Mücken und Elefanten

20.6.2021. Nicht nur Schulklassen kennen dieses Spiel: Zehn Personen stellen sich nebeneinander, mit einem Abstand von jeweils zwei Metern. Der erste Teilnehmer bekommt einen Zettel mit einem einfachen Satz, dessen Wörter aber veränderbar sind, wie eine Uhrzeit. Jetzt soll er die Nachricht mündlich weitergeben, aber nur halblaut, so dass acht Personen gar nichts davon verstehen. Am Ende der Kette wird die angebliche Meldung wieder auf einen Zettel geschrieben. Und kein einziges Wort stimmt noch. Hörfehler, Gedächtnissprünge und Phantasie hatten ganze Arbeit geleistet. Dieser Test gehört auch zur militärischen Grundausbildung, fast keine Gruppe besteht ihn. Dann werden Methoden zur Verbesserung trainiert, die aber schnell wieder vergessen sind. Aus einer Mücke wird schnell ein Elefant, der ganze Plantagen zertrampeln kann. Im Krieg wird daraus ein Fehlalarm, der tatsächlich Waffen in Bewegung setzen kann, ohne Grund.

Mit Humor gewürzt, findet man das in Rossinis „Barbier von Sevilla.“ Hier singt Gottlob Frick: „Die Verleumdung: Sie ist ein Lüftchen. Kaum vernehmbar, im Entstehen. Das Gerede schwellt die Lungen, und die Lästerzungenspitzen zischen drein,  mit Feuerblitzen.  Endlich bricht es los das Wetter,  unter grässlichem Geschmetter! Und der Arme muss verzagen, den Verleumdung hat geschlagen. Schuldlos geht er dann, verachtet, als ein Ehrenmann zugrund.“ 

https://www.youtube.com/watch?v=lRYa2PwnvYM 

Von solchen Spässen leben ganze Industrien, und private Belanglosigkeiten heizen sich damit auf. Überschrift: Zeitverschwendung. Aber auch ein Grund, die Beteiligten besser kennenzulernen. Die Fälschungs-Methoden sind uralt, die Kochrezepte auch. Trotzdem funktionieren sie noch, vorübergehend. Auf einer langen Streichliste. Verknüpft man sie mit den Ursachen, ist die heiße Luft schnell heraus: Wichtigtuerei. Dummheit. Neid und Rache. In alten Bauernkomödien gehört das zum festen Inventar. Auf hochdeutsch: „Auf der Alm gibt es keine Sünde, weil dort keine Menschen sind.“

Die alten Klamotten finden immer weniger Zuschauer, wenn drinnen nicht noch ein Rest von Verstand aktiv ist. Aber es gibt zu viele Mitwirkende, deren Merkmale ein ständiges Schwatzen und sichtbare Langeweile sind. Auch Zeitverschwendung. Aber das macht viel Platz frei, für alle Geschmacksrichtungen, bis auf den schlechten Geschmack, der sich noch weiter ausbreiten will und dabei nicht genug Bremsklötze findet. Vorübergehend. Das schlechte Licht der alten Wachskerzen flackert. Ihre technische Erneuerung ist voll im Gange. Aber diese  Botschaft ist noch nicht überall angekommen, so wie beim oben erwähnten Spiel für zehn Personen.

Zum Alltag gehörte das in staatseigenen Behörden, wo Vorschriften den Verstand blockierten und einen Druck erzeugten, der die Luft verschlechterte. Doch Befehle und Gehorsam, sofort nach kurzen Kommandos, werden immer seltener, weil Einzelgänger von der Informationstechnik abserviert werden, die viele zuverlässige Mitarbeiter braucht. Notwendig ist Disziplin trotzdem, für gute Ergebnisse immer  und, zeitlich begrenzt bei Krisen, wenn schnell gehandelt werden muss. Aber den selbständig denkenden, „mündigen Soldaten“ akzeptierten nach 1945, dem Kriegsende, sogar die führenden Generäle. Befehle mussten mussten befolgt werden, aber Jeder konnte sich über sie beschweren. Das verbesserte den Umgangston, und die schlimmsten Versager gingen von selbst. Heute noch viel schneller, und das Problem wird unauffälliger, ist aber noch nicht gelöst. Hinweise dazu gibt es hier, zum Beispiel beim Stichwort „Gemeinschaftsregeln“.

Auch die letzten zwölf Monate hätten überall viel Bescheidenheit auslösen können. Das ist aber keine Laune und kein  Vorsatz, den Jeder sofort wieder brechen kann, sondern eine Verpflichtung. Unsere Regierung will 100 Milliarden Euro für neue Kredite ausgeben, statt die vielen überflüssigen oder überteuerten Ausgaben zu kürzen. Eine Abwärts-Spirale, die Alle ausbaden sollen.

Noch bestehen Auswahlmöglichkeiten und Ersatz. Deren  Erwähnung wird angestrengt vermieden, weil es unbeliebt ist und  teuer wird, auch wenn es unvermeidbar ist,

Erleben kann man die Auswahlmöglichkeiten, also ein anderes Denken, mit  ganz einfachen Worten. Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) hatte dabei seine besten Einfälle: Einer davon wird hier  gestaltet in Rom,  von der im Jahr 1585 gegründeten Accademia Nazionale di Santa Cecilia.

https://www.youtube.com/watch?v=jB6Fr8bgReU 

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