7.5.2019. Herumnörgeln bringt nichts, wenn es nur eine Bestandsaufnahme anbietet, aber keine Problemlösungen vorschlägt. Dem auswärtigen Besucher fällt dabei manchmal mehr auf als denjenigen, die jeden Tag die gleichen Bilder vor Augen haben. Das liegt an den Möglichkeiten des Vergleichens mit anderen Orten und des Bewertens .
Der folgende Spaziergang konzentriert sich nur auf Schwerpunkte, deren Details natürlich von Experten geprüft und realisiert werden können. Das Urheberrecht liegt dabei immer beim Erfinder, so dass jede weitere Nutzung eine Genehmigung braucht und kostenpflichtig sein kann. Beginnen wir im Norden.
Die Bürgerreuth
Die jetzigen Betreiber leisten gute Arbeit. Aber in einer überprüfenswerten, modernisierten Ausstattung. Der Ruf nach der angeblich guten alten Zeit ist nutzlos, denn was weg ist, ist weg. Aber es gibt viele alte Fotos, wie es vor hundert Jahren dort aussah. Das lässt sich mit modernen Materialien rekonstruieren, zum Beispiel die Außenfläche mit den schlanken Säulen, wo früher beliebte Tanzabende im Sommer stattfanden, in einer gemütlichen Umgebung. Ein Anziehungspunkt für die ganze Gegend.
Das Festspielhaus
steht unter Denkmalschutz. Weil man nichts an den Mauern gemacht hat, fielen vor wenigen Jahren den Besuchern draußen ein paar Steine um die Ohren. Das Problem ist mittlerweile gelöst.
Im Zuschauerraum, der kein Museum ist, kann man die viel zu engen Sitzplätze verbreitern und dabei an die Form der Originale anknüpfen. Wenn Damen in riesigen Abendkleidern dort stundenlang ausharren, können sie es bequemer haben. Der erste Eindruck sollte allerdings sein: Es ist alles wie früher. Jedes Theater lebt von Änderungen, die nicht willkürlich sind und in das Gesamtbild passen. Gleiches gilt für die Klimaanlage. Selbst bei hochsommerlichen Temperaturen im August, wurden lange Jahre, nur vorher und in den Pausen, kalte Luft aus den Kellerräumen geräuschvoll mit Schläuchen in die Sitzreihen gepumpt Eine moderne Klimaanlage ist völlig geräuschlos und kann an einigen Stellen auch in den Wänden versteckt werden. Wer einmal bei über vierzig Grad Hitze stundenlang „Tristan und Isolde“ erlebt hat, kann sich dabei kaum noch auf die Musik konzentrieren.
Die Inszenierungen
Neben der Musik ist es wohl das Wichtigste: Die optische Gestaltung Ausführlich berichtet darüber habe ich in meinem Blog „Bayreuth – ein Trauerspiel, ein Hoffnunungsschimmer“, der zwei Jahre Lang, von 2011 bis Ende 2012, viele Leser fand. Hier ist der Crosslink dazu:
https://btpersp.wordpress.com/category/04-bayreuther-inszenierungen-1986-2011/
Am Kiosk für Bücher und Andenken draußen gibt es eine Toilettenanlage, die kein guter Architekt je betreten hat. Genauso drinnen im Keller des Theaterfoyer. Hier schadet eine freundliche Neugestaltung überhaupt nichts.
Das große seitliche Besucher-Restaurant kann nicht unter Denkmalschutz stehen und erinnert immer noch an eine langweilige Firmenkantine. Hier sollte Alles abgerissen und herausragende Künstler mit einer Neugestaltung beauftragt werden, die als Attraktion auch außerhalb der knappen, fünfwöchigen Saison genutzt werden kann, als geselliger Treffpunkt in berühmter Nachbarschaft.
Draußen, neben Arno Brekers großer Wagner-Büste: Die Gedenksäulen für ermordete jüdische Sänger gehören hier nicht hin, sondern in das neue Wahnfried-Museum. Denn der Festspielpark sollte frei sein von politischen, zeitbedingten Hinweisen und nur dem Gedenken an die Anfänge mit den ersten Aufführungen dienen. Auch Brekers großer stählerner Wagnerkopf gehört dort nicht hin. Denn der grimmige, wütende Gesichtsausdruck des verkniffenen, harten Gesichts hat schon viele Besucher gestört und gehört in den kunsthistorischen Rahmen des neuen Museums. Der Komponist selbst war nicht schmalspurig, sondern vielseitig. Er hat ein farbenreiches Universum unterschiedlicher Klangwelten geschaffen und begeistert deshalb die ganze Welt.
Nicht weit vom Markt, an der Dammallee, bearbeiten zur Zeit Handwerker die Innenräume des alten Café Händel. Wie wird es danach aussehen? Seit 1986, also seit dreiunddreißig Jahren, habe ich dort stille Stunden des Nachdenkens verbracht. Allerdings war auch hier das Mobiliar in die Jahre gekommen. Man kann gespannt sein, ob etwas Originelles folgt.
Nicht Alles wird erneuert und verändert. Gut erhalten sind nicht nur die barocke Friedrichstraße und der Hofgarten. Sie sind Zeugnisse der Markgräfin Wilhelmine und waren die bekannteste Attraktion der Stadt, bis der bedeutendste Magier aller Zeiten auftauchte.
Das neue Wahnfried-Museum neben seinem Wohnhaus zeigt viele Exponate, die in den vorhandenen Gebäuden bereits zu sehen waren. Eine Neugestaltung war dort dringend notwendig. Dafür hätte Wahnfried mit seeinen Seitengebäuden – wie auch vorher – genug Platz gehabt. Der Neubau ist deshalb überflüssig. Er ist zwar optisch zurückhaltend, aber die 22 Millionen Euro Baukosten hätte man sinnvoller in die Projekte stecken können, die in diesem Artikel beschrieben wurden. Dafür hätte man auch zusätzliche europäische Subventionen und reiche Spender (Firmen, Privatleute) gewinnen können.
Jammern nützt nichts. Vielleicht hat dieser Text es geschafft, Anregungen und Ideen auszulösen. Auch am zentralen Sternplatz, der eine Aufwertung gut verkraften kann. Zum Beispiel mit einem Obelisken. Das ist eine Säule aus der altägyptischen Pharaonenzeit, auf deren Spitze eine kleine Pyramide nach oben zeigt: Zum Sternenhimmel und zum Kosmos. Das sind die Dimensionen des Meisters, der sich für diese Stadt entschied.
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