14.3.2021. Das steile Hochgebirge der Alpen wird auf anderen Kontinenten noch übertroffen. In der Musik ist das die Stimme von Maria Callas. (1923 – 1977. Sie war schon zu Lebzeiten berühmt, ist aber auch oft in Studios gegangen, um dort vollständige Musikdramen aufzunehmen. Zeitbedingt ist die Zahl ihrer Filme leicht überschaubar, aber man bekommt ein klares Bild von ihren Gestaltungsmöglichkeiten. Als Fünfzehnjährige sang sie schon die Hauptrolle in Mascagnis „Cavalleria Rusticana“. Solange die deutsche Armee Griechenland im Zweiten Weltkrieg besetzt hatte, sang sie auch deutsche Operetten. Später sogar in Italien die ganz großen Wagner-Partien. Erhalten ist eine Radio-Gesamtaufnahme von „Parsifal“. Hier ist es erstaunlich, dass sie nur langweilig die Noten vom Blatt sang, ohne sie zu gestalten.
Später hat sie sich auf das italienische Fach konzentriert. Und ihre ganze Bandbreite gezeigt. Sie sang nicht nur die Noten, sondern lebte förmlich in ihren Rollen und vertiefte sie unendlich. Als in den Sechziger Jahren die neue Stereo-Technik auftauchte, hatte Callas bereits ihre eigenen Rekordwerte überschritten. Die Stimme ließ nach, wohl auch wegen ihres unruhigen, unglücklichen Privatlebens. Zunächst heiratete sie ihren Förderer, den reichen, alten Fabrikbesitzers Meneghini. Dann war sie das Aushängeschild für den milliardenschweren Ölhändlers Aristoteles Onassis. Sie wollte ihn heiraten, aber dann tauchte Jacqueline Kennedy auf, die attraktive Witwe des im texanischen Dallas ermordeten US-Präsidenten Kennedy. So blieb sie allein zurück. Von sich selbst sprach sie als „Maria“, wenn es um ihr Privatleben ging. Als Künstlerin sprach sie nur von der „Callas“.
Ihre Aufnahmen habe ich schon lange nicht mehr gehört, weil ich die meisten auswendig kenne. Selbst die besten Dinge werden als Wiederholungen langweilig und bringen dann nichts mehr. Aber im Gedächtnis ist sie glasklar vorhanden. Ihr häufigster Partner im Aufnahme-Studio war Giuseppe di Stefano. 1992 gab er kaum noch Konzerte, leitete aber eine „Notte Italiana“, mit Sängern in der Münchner Philharmonie. Anschließend war ich in einem bekannten Prominentenlokal am Viktualienmarkt. Da kam er plötzlich herein und musste im engen Theken-Bereich ganz nahe vorbei. „Maestro!“ habe ich nur zu ihm gesagt, darauf folgte sein fester Händedruck. Von seinem Sitzplatz hat er dann ein paar Mal aufmerksam herübergeschaut. Er wollte sich wohl erinnern, ob wir uns kannten. Aber ich kannte nur seine Musik-Aufnahmen.
In der Arena von Verona wurde Callas über Nacht berühmt, nach einem Auftritt in Ponchiellis vorher selten gespielten „Gioconda“. Hier kann man einen Auszug daraus hören:
https://www.youtube.com/watch?v=7Xws7wKuc4w
So weit für die Möglichkeiten des Gesangs wie Maria Callas hat sich seitdem noch Niemand wieder einsetzen können. Die guten Studio-Aufnahmen wurden mehrfach digital entrümpelt, aber in der Substanz nicht beschädigt. Auch ihre Filme sind frei zugänglich. Wenn man eine hohe Qualität nicht mehr steigern kann, muss man sich damit zufrieden geben. Die ganze Welt der Oper ist seit über einem halben Jahr für aktuelle Aufführungen geschlossen. Man muss für die Zukunft ganz neue Wege gehen.
Wie das geht, konnte man am 12.10.20 hier lesen:
https://luft.mind-panorama.de/opernfeste-ohne-gaeste/
