31.1.2022. Mit 21 Jahren habe ich die meisten Bücher von Freud gelesen. Zunächst aus Neugier, weil über ihn die wildesten Märchen verbreitet wurden. Drei Jahre späte war der Müll weg. Seine Ideen landeten nicht nur im Gedächtnis, sondern tiefer, im Unterbewusstsein, das er entdeckt hatte. Ein ungeheurer Datenspeicher, auch für Enttäuschungen und nicht erledigte Probleme. Findet man die Ursachen, können sie verarbeitet und aufgelöst werden. In dieses Kurzform geht das natürlich nicht. Wenn beim Empfänger nichts ankommt, war die Arbeit ein Fehlschlag. Und ist es immer noch, wenn man in die Fachzeitschriften schaut, die voller Nebelwolken qualmen.
Beim Durchblättern alter Analysen des Meisters findet man immer Wissenslücken, die aber die Methoden nicht beschädigen. Ganz erstaunlich ist seine letzte Veröffentlichung, 1939 in London, wo er im gleichen Jahr starb. Er litt an unheilbarem Gaumenkrebs und bat seinen langjährigen Leibarzt, Dr. Max Schur, um Hilfe. Danach starb er. Sein letztes Werk heißt „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“. Freud hat darüber ausführlich Briefe mit dem Schriftsteller Arnold Zweig (1887 – 1968) ausgetauscht. Er konnte frei sprechen, aber in seiner Heimat Wien hatte er, bis dahin, Angst davor, dass der Staat die Psychoanalyse verbieten könnte, wegen ihrer Kritik am Christentum. Das wusste ich bis jetzt gar nicht, habe aber zum Thema „Ketzer“ bereits über 80 eigene Artikel hier veröffentlicht:
https://luft.mind-panorama.de/?s=ketzer&x=21&y=13
Wikipedia: „In seiner Zusammenfassung über die Entstehung des Monotheismus schreibt Freud, es gebe bei der Masse der Menschen ein starkes Bedürfnis nach einer Autorität, die man bewundern kann, der man sich beugt, von der man beherrscht, eventuell sogar misshandelt wird. Dies sei die Sehnsucht nach dem Vater, die Jeder seit seiner Kindheit in sich trage.“ Freud schrieb 1927 „Die Zukunft einer Illusion“. Er hielt die Religion für eine Wunschvorstellung, mit der Ängste und Drohungen verknüpft waren, die aber aus der Phantasie stammten und die er für die Ursache psychischer Probleme hielt. Zentrales Merkmal ist für ihn die Erbsünde. Die Vertreibung der Menschen aus dem Paradies, für immer, weil sie den Verboten Gottes nicht gehorchte hatten. Moses (Musa) hielt Freud für einen Ägypter. Auch das habe ich, ohne diese Quelle zu kennen, in 17 Artikeln wiederholt, zum Stichwort“ „Echnaton“ :
https://luft.mind-panorama.de/?s=ketzer&x=21&y=13
Moses führte seine Anhänger aus Ägypten an ein anderes Ziel. Unterwegs sah er einen brennenden Dornbusch. Dort übergab ihm Gott, unsichtbar, die Zehn Gebote. Sie sind hier das Thema des Kapitels „Der Dekalog. Zehn Gespräche“ mit Gott über seine Weltordnung.
Freud beklagte, dass Christus zu dessen Lebzeiten nicht als Messias anerkannt wurde, sondern wegen Gotteslästerung am Kreuz starb. Den Schluss des Buchs habe ich noch gar nicht gelesen, aber er enthält vermutlich eine gedankliche Lebensbilanz von Freud, also wartet eine Neu-Entdeckung von Gedanken, in diesem Fall sehr erwünscht. Und das ist noch wichtiger: Nicht einfach abzuschalten, wenn Spezialwissen bereits vorhanden ist, sondern es zu vergrößern und weiter zu entwickeln. Das ist auch ein Ziel dieser Webseite. Fängt man mit guten Themen schon früh an, kann nichts Schlechtes dabei herauskommen. Auch das ist ein Wegweiser für die nächsten Monate.
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