12.7.2021. Italien habe ich nur vier Mal besucht, im Spätsommer 1980 – 1983. Andere Themen hakt man viel schneller ab, Ausnahmen fallen auf. Das fing an mit den ersten Gastarbeitern ab 1962, in damals in Deutschland ein ungewohntes Bild, das sich bis heute immer mehr erweiterte. Dazu die Lektüre, die Bilder, das römische Weltreich, das vor zweitausend Jahren ganz langsam unterging, aus logischen Gründen, die sich erst jetzt in anderen Staaten immer mehr breit machen. Vergleiche führen dabei immer schneller zu Ergebnissen. Gerade die elektronische Auswertung kann hier noch Wunder vollbringen, deren Spuren offen sichtbar sind, aber vom Schleier überholter und vertrockneter Geheimnisse verhüllt sind. Hier könnte die Mehrheit der Weltbevölkerung, auf allen Kontinenten, handgreifliche Verbesserungen ihres Alltagslebens bekommen, aber die Hindernisse sind härter als Beton. Kosmetische Verschlimmbesserungen sind wirkungslos, die Hauptgewinne sind bekannt, aber sie setzen ein Umdenken voraus. Eine neue Denkweise.
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) erfand dafür das Schlagwort „Umwertung aller Werte“. Er schrieb mitreißend. Manchmal entsteht der Eindruck, er hätte tief in das Innerste der Welt geschaut und sie beurteilen können. Seine leidenschaftliche Verehrung für Richard Wagner verschaffte ihm dessen persönliche Nähe. Aber daraus ergaben sich tiefer sitzende Probleme, die in Hass umschlugen. Beide Extreme formulierte Nietzsche scharfsinnig selbst, aber er veränderte die Wirklichkeit überhaupt nicht, trotz seiner vielen Bewunderer. Sein knapper Satz, „Gott ist tot“, sollte auf die Schwächen der großen Amtskirchen hinweisen, aber religiöse Bedürfnisse leben in unterschiedlichsten Formen, sie sind ein unauslöschlicher Teil der menschlichen Natur, führen aber auch auf Irrwege.
Immer beliebter werden Kamera-Drohnen. Sie kosten nicht viel und sind in jedem Elektronik-Laden erhältlich. Der wandernde Besitzer sieht auf dem Monitor seines Laptops, was die von ihm ferngesteuerte Kamera beobachtet. In der persönlichen Privatsphäre der Mitmenschen hat sie nichts verloren, verboten sind auch andere Spielereien. Aber man kann damit auch die Einöden der Sahara, menschenleere Kältegebiete wie Alaska, Großstädte in Südamerika anschauen und sich an Orte erinnern, die man schon vor Jahrzehnten zum letzten Mal sah.
Zum Beispiel Florenz. Die historische Altstadt steht unter Denkmalschutz und kann leicht durchwandert werden. Aber die letzten kleinen Weinkel erkunden und verbreiten die fliegenden Kameras. Innenhöfe, Kirchen, menschenleere Läden und Lokale mit unsichtbarem Stammpublikum, das allmählich wieder die freien Plätze füllt. Das helle Sonnenlicht macht Alles noch viel farbiger. Und dann tauchen sie auf: Die Sieges-Säule am Piazza della Repubblica, wo Besucher gern sitzen und sich über angenehme Zufallsgespräche freuen. Das Straßen – Bistro „La Giubbe Rosse“ (Die rote Jacke), schon vor 120 Jahren gegründet. Ein Treffpunkt für Dichter, Denker und die Quelle für Ideen, Projekte und Liebesabenteuer. Abends kann man draußen sitzen und die vorbeiströmenden Passanten beobachten. Am anderen Ende des Platzes ist ein Eisengeländer, dort stehen die jungen Leute, die sich keine teuren Cocktails leisten können, aber gut aufgelegt sind. Sie reden gern vom Parco alla Cascine, einem großen Stadtpark, wo man auch abends gut spazieren gehen kann, in Begleitung von Ortskundigen. Nicht weit entfernt ist der Ponte Vecchio, die Alte Brücke, auf der sich ständig Touristen drängen, aber gar nicht wissen, dass es unter der Brücke auch ganz lustig sein kann.
Wenn man das Alles schon viele Jahre nicht mehr gesehen hat, freut man sich über die fliegenden Kameras. Früher musste man die Stadtteile zu Fuß kennenlernen. Jetzt denkt man bei vielen anderen Zielen, dass man sie nicht unbedingt sehen muss. Die Weltreisenden erleben immer weniger Neuigkeiten, weil auch die Innenstädte sich immer ähnlicher werden. Zum Thema „Unbekannte Kontinente“ gibt es hier schon 24 eigene Artikel:
https://luft.mind-panorama.de/?s=unbekannte+kontinente&x=11&y=5
Nietzsches „Umwertung aller Werte“ läuft in allen Bereichen ab, und seine Gedanken passen oft dazu. Missverstanden wurde seine Bemerkung, „Was mich nicht umbringt, macht mich stark.“ Ersetzt man hier das Wort „Stärke“ durch „Härte“, bekommt der Satz einen ganz anderen Sinn. Härte ist eine körperliche Kategorie, aber Stärke bedeutet Gedankenkraft und Energie. Das Nietzsche-Zitat liest man am Anfang des Films „Conan, der Barbar“. In den ersten 15 Minuten hört man fast nur monumentale Musik mit großem Orchester:
https://www.youtube.com/watch?v=fLC_b3z7xuw
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