada und Mexiko, das Viele für einen Staat in Südamerika halten.
Die Vereinigten Staaten sind Weltmacht Nummer Eins, haben Spitzenpositionen in der Forschung und Ökonomie, doch ein Datum sorgt immer noch für Unruhe: Das Ende des Kriegs im asiatischen Vietnam, der von 1955 bis 1975 dauerte. Zum ersten Mal wurde das amerikanische Militär besiegt, weil es auf Kampfmethoden traf, mit denen Niemand gerechnet hatte: Die Guerilla-Taktik. Arme Reisbauern aus dem dicht bewaldeten Dschungel ihrer Heimat sorgten mit Überraschungsangriffen dafür, dass die hochgerüstete Waffentechnik ihrer Gegner keinen dauerhaften Erfolg hatte, sondern zu einem langen, ergebnislosen Geduldsspiel wurde, bei dem die ganze Welt zuschaute und am Ende nur die strategische Taktik der Dschungelbewohner die großen Entscheidungen erzwang, mit denen am 27.1.1973 in Paris die langjährigen Streitereien doch noch beendet wurden.
Darüber gibt es derart viele Informationen, dass man sie hier weglassen muss. Und es gibt nachvollziehbare Gründe, warum Südamerika längst mehr Beachtung verdient. Argentinien und Bolivien. Auch Brasilien und Chile, aber die Mehrheit Lateinamerikas macht in der Weltpolitik keine täglichen Schlagzeilen. Darum kann man sich auf eine Auswahl konzentrieren, muss das aber auch nicht überbewerten. Auf dem Gymnasium freute sich ein gleichaltriger Klassenkamerad, vierzehn Jahre alt, darauf, dass er mit seinen Eltern nach Chile auswanderte. Er nannte dabei immer wieder den Namen „Paul Schäfer“, der die gesamte Auswanderung leitete. Danach haben wir von dem Klassenkameraden nichts mehr gehört. Aber von Paul Schäfer. Das Wikipedia-Lexikon schreibt: „Paul Schäfer (1921 – 2010) war Gründer der Sekte und totalitären religiösen Gemeinschaft Colonia Dignidad in Chile. Am 24. Mai 2006 wurde Schäfer von einem chilenischen Gericht des sexuellen Missbrauchs von Kindern in 25 Fällen für schuldig befunden, zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren und Zahlungen von insgesamt 770 Millionen Pesos (über 1 Mio. Euro) an elf Jugendliche verurteilt.“
Der Stoff ist mittlerweile sogar verfilmt worden. Er ist ein Musterbeispiel dafür, was die Beeinflussung einzelner Menschen anrichten kann. Freud schrieb zum Thema „Massenpsychologie und Ich-Analyse“, dass Einzelpersonen in einer strengen Umgebung sich so verhalten, als wären sie ein einziges Lebewesen, das sich gehorsam anpasst und dabei seine Selbständigkeit verliert. Also das Gegenteil jeder Idee von Freiheit. Schäfer, Jahrgang 1921, war vermutlich selbst, als Jugendlicher, von seiner Umgebung stark beeinflusst worden. Nach dem deutschen Kriegsende 1945 landete er plötzlich in einer gedanklichen Welt, die ihm völlig fremd war und wanderte deshalb aus, für immer. Bis nach Südamerika. Hätte ihn das nur allein betroffen, wäre das auch allein seine Sache gewesen. Doch mittlerweile sind alle Einzelheiten über die „Colonia Dignidad“ auf der ganzen Welt bekannt.
Lateinamerika hat deshalb diesen Namen, weil aus Spanien und Portugal große Schiffe landeten, von den Mittelmeerländern, die einmal zum römischen Weltreich gehörten, dessen offizielle Sprache Latein war. Vor zweitausend Jahren ging das Imperium Romanum langsam unter, aber Spanisch ist die Hauptsprache in „Lateinamerika“ geblieben, genauso wie der Latein-Unterricht an deutschen Gymnasien, der überhapt keinen realistischen Wert mehr hat, aber trotzdem nicht abgeschafft wird.
Die einzige Schiffsroute zwischen Nord- und Südamerika ist der Panama-Kanal, der strategisch außerordentlich wichtig ist. Die nur 82 Kilometer lange Wasserstraße erspart sämtlichen Schiffen den zeitaufwändigen Umweg über das äußere Ende der beiden Kontinente. Der gewaltige finanzielle Vorteil ist also offensichtlich, aber damit auch die hochpolitische Dimension. Ohne die Vereinigten Staaten (USA) läuft da gar nichts.
Damit ist dieser Kommentar wieder am Anfang gelandet. Die Welt besteht schon lange nicht mehr aus starren, unbeweglichen Fronten. Doch um gefährliche Kriege zu vermeiden, darf nicht Jeder machen, was er will. Der private Egoismus ist trotzdem, in den letzten Jahren immer stärker geworden. Dabei wurden sehr viele Fehler gemacht, deren Ursachen hier immer wieder erklärt werden, auch deren Anfänge und solche Veränderungen, aus denen sich die Zukunft ergibt. Der tropische Regenwald liegt am Aquator, südlich von Panama. Zitat: „Der Wald wird insbesondere von Kleinbauern über den Zugang von Straßen gerodet, um Pflanzenbau und Viehzucht zu betreiben. Das Verschwinden von Wald, die illegale Holzentnahme, der Bergbau konzentrieren sich auf die neuen Straßen. Die brasilianische Regierung verfügte nicht über das Geld, um dieses große Gebiet zu kontrollieren. Die Kombination von globaler Erwärmung und Entwaldung macht das regionale Klima immer trockener und könnte große Teile des Regenwalds in eine Savanne verwandeln.“ (Wikipedia).
Das ist kein weit entferntes brasilianisches Problem, das den Rest der Welt gar nichts angeht. Gegenmaßnahmen gibt es, aber sie reichen nicht aus. Auch ein Grund, noch besser dort hinzuschauen. Am 19.7.20 schrieb ich über José Feliciano und sein Lied „Que sera?“ (Was wird sein?). Hier kann man das mit Bildern und Text erleben:
https://www.youtube.com/watch?v=jRhtJtUDAZs
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