Nikolai

7.3.2022. Die zahllosen Kommentare zur Ukraine-Krise haben, imer noch überhaupt keine Wirkung. Das aber ist der Maßstab für alle Artikel hier. Mit der Such-Funktion, rechts oben auf dieser Seite und dem Stichwort Ukraine findet man sie sofort. Eine Wirkung hatte das bisher nicht, obwohl auch kluge Köpfe hier  mitlesen, die direkten Kontakt haben zu den Schalthebeln der Macht. Ein  Grund zur Panik ist das nicht, die echte Panik spielt sich in der Realität ab, dort, wo immer mehr Menschen auf der Flucht sind. Jetzt muss eine andere Methode versucht werden, mit zwei Beispielen, die bereits vor fünf Jahren abgeschlossen waren, aber Einzelheiten enthalten, die sehr wirksam sein können, wenn man nur die mitgelieferte Erklärung liest.

Der erste Fall geschah an einem normalen Arbeitstag. Bierlokale sind nicht nur für Getränke da, sondern vor Allem für Kontakte, Gespräche, die man sofort abbrechen kann. Oder Informationen enthalten, um auch die Sicherheit zu erhöhen. Ein unbekannter junger Russe tauchte zufällig auf. Seine Heimat ist hier das Thema eines eigenen Kapitels, also hatten wir sofort Gesprächstoff, damals, vor fünf Jahren. Und dann kamen vertrauliche Informationen, die er nicht Jedem erzählt hätte, obwohl sie ganz harmlos waren. Sein Vorname ist unwichtig, ich nehme einfach den Namen Nikolai, so hieß der letzte Alleinherrscher, der Zar in Moskau.  Nikolai erzählte, das er mit seinen Angehörigen, auch den Eltern, in einer kleinen Wohnung in Moskau lebte, Er hatte Bautechnik studiert, kannte sich also mit dem technischen Innenleben von Gebäuden aus. Trotz seines akademischen Abschlusses fand er danach keinen Arbeitsplatz, weil zu viel Konkurrenz da war. In Rumänien genauso, dann landete er in München, konnte sich aber nur mit einfachen Tätigkeiten im Straßenbau durchschlagen. Fremde lässt man niemals in die eigene Wohnung. Am Heiligabend wurde an der Tür geklingelt, die Person hat mich schon oft belästigt, ich brauchte nicht einmal nachzuschauen.  Aber bei Nikolai gab es keine Alarmsignale. Er hat mich mehrmals privat besucht, ohne dass es ein Problem gab. Der harte Knall kam erst, als er erzählte, dass er sich in Moskau nur Bier leisten konnte, aber noch nie einen Wodka getrunken hatte. Das Nationalhetränk.

Also habe ich eine Flasche besorgt und auf den Tisch gestellt. Er musterte das Glas aufmerksam von außen, nahm dann nur einen kleinen Schluck, wollte aber nicht damit aufhören. Also habe ich die Flasche wieder in den Kühlschrank gestellt. Das verärgerte ihn. Im scharfen Befehlston forderte er die Rückkehr des Teufelzeugs, das er nicht vertrug. Dann sagte er: „Mach dasnicht noch einmal! Ich bin der Dominator.“ Also der Herrscher, dem alle Wünsche erfüllt werden müssen. Danach ist er sofort eingeschlafen. Stunden später war er wieder normal, aber wir sind  nur noch zu einem Straßencafé gegangen, wo bereits viele Menschen zur Arbeit vorbeigingen. Dort habe ich die Bekanntschaft einfach beendet und das auch begründet. Er verabschiedete sich und gab mir dabei sogar die Hand. Sein letzter Satz war: „Morgen habe ich meinen 25. Geburtstag. Eignentlich wollte ich den abends mit dir feiern.“ „Dein Bier musst du allein trinken. Aber weil du sparst, hätte ich dich sowieso eingeladen.“ Er bekam, ausnahmsweise, zwanzig Euro und ging dann für immer fort, ohne sich umzudrehen. Das Problem war gelöst, ohne Gewalt. Was ist daran aktuell?

Die beteiligten Parteien haben viele Jahre lang, viel zu wenig miteinander gesprochen. Sonst wären die Probleme gar nicht enstanden, die dringend verschwinden müssen. Im Kapitel „Russland“ habe ich schon vor vielen Monaten,  die Gründe und Ursachen dafür erklärt, warum der größte Flächenstaat der Welt Hilfe braucht. Nicht als passiver Bittsteller, sondern als Mitglied der Völkergemeinschaft, zun der alle Staaten gehören. Jetzt einfach die Kontakte abzubrechen, geht auch nicht, weil die Katastrophe sich dann immer mehr steigert. Es müssen Mächte eingreifen, die keine militärische Waffen einsetzen. Wer das ist, wird heute noch erklärt, aber ohne Zeitdruck, damit  es nicht oberflächlich wird.

Das zweite Beispiele ist schon von 1972, aber immer noch aktuell. Damals war ich 22 Jahre alt. Damals lernte ich in Münster, genauso zufällig, einen gleichaltrigen Palästinenser kennen. Unsere Freundschaft hielt sechs Jahre, ohne dass es einen ernsthaften Streit gab. Im Sommer 1972 fand die Olympiade im weit entfernten München statt, die durch einen Terror-Anschlag schwer beschädigt wurde. Danach wurden, erst einmal, alle Palästinenser pauschal ausgewiesen. Viele nahmen sich einen Rechtsanwalt und wollten politisches Asyl. Da habe ich mich, zum ersten Mal, mit einem juristisches Thema ganz genau beschäftigt. Die Rechtsanwälte übernahmen die Texte, meistens ohne Änderungen,  in ihre Schriftwechsel mit dem Gericht. Sechs Jahre lang war war das erfolgreich. Dann wurden die Anwaltskosten überflüssig, weil  mein damaliger Freund mit seiner Ehefrau und seinem Bruder, in ihre Heimat Jordanien zurück kehrte. Wir fuhren in zwei Autos, 4.500 Kilometer. Die Einzelheiten stehen hier im Artikel „Reise durch die Angst“ vom 3.11.20:

https://luft.mind-panorama.de/reise-durch-die-angst/

Was ist daran aktuell: Im Nahen Osten gibt es zur Zeit keinen Krieg, aber sämtliche Probleme sind nicht gelöst. Aus den gleichen Gründen wie im bereits erwähnten „Fall Nikolai“.  Ein starkes Zeichen hat jedoch der Dirigent Daniel Barenboim gesetzt. Er gründete das „West-East-Divan“-Orchester, die gemeinsame Brücke zwischen jungen Musikern aus Israel und Palästina, mit  dem er weltweit Erfolge feiert. Mehr kann er in seinem Bereich nicht tun, ich auch nicht. Aber zu erinnern bleibt an das Schlusswort von Sigmund Freud, mit dem er 1939, kurz vor seinem Tod, seine letzte Veröffentlichun beendete: „Mehr kann ich nicht geben.“ Aber das war so viel, dass seine Methoden der Analyse hier nicht nur ein eignes Kapitel haben, sondern für alle Bereiche der menschlichen Existenz gelten. Dazu gibt es hier auch das Kapitel „Moses, der Ägypter“ vom 31.1.22:

https://luft.mind-panorama.de/?s=moses+der+%C3%A4gypter&x=12&y=2

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