Mahlers Besuch bei Freud

15.2.2022. Mahlers dritte Sinfonie ist eine Fortsetzung der ersten, die er „Der Titan“ nannte und mit Motiven aus dem erwachenden Frühling ausfüllte, mit Naturlauten und mit Klängen, die seine ganz eigene Handschrift weiter entwickeln. Die zweite Sinfonie heißt „Auferstehung“ und entspricht dem christlichen Gedanken von der Wiedergeburt, der auch, in einer ganz anderen Form, den Buddhismus prägt. Die dritte verbindet beide Themen. Die dritte wurde 1896 beendet, über ein Jahrzehnt nach dem Tod von Richard Wagner, den Mahler nicht nur bewunderte. Er setzte als Dirigent und Leiter der Wiener Staatsoper durch, dass die bis dahin üblichen Schlampereien und Kürzungen der Wagnerwerke verboten wurden. Er selbst fand ganz andere Klänge, die keinem anderen Komponisten zur Verfügung standen. Die dritte Sinfonie beginnt mit derart vielen Motive, dass sie, nach einer Bemerkung in der Wikipedia, „analytisch kaum noch zu erfassen sind.“ Der zweite Satz ist, als Kontrast, wie ein traditionelles Menuett gestaltet. Der groteske Humor im Scherzo des dritten Satzes verwendet das Volkslied „Ablösung im Sommer“. Mahlers Vertraute Natalie Bauer-Lechner schrieb dazu: „Dieses skurrile und tragische Stück ist wirklich so, als ob die ganze Natur Fratzen schnitte und die Zunge herausstreckte.“

Der vierte Satz beginnt „misterioso“. Geheimnisvoll. Zu dem Thema gibt es hier das Kapitel „Die Gesetze der Mystik“, mit 90 eigenen Artikeln

https://luft.mind-panorama.de/category/2-das-universum/9c-die-gesetze-der-mystik/

Dieser Teil beginnt mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche: „Oh Mensch! Gib Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht? Ich schlief, ich schlief – Aus tiefem Traum bin ich erwacht: Die Welt ist tief, Und tiefer als der Tag gedacht und will doch tiefe, tiefe Ewigkeit!“

Hier begleitet das große Orchester eine Solistin. Zum fünften Satz folgt ein Kinderchor, mit einem Volkslied. Der sechste Satz wird nur von Instrumenten gespielt, vor Allem Violinen mit einer überirdischen Melodie. Ein Hymnus auf die Liebe, der religiöse Dimensionen aufbaut.

Am 29.12.21 gab es hier einen Artikel zum Patientenbesuch von Mahler bei Sigmund Freud:

https://luft.mind-panorama.de/das-recht-am-eigenen-bild/

Zitat: „„Im Sommer 1910 unterbricht der Psychoanalytiker Sigmund Freud seinen Urlaub auf Sizilien, weil ihn der Komponist Gustav Mahler wegen Eheproblemen um Hilfe bittet. Freud holt aus Mahlers Unterbewusstsein Almas Reaktion auf Mahlers Entdeckung des Liebesbriefs hervor. Sie hat einen Seitensprung hinter sich.“.

In der Wikipedia findet man sonst nicht viel über Mahlers andere Probleme. Auch die Analyse des Patienten hatte keinen großen Erfolg. Freud hat sich niemals ausführlich zum Thema Musik geäußert. Er hatte keine Antenne dafür, schrieb aber hervorragende Aufsätze zur sonstigen Kunst, zum Beispiel der Malerei und Skulpturen. Bei Leonardo da Vinci (1452 – 1519) machte er Entdeckungen, die heute noch verblüffend sind,“

Es ist also nicht so, dass die Analyse eine automatische Erfolgsgarantie ist. Freud erfuhr immerhin von dem Liebesbrief, der Mahlers Ehe mit Alma belastete und der auch ein Alarmsignal war, für noch unentdeckte andere Störungen, die aber nicht weiter untersucht wurden. Jede Analyse muss sich auf Hauptsachen beschränken, aber deren tiefere Ursachen finden, sonst bleibt sie wirkungslos. So geschieht das täglich in der Realität, in allen anderen Bereichen wie bei der Leitung großer Organisationen und Firmen. Sie zu erlernen, kostet Zeit, ist aber auch nur möglich mit persönlichen Erfahrungen bei ganz anderen Themen aus der Realität, die man hier in 45 Kapiteln findet.

Dem Komponisten Leonard Bernstein ist von Mahlers Dritter  eine starke Aufzeichnung mit den Wiener Philharmonikern gelungen:

https://www.youtube.com/watch?v=HXVueK5sjlQ

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