Nebel an einem Wintermorgen

5.2.2022. Selbstgespräche sind eigentlich überhaupt keine Gespräche, aber nicht selten. Wenn die Fahrgäste in einem Stadtbus eng zusammensitzen, fängt oft Einer an, verwirrtes Zeug  zu schwatzen, ohne mit einer  einer Antort zu rechnen. Eine persönliche Störung. In der Schule war das früher der allgemeine Frontalunterricht. Die Lehrer standen als Solisten vor zwanzig schweigenden Schülern und hörten dann nicht mehr auf zu reden, fragten aber beim nächsten Wiedersehen genau ab, was für eine einschläfernde Langeweile sie endlos von sich gegeben hatten. Dafür gab es Noten. Bewertungen, deren Summe im Zeignis landete, also über die Zukunft entschied. Im Beruf gab es wichtige Abteilungsleiter als Alleinunterhalter. Zehn Uhr vormittags wurde eine Besprechung angesetzt, zweihundert Personen reisten stundenlang an und mussten zuhören, oft sechs Stunden lang, den ganzen Tag. Das gibt es immer noch, aber die rücksichtslosen Zeitverschwender verdampfen und lösen sich auf wie der graue Nebel an einem Wintermorgen.

Stattdessen werden Gespräche immer wichtiger, ein offener Gedankenaustausch, der nicht viele  Teilnehmer haben muss, aber sich verbreitet. Sofort fällt wieder das Stichwort Internet. Die große Mehrheit der Menschen lebt damit und gebraucht es. Leider auch bei Langeweile oder zum Austausch von lückenhaften Informationen, die Niemanden etwas angehen. Die Betroffenen merken das oft gar nicht, aber die Signale sind eindeutig. Wenn Unbekannte kichern oder ihre Opfer anstarren, haben sie etwas gehört, was sie noch genauer wissen wollen. Dabei kann schon die Quelle schmutzig sein oder mit Unwahrheiten arbeiten. Das wurde zum Massenvergnügen vor dreißig Jahren, als das Internet immer mehr Mitwirkende anlockte, in Massen und bis  heute, täglich immer mehr. Eine Minderheit geht vernünftig damit um, die Mehrheit nicht. Aber die eiserne Justiz ist ganz langsam aufgewacht, lernt aus ihren eigenen Fehlern, wird dabei aufmerksam angeschaut, und dann ist Schluss mit lustig. Über die Informationsmedien werden sich Ereignisse verbreiten, die bisher Niemand für möglich hielt. Sie sind schon längst Thema von unterhaltsamen Fernsehkrimis, aber das ist nur Kinderkram gegen das, was bald bevorsteht, wenn das Thema immer mehr Zuschauer in Hochspannung versetzt. Selbst olympische Rekorde werden dann nicht mehr die Hauptrolle spielen.

Aber zur Eröffnung der sportlichen Welt-Festspiele gab es diesmal zwei Begriffe, die in den stundenlangen Reden und Kommentaren gar nicht beachtet wurden: Gewachsene Freundschaft und gemeinsame Strategie. Das kam von ganz oben, die Namen spielen keine Rolle, aber die Gesichter kann Jeder täglich anschauen. Wenn eine Freundschaft noch wächst, kann sie nicht ganz alt sein und hat früher auch zu Streit geführt. Wenn daraus eine gemeinsame Strategie wird, versuchen zwei unetrschiedliche Kräfte, gemeinsam Erfolg zu haben. Der Eine hat ihn vielleicht schon lange, und der Andere will das auch erreichen. Strategie ist die Voraussetzung für die kostspieligsten Projekte, sonst gehen sie schief, und das wertvolle Geld verdampft wie der bereits erwähnte Nebel an einem Wintermorgen. Das gehört hier zu den Dauerthemen, aber langweilige Wiederholungen werden dabei möglichst vermieden. Es passiert in allen Bereichen, der menschliche Schaden ist unersetzlich, und die finanziellen Lücken beeinflussen Beides. Als Mitarbeiter ist man immer Mitwisser, aber oft ohnmächtig, wenn die Solisten aktiv werden. Am Ende sind dann Viele verbittert oder schweigen, aber das macht Alles noch schlimmer. Hier wird Niemand persönlich ins Scheinwerferlicht gezerrt, aber das ist ein Vergnügen für viele Charaktere, die am großen Schaltzentrum die Hebel bewegen. Mit immer mehr Licht von draußen, dessen Erzeuger nicht lange um Erlaubnis fragen. Und das ist eine berechtigte Hoffnung.  Netzwerke können wie Spinnen-Netze sein, wo das Ungeheuer darauf wartet, dass ein Opfer festklebt und dann dafür seinen Lohn bekommt. Aber Netzwerke, die logisch funktionieren und keine heimtückischen Pläne haben, werden das Merkmal der Zuzkunft sein.

Jetzt schon gibt es dafür Spezialisten, aber das gesamte Farbenspektrum liegt noch im Dunkeln. Hier ist Alles offen, was Niemandem schadet, aber die Schadenstifter werden sehen, wo klar erkennbare Grenzen sind. Nicht an einem Tag, aber als Klimawechsel. Der Winter endet in diesem Monat, und dann kommen andere Zeiten, erfreulich für die Mehrheit.

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