Othellos Rache

7.12.2015. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, war Kay Wörsching viele Jahre lang der Inhaber eines Prominentenlokals am Viktualienmarkt. Jetzt betreibt er immer noch ein kleines Bistro in der Münchner Innenstadt. Gerade sagte ich zu ihm, dass er trotz seines Bekanntheitsgrades überhaupt nicht abgehoben und eingebildet ist. Da meinte er, „Das hat auch etwas mit Intelligenz zu tun.“ So ist es. Und nicht nur das.

Weltweite Krisen und Konflikte mit Gewalt zu lösen, führt zu gar nichts, sondern nur dazu, dass  Soldaten ihr Leben riskieren und Staatsfinanzen in Milliardenhöhe verschwendet werden.

Dabei kann man mit Logik und Vernunft Vieles regeln. Die täglichen Betroffenheits-Diskussionen im Fernsehen über die weltweiten Krisen produzieren meist gar nichts als kalte Krokodilstränen und eine weitere Anheizung der Konflikte.

In Italien hat man da ganz andere Lösungen gefunden. Wenn ein Mafia-Verdächtigen nicht nachweisen kann, dass sein Geld aus legalen Quellen stammt, wird sein ganzes Vermögen beschlagnahmt, und die Grundstücke werden armen Leuten zur Bewirtschaftung übergeben. Das wirkt ! Anders gesagt: Um große Verbrechen zu begehen, ist immer viel Geld notwendig. Und wenn man die Finanz-Quellen austrocknet und zuschüttet, ist Schluss mit den Gaunereien.

Das gilt auch für die aktuellen Flüchtlingsströme nach Deutschland. Wenn man Syrien wieder zu einem „sicheren Herkunftsland“ macht, kehren sechzig Prozent der jetzigen, hier um Schutz suchenden Menschen gern in ihre Heimat zurück. Dazu braucht man keine Gewehre und Kampfflugzeuge, sondern nur eine Sperrung der Bankkonten von denjenigen, die das aktuelle Chaos finanzieren.

Ein berühmtes literarisches Beispiel für tragische Verirrungen ist William Shakespeares „Othello“. Der italienische Meisterkomponist Giuseppe Verdi hat diesen Stoff für seine vorletzte Oper verwendet, aber nicht den Originaltext. Sondern Arrigo Boito hat eine Sprache nachempfunden, die in der Renaissance-Zeit vor fünfhundert Jahren in Venedig zum Alltag gehörte.

Die Handlung in Kurzform: Othello ist ein siegreicher, dunkelhäutiger  General der venezianischen Herrscher. Er ist unsterblich verliebt in die engelsgleiche Desdemona und genau an dieser Stelle auch verwundbar. Denn Otellos Untergebener, der satanische Jago, wird bei einer Beförderung übergangen. Er rächt sich mit einer düsteren Intrige, hängt Desdemona eine frei erfundene Lügengeschichte an, dass sie die heimliche Geliebte des jungen Hauptmanns Cassio wäre. Der teuflische Plan gelingt. In rasender Eifersucht erwürgt Othello seine völlig unschuldige Frau und begeht danach Selbstmord.

Wenn die Emotionen stärker sind als der Verstand, passiert so etwas. Jeden Tag. Und immer noch. Darum ist „Othellos Rache“ völlig sinnlos und zerstört sein ganzes Leben.

Für die große Liebesszene zwischen Othello und Desdemona im ersten Akt bediente sich Giuseppe Verdi freigiebig bei Richard Wagners „Tristan und Isolde“, mit unverwechselbaren musikalischen Zitaten. Beide waren Zeitgenossen, aber Wagner mochte Verdi nicht und hat ihn nie getroffen. Bei Wagners Tod 1883 jedoch notierte Verdi ergriffen: „Wagner ist tot! Triste , triste, triste!“

Bayreuths unvergessener Superstar Wolfgang Windgassen und Lisa della Casa singen hier die große Liebesszene aus Othello:

https://www.youtube.com/watch?v=eGlIckiMH78.

 

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