1.1.2021. Ein guter Ausblick in das Neue Jahr ist die „Phantastische Sinfonie“ von Hector Berlioz (1803 – 1869).
Sie hat fünf Teile: 1. Träumereien, Leidenschaften eines jungen Musikers 2. Ein Ball – fulminante Tanzmusik 3. Szene auf dem Lande – ein Gespräch zwischen zwei Hirten. Sonnenuntergang. Einsamkeit. Stille. 4. Der Gang zur Hinrichtung. Ein düsterer und wilder, dann wieder brillanter und feierlicher Marsch begleitet den Alptraum. 5. Hexenfest. Danach läutet die Totenglocke, und es folgt eine Parodie des Dies irae, des Jüngsten Gerichts, aus der katholischen Totenmesse.
Das sind Teile des menschlichen Bewusstseins und einer daraus entstandenen Bildersprache: Träume. Festliche Ereignisse. Natureindrücke. Todesahnungen. Der Untergang.
Solche Gedanken gibt es in jedem Lebensabschnitt, manchmal Jahre lang. Das sind eigene Epochen. Die letzten zehn Jahre hatten auch solch ein Leit-Motiv, aber es war nicht das Einzige. „Die Wahrheit liegt nicht in einem einzelnen Traum. Sie liegt in vielen Träumen.“ (Zitat aus: 1001 Nacht).
Nach zehn Jahren ist jetzt auch die Ziffer Zehn erreicht. Das Merkmal des Dekalogs, der zehn Gespräche mit Gott, über seine Weltordnung, die von den Zehn Geboten durchdrungen ist. Das Verbot zu lügen, zu stehlen, zu morden und die Habgier nach fremdem Eigentum. Wer dagegen verstößt, wird nicht nur mit den Gesetzbüchern der Justiz bestraft, sondern die universale Weltordnung greift ein. Das ist ein Haupt-Thema des genialen Dramatikers William Shakespeare und wird durch eine monumentale Musik vertieft, in Richard Wagners „Nibelungenring“. Zu beiden Seiten dieses Rings stehen drei Frühwerke und drei Spätwerke, wie bei einem dreiflügeligen Kirchen-Altar, einem Tryptichon.
Der Altar befindet sich, in alten Kathedralen immer im Osten, wo die Sonne aufgeht und den Arbeitstag eröffnet, wenn nachts die Energiezellen des Gehirns aufgeladen worden sind. Im geographischen Osten liegt auch der arabische Orient, dessen Märchen aus 1001 Nacht tiefe Lebensweisheiten enthalten. Im Fernen Osten ist Asien. Das chinesische Kaiserreich hat viele bedeutende, unsterbliche Zeichen aus der Malerei und Dichtkunst hinterlassen. Die geniale, militärische Strategie des Generals Sun Tsu wird heute noch an amerikanischen Militär-Akademien gelehrt, mit seinem schmalen, aber gedanklich überragenden Buch über die „Kunst des Krieges“. Es ist ein zeitloser Triumph der Gedanken, auch mit dem überraschenden Satz, „Das Ziel des Kriegs ist nicht der Sieg, sondern der Frieden.“
Berlioz und seine „Phantastische Sinfonie“, unter der Leitung von Mariss Jansons, hört man bei einem „Proms“-Konzert, in der Londoner Royal Albert Hall. Das vier Minuten lange Interview vorher, kann man einfach überspringen:
https://www.youtube.com/watch?v=yK6iAxe0oEc
Das Bild unten habe ich vor vielen Jahren auf einem Trödelmarkt gekauft. Es zeigt einen Jungen, der zu den weißen Wolken am Himmel schaut. die langsam vorbeiziehen, in ein anderes Land, in eine andere Welt:
