Münster im Miniaturformat

5.8.2021. Zwanzig Jahre alte Bilder sind im Gedächtnis nur noch blass. Schlägt man ein Fotoalbum auf, wirken sie so, als wären sie erst gestern entstanden. Nur mit dem  Datum kann man sie sofort zeitlich einordnen, auch die abgebildeten, längst aus dem Alltag verschwundenen Personen. Vor zwanzig Jahren zeigten die meisten Bilder das westliche Schwabing, am Hohenzollernplatz. Der damalige Lebensmittelpunkt. Von dort aus war man nach sechzig Minuten im Englischen Garten, ganz langsam zu Fuß oder noch schneller mit der Straßenbahn. Damals war das ein zentraler Freizeit-Treffpunkt, aber auch immer mehr Kurz-Besucher tauchten auf, die nur tagsüber blieben. Wer dort ständig wohnte, suchte sich manchmal ganz andere Ziele aus. Die Auswahl war groß, das ganze Jahr lang.

Von der südlichen Stadtgrenze aus, waren die fernen Hochgebirge der Alpen am Horizont deutlich zu sehen.Auch ein Sehnsuchtsort für die ganze Welt.  Im Süden, aber noch innerhalb der Stadt, war auch der  Flaucher, ein altes Naturschutzgebiet  in Thalkirchen, ein Ziel für das ganze Umland, für dichtes Menschengewimmel oder für stille Uferbänke. Epiktet (50 – 138 nach Chr.) schrieb: „Wenn du zum Strand gehst, weißt du vorher, dass die Menschen dort sehr unruhig sind. Dann beschwere dich auch nicht darüber, wenn du selbst hingehst.“ Zu diesem großen Freizeitgebiet an der Isar gibt es hier noch 10 Beiträge:

https://luft.mind-panorama.de/?s=thalkirchen+&x=12&y=4

Im westfälischen Münster war es ruhiger, aber das Angebot war auch groß. Immer wieder ergibt der Vergleich zwischen großen und kleinen Formen sehr viele Gemeinsamkeiten beim Innenleben, bei den Ideen und deren Verwirklichung. Unter dem Vergrößerungsglas wird alles Kleine auch so groß, wie man will. So lange man die Maßstäbe auch beachtet. Mit einem Brennglas findet man aus der Nähe auch den Hitzepunkt, der eigentlich ganz kühl bleibt, wenn man damit nicht herumspielt.

Mit jahrelangen Erfahrungen wird allerdings die flache ländliche Provinz, mit ihren Bauernhöfen und Rindviechern dann manchmal zu eng. Zunächst ist es beim Ortswechsel erstaunlich, dass sich Vieles trotzdem wiederholt. Die mittelalterliche „Tabula Smaragdina“ (Tafel aus Smaragd) enthält den Satz: „Das Große ist wie das Kleine“. Richtig verstanden, stimmt das auch. Zur „Tabula Smaragdina“ gibt es hier schon 25 Beiträge:

https://luft.mind-panorama.de/?s=tabula+smaragdina&x=8&y=10

Ein alter Schullehrer sagte manchmal, „Wo ich stehe, ist immer die Mitte.“ Er meinte damit nicht seinen Platz im Klassenzimmer, sondern seine eigene, überragende Wichtigkeit. Ernst gemeint war das nicht. Die historischen Herrscher und Staatspräsidenten haben sich aber oft so benommen, dann ging es ihren Ländern immer schlechter. Richtig ist es, dass der persönliche Horizont auch über Erfolge und Reinfälle entscheidet.

Münster hat mit den schwelgerischen Phantasiegebäuden und Schlössern der süddeutschen Barockzeit nicht viel zu tun, aber die damaligen Prunk-Bauten des in Bayern ausgebildeten, westfälischen  Architekten Johann Conrad Schlaun (1695 – 1753) überstrahlen immer noch die heutige Altstadt: Das Schloss. Der Erbdrostenhof mit der Clemenskirche. Auch die „Promenade“ war seine Idee, eine schattige Linden-Alle, die wie ein natürlicher Ring die gesamte Altstadt umrahmt und begrenzt. Gestern passte auch noch den Vergleich mit einem Tryptichon. Insgesamt gibt es hier über 70 Artikel zu Münster:

https://luft.mind-panorama.de/?s=M%C3%BCnster&x=20&y=9

„The Sixteen“ ist ein temperamentvolles Barock-Ensemble, hier zu hören mit Händels festlicher  „Ankunft der Königin von Saba“ :

https://www.youtube.com/watch?v=C66XCqWkhmw

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