23.6.2021. Das erste Ziel im Hochgebirge war vor dreißig Jahren der Herzogstand am Walchensee. Ein Tagesauflug reicht dafür, mit einer Seilbahn ist man schnell am Gipfel. Dort hielt sich auch der Märchenkönig Ludwig II. gern auf, aber er baute zu viele Märchenschlösser. Die bayerische Staatsregierung verdient heute mit den Besuchermassen täglich Millionen, aber damals hatten sie Angst, dass die bereits, aus ganz anderen Gründen, halbleere Staatskasse plötzlich leer sein könnte. Mit Hilfe von Täuschungsmanövern, Lügen und falschen Zeugen wurde Ludwig einfach abgesetzt. Kurz danach, am 13.6.1886, ertrank er im Starnberger See und heizt damit die Phantasie immer noch an.
Der Herzogstand ist leicht zugänglich, aber der ungesicherte Berghang sorgte beim ersten Mal für die Sorge vor einem Absturz. Dabei ist der Abhang nicht steil, sondern nur angenehm schräg, und Bremsklötze aus Gestrüpp sichern die Wanderer. Nach zehn Minuten sitzt man auf einer rustikalen Ausflugsterrasse, mit Fernblick bis zum Horizont. Die nicht weit entfernten „Hausberge“ sind bei den Münchnern beliebt, am Wochenende kann man sich andere Ziele suchen.
Leider kommen auch andere Leute auf solche Ideen. Einmal, im Hochsommer, gab es rund um den Starnberger See, keine freien Parkplatz mehr, auch nicht an den Tischen der Biergärten. Notausstieg war ein Stehcafé in einem Dorf, dann ging es wieder zurück in die Großstadt.
Am 15.8.2016, vor 5 Jahren, gab es hier schon einen Bericht zum „Rummel am Herzogstand“ :
https://luft.mind-panorama.de/rummel-am-herzogstand/
Die anreisenden Besuchermassen kann man sich vorher ausrechnen, trotzdem dauert es lange, bis der befreiende Groschen fällt. Doch für nutzlose Gewohnheiten gibt es immer Ersatz. Diese einfache Idee hat auch nicht viele Anhänger, sonst hätten sich die Zustände längst geändert.
Gewohnheiten entspannen, aber man darf sie nicht übertreiben. Solange sich alle Beteiligten wohl fühlen, ist es gut. Aber schlechte Gewohnheiten gefallen auch einer Mehrheit, die sich selbst als Richtschnur nimmt, als Maßstab für andere. Hier müssen Wände zurechtgerückt werden. Das kostet auch Geld, hält aber länger, wenn sich die Qualität dabei steigert. Das geht oft schief, wegen einer schlechten Vorbereitung und aus Gründen, die überall die besten Arbeitsabläufe stören oder abstürzen lassen.Auch das ist keine Phantasie, sondern eine Lebenserfahrung, die sich dann noch mehr verbessern lässt, wenn möglichst Viele sich daran beteiligen.
Mit der Steinzeit begann vor 2,6 Millionen Jahren die Menschheitsgeschichte. Schon vorher hat sich die Natur ständig verändert, meist nur in Kleinigkeiten. Das Gesamtbild wurde dabei nicht beschädigt. Das hat sich geändert. Die Reparaturen geschehen nur zögernd, aber sie sind unvermeidbar, auch ohne Übertreibungen. Den Reichtum der ursprünglichen Natur durch die persönliche Ausnutzung und Anhäufung materieller Schätze zu verändern, kann aber nicht ein gutes Ziel der Mehrheit sein oder für langfristige Planungen. Der Staat muss sich dabei zurückhalten, und Einzelne sind dazu gar nicht berechtigt.
Allein der Anblick einer großen, unberührten Landschaft löst starke Gefühle aus. Meine Eltern hatten viel Platz im Garten, den sie aber nur eine überschaubare Rasenfläche frei hielten, für Freizeitmöbel und Alltagstätigkeiten. Der Rest der Pflanzen wucherte ungestört, entfaltete sich und sah jedes Jahr ganz anders aus.
Als kämen sie direkt aus dem Hochgebirge, so klingen die Sinfonien von Anton Bruckner. Die dritte hört man besonders gern, wenn Sergiu Celibdache die Klangmassen entfesselt, zu einem Panoramabild mit verschneiten Gletschern:
https://www.youtube.com/watch?v=3W5r0C3lxDg
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