3.8.2021. Der Name Münchhausen ist als Märchenerzähler bekannt. Seine Lügen sind ganz dick aufgetragen. Man nimmt sie nicht ernst, sondern lacht darüber. Das Thema ist aber meistens nicht sehr lustig, weil viele Zeitgenossen damit erfolgreich und preiswert durch das ganze Leben kommen wollen, und viele Trittbrettfahrer auf dem gleichen Zug unterwegs sind. Ein Buch über Münchhausen schrieb in der Barockzeit Gottfried Bürger (1747 – 1794). Münchhausen war auch der Titel eines deutschen Farbfilms von 1943. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wollte die Filmindustrie sich zum Träumen auf die Höhe von Hollywood begeben, mit einer sehr teuren Ausstattung und Stars wie Hans Albers in den Hauptrollen. Der Drehbuchautor nannte sich auch „Bürger“. Dahinter steckte aber Erich Kästner, der Schreibverbot hatte. Am 10.5.1933 stand er selbst in Berlin unter den Zuschauern, als seine Bücher auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt wurden. Um Mitternacht erschien sogar Propagandaminister Joseph Goebbels selbst und hielt eine kämpferische Rede. Zehn Jahre später erteilte er aber sogar eine Sondergenehmigung für Erich Kästner (1899 – 1974), den er beim Münchhausen-Film einfach für den besten Drehbuchautor hielt. Als Hitler davon erfuhr, war er wütend und bekräftigte das Schreibverbot. Aber der Film war schon fertig und viel zu teuer für eine Neufassung.
Erich Kästner wurde danach nicht belästigt und schrieb weiter unter verschiedenen Pseudonymen. Beim aufsehenerregenden Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1945 – 1946 war er Zuschauer und sogar offizieller Berichterstatter, übte auch deutliche Kritik an dem besiegten Reich, verzichtete aber auf eine persönliche, große Abrechnung. Bis zu seinem Tod 1974 lebte er in München. Dort wurde er mit Kinderbüchern bekannt, zum Beispiel dem „Doppelten Lottchen“. In zwei Verfilmungen spielte er selbst mit, einmal als Erzähler und dann noch beim Gespräch mit einem jungen Hauptdarsteller, im Münchner Hofgarten. Bekannt wurde seine Bemerkung, „Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu Zweit.“ Er trank gern und äußerte sich zur Nachkriegszeit. Zitat: „Kästners Optimismus der unmittelbaren Nachkriegszeit wich umso mehr der Resignation, als die Westdeutschen mit Währungsreform und Wirtschaftswunder versuchten, einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen.“ (Wikipedia).
Zum Thema „Wirtschaftswunder“ gibt es hier schon über 35 Artikel:
https://luft.mind-panorama.de/?s=wirtschaftswunder&x=6&y=4
Kästners Beobachtung war richtig: Bis zum Ende der Sechziger Jahre schafften die zeitlosen, sehr wirkungsvollen Wirtschafts-Regelungen von Ludwig Erhard in der Bundesrepublik ein steinreiches Land. Die Hauptgründe: Wiederaufbau der total kriegszerstörten Städte. Ein großes privates Sparvermögen durch die stabile neue Währung, die Deutsche Mark. Eigene Privatautos und die ersten Auslandsreisen nach Italien.
Was danach kam, Anfang der Siebziger Jahre, waren der Überfluss und die Missachtung der unüberhörbaren Aufrufe zur Sparsamkeit. Die Rezepte der Freien Marktwirtschaft, die auch die Armen unterstützte, wurden ausgenutzt und von verschiedenen Gruppen für ihr eigenes Sparkonto missbraucht. Wer staatliche Sozialhilfe bekam, behandelte sie oft als unsichtbares zweites Einkommen, zusätzlich zur Schwarzarbeit. Es blühten Steuerhinterziehung und die Umleitung von privaten Firmengeldern in die eigene Tasche, zur Erhöhung des Mitarbeiter-Gehalts. Alles das findet man hier, in dem Kapitel „Die Gesetze der Ökononomie“, mit 174 Artikeln und 292 eigenen Kommentaren zum Stichwort „Universaregeln“. Betrachtet wird dabei auch die Situation in anderen Staaten.
Vergleiche schärfen den Blick. Vergangenheit und Gegenwart ergeben eine steigende oder fallende graphische Kurve, die Erfolge und Niederlagen zeigt. Bei den Stichwörtern: Bevölkerungszahl, Einkommen jeder einzelnen Person, geographische Verteilung des Wohlstands, Leistungsbilanz der größten Firmen, dazu den tieferen Ursachen der Unterschiede und Auffälligkeiten. Die Liste ist noch viel länger, aber eine Auswahl hilft dabei, nicht den Überblick zu verlieren. Man kann das an der Universität studieren, viele Beratungsfirmen verdienen gut dabei, aber entscheidend sind persönliche Erfahrungen.
Auch hier fehlen noch Computerprogramme, die gezielt auf Spurensuche gehen. Aber sie kommen. Schon in den Sechziger Jahren, mitten im Wirtschaftswunder, gab es große Fehler und Skandale. Seit dem letzten Jahresende krachten wieder ein paar neue, die jetzt in jedem Lexikon stehen. Alle Auswertungen müssen aber – ganz allgemein – noch stark verbessert werden. Das Internet öffnet immer mehr streng verschlossene Türen, für Jeden. Auch die Justiz hat dabei einen großen Nachholbedarf. Zufallsgespräche bringen schon seit vielen Jahren große Überraschungen, aber Wissenslücken kann Jeder auch selbst schließen. Unterstützung gibt es dafür immer auf dieser Webseite, die niemals vollständig sein kann, aber geduldig auf dem Weg dorthin ist. Was die Zukunft genau bringt, weiß Niemand, aber die Vorzeichen werden immer deutlicher und klarer.
Man erkennt sie auch in José Felicianos Lied „Que sarà“, hier in einer gekürzten deutschen Übersetzung: „Was wird sein, wer weiß das? Que sara? Ich weiß Alles, was zu tun ist oder vielleicht auch nicht. Und was immer sein wird. Meine Freunde sind schon fast alle gegangen,
Und die anderen werden nach mir gehen. Was für eine Schande, denn ich freute mich über ihre angenehme Gesellschaft. Aber Alles geht vorbei, und Alles geht weiter. Meine Gitarre nehme ich mit und weine nachts. Aber ich weiß, dass ich zurückkomme. Que sara?“
Hier kann man das als Film erleben:
https://www.youtube.com/watch?v=jRhtJtUDAZs
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