22.4.2022. Von 1995 bis 2005 war ich gern in Wien, als Besucher. Die Motive für Ansichtskarten lernt man dabei schnell kennen, was hinter der Oberfläche steckt, wartet oft viele Jahre lang, bis es deutlich erkennbar wird. Der Prater mit dem Riesenrad ist ein bekanntes Wahrzeichen. Drumherum sind viele Buden und Karussels, wie auf dem Otoberfest. Gleich beim ersten Aufenthalt kam uns von dort ein junger Mann entgegen: „Wisst ihr, wo hier ein Bankomat (Geldautomat) ist?“ Das musste er selbst finden, weil es, ringsum ganz viele davon gab. Und warum brauchte er vormittags Bargeld? In den Seitenstraßen waren viele Lokale, deren Türen halb offen waren. Drinnen nur rotes Licht und ein paar ältere Damen, die auf Kundschaft warteten. Die berühmteste war Josephine Mutzenbacher. Dazu gibt es hier zwei Artikel:
https://luft.mind-panorama.de/falsche-gutachten/
Zitat vom 17.11.21: „In den guten Wiener Familien durfte auf keinen Fall der Name „Josephine Mutzenbacher“ erwähnt werden-Unter diesem Pseudonym schrieb damals ein anonymer Autor die erfundenen Lebenserinnerungen einer Wiener Prostituierten. Das Buch ist völlig pornographisch, bei den anständigen Bürgern dufte es nur hinter vorgehaltener Hand erwähnt werden. Aber das echte Wien findet man direkt neben dem Vergnügungspark Prater.
Ganz schlimm wurde es aber, als der anonyme Autor der „Mutzenbacher“ identifiziert wurde. Es war der berühmte Felix Salten (1869 – 1945). Von ihm stammt das Buch über das unschuldige Reh „Bambi“, das alle Kinder lieben. Aber das war nicht Alles. Die Wikipedia schreibt: „1902 wechselte Salten zu der Wiener Zeitung „Die Zeit“- Seine Berichte über die Hofskandale machten ihn nun weit über Wien hinaus bekannt. Er berichtete u. a. über den Austritt Erzherzog Leopolds aus dem Kaiserhaus wegen einer Prostituierten; über die Affäre von Leopolds Schwester Luise mit André Giron. Diese Arbeiten wie auch das ihm zugeschriebene Werk Josefine Mutzenbacher gelten heute als „Plädoyer für die Natürlichkeit von Sex.“
Vor hundert Jahren, aber Wien hat noch ganz andere Sehenswürdigkeiten. Der Märchenkaiser Franz Joseph I. und seine Ehefrau Sissi wurden durch harmlose Kinofilme berühmt, aber glücklich waren sie überhaupt nicht. Zu den Fakten gibt es hier über 20 eigene Artikel:
https://luft.mind-panorama.de/?s=Franz+Joseph&x=9&y=14
Ziat vom 10.8.21: „Sissi wurde am 10.9.1898 vom italienischen Anarchisten Luigi Lucheni in Genf ermordet. Kronprinz Rudolf beging schon am 20.1.1889 Selbstmord. Am 28.6.1914 wurde der Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo erschossen. Der Kaiser erklärte anschließend den großen Krieg, und am 28.7.1914 brach der Erste Weltkrieg tatsächlich aus. Er beschädigte bis 1918 ganz Europa. Danach wurde in Wien das Kaiserreich abgeschafft. In Russland brach die Oktoberrevolution aus, und der letzte Alleinherrscher, Zar Nikolaus II, wurde verhaftet und erschossen.
Sissis Lebensfreund war der bayerische Märchenkönig Ludwig II. (1845 – 1886.). Sie traf sich oft mit ihm auf der Roseninsel im Starnberger See und war nicht weit entfernt, als Ludwig II., aufgrund von dummdreisten Lügen und Verleumdungen verhaftet wurde und am 13.6.1886 Selbstmord im Starnberger See beginng. Die Gerüchte dazu sind bis heute nicht verstummt. Die nachweisbaren Gründe sind hier ein Thema in über 30 Beiträgen:
https://luft.mind-panorama.de/?s=ludwig+II&x=11&y=7
Wer solchen Horror kennt, verliert trotzdem sein eigenes Bild von Wien nicht. In einem Münchner Arbeiterlokal erzählte mir ein junger Mann, dass er in Pasing aufgewachsen wäre. Er sprach aber einen eindeutigen Wiener Dialekt und kannte sich dort auch aus. Berichtigungen wären Dummheiten gewesen, und zwei Mal haben wir gute Gespräche miteinander geführt, vor zwei Jahren. Ich weiß gar nichts über ihn, aber es reichte auch das, was er erzählte. Danach war wieder das alte Wien aufgetaucht, aber nur aus den Bildern der .Erinnerungen, bis 2005.
Und das kann Niemand wegnehmen oder stehlen. Der menschenleere Weinort Grinzing im verschneiten Dezember. Der Stadtpark im Hochsommer, wo ein vergoldetes Denkmal von Johann Strauss (1825 – 1899) steht. Der Walzerkönig dirigierte auch gern Wagner-Ouvertüren, der deutsche Komponist machte das Gleiche, bei den sommerlichen Gartenfesten in seinem Wohnhaus Wahnfried, wo Walzermusik zu hören war. Marlene Dietrich gelang 1952 die Aufnahme des alten Hobellieds aus Wien:
https://www.youtube.com/watch?v=hxN-YqguUR8
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