Rule, Britannia

12.4.2021. „Rule, Britannia!“ konnte man zum ersten Mal im Jahr 1740 hören. Es ist eine der inoffiziellen Nationalhynen Englands, zu denen auch noch eine Hymne von Händel gehören und ein Marsch von Edward Elgar. Teile des Textes klingen etwas befremdlich, zum Beispiel: „Die Nationen, die nicht so gesegnet sind wie du, werden mit der Zeit Tyrannen gehören.“ So ist es ja nun wirklich nicht gekommen, aber vor fünfhundert Jahren war England eine Weltmacht, die sich auf mehreren Kontinenten ausbreitete. Als am Samstag die Nachricht um die Welt ging, dass der langjährige Ehemann von Königin Elisabeth II., Herzog Philip, gestorben war, berichteten die englischen Medien den ganzen Tag darüber. Einige Zuschauer beschwerten sich sogar darüber, aber die Aufmerksamkeit ist weltweit so groß, dass auch der Ablauf der Trauerfeierlichkeiten am kommenden Samstag bereits im Detail veröffentlicht wurde.

Von überragender Wichtigkeit ist jedoch der fest geplante Austritt von England aus der Europäischen Gemeinschaft. Alle anderen Mitgliedsländer sind durch das Festland miteinander verbunden. England ist stolz darauf, eine Insel zu sein. Man merkt es an den Traditionen. Sie sind aus Fotos und Filmen bekannt, aber wenn man selbst mittendrin war, wirken sie noch viel faszinierender. Die Königlichen Hochzeiten in der Londoner Westminster Kathedrale werden schon seit Jahrzehnten aufgezeichnet, mit festen Ritualen, historischen Kostümen und Musik. Trotzdem gibt es Unterschiede. Beim Anblick einiger Gäste werden ganze Romane wieder lebendig, und das traurige Ende der Gemeinsamkeit auch.

Doch der Austritt aus der europäischen Gemeinsamkeit hat ein ganz anderes Gewicht. Hier wird Alles in Frage gestellt, was vorher zentral von Brüssel aus angeordnet wurde. Wenn man die peinlichen Biographien einiger EU-Politiker kennt, bleibt nur die Frage: Warum erst jetzt? Dort drängeln sich in Spitzenpositionen Gesichter, die auch schon sehr unangenehm aufgefallen sind und trotzdem das große Wort führen. Mehr noch: Die gesamte Organisation ist nicht mehr zeitgemäß. Gewaltige Subventionen aus der Gemeinshaftskasse fließen in die falschen Kanäle oder versickern unterwegs. In den unterstützten Ländern ändert sich jedoch nur wenig. England wird es sehr schwer haben, die Türen zuzuknallen, aber man kann auf das Land nicht verzichten, weil Niemand es ersetzen kann. Also muss es Kompromisse geben, mit Zugeständnissen und Rückschritten im Einzelnen.

Aber Niemand kann den Zug mehr anhalten, der jetzt abgefahren ist. Wenn ein Rad oder eine Lawine auf einem Gebirgsgipfel sich in Bewegung setzen, werden sie dabei immer stärker. Jeder Bremsversuch verschwendet Zeit und Geld. Auf vielen Konferenzen wird jetzt darüber beraten. Etwas Großes ist dabei bisher nicht herausgekommen, aber nur noch eine Frage der Zeit. Denn die wichtigen Abläufe kann man nicht einfach abschalten oder in den nächsten Abgrund steuern.

In der Königlichen Familie in London gab es kürzlich Streit. Aus Kalifornien wurden Interviews gesendet, die für alle Betroffenen peinlich waren, aber nichts brachten. Doch seitdem ist auch die Zukunft der Monarchie wieder ein Thema. Finanziert wird sie von der gesamten englischen Bevölkerung. Ob sich daran Nichts ändert, ist jetzt noch offen. Die anderen Königshäuser sind überschaubar und zurückhaltend, deshalb auch beliebt. Das garantiert aber gar nichts.

Und im Europa der Bilanzen, der Abläufe und Erfolge in den Firmen, der sozialen Ungerechtigkeiten ist mit einigen Erdbeben zu rechnen. Ganz natürlich. Wie bei Vulkanen oder Erdbeben, wenn der Druck zu groß wird. Solche Naturgewalten hat noch Keiner im Griff, aber im restlichen Leben sind alle Werkzeuge für die Schadensbeseitigung bereits vorhanden. Unter dem Titel „Die Gesetze der Ökonomie“ und „Universalregeln“ sind hier bereits über vierhundert Artikel dazu zu finden. Sie haben einen gemeinsamen roten Faden: Was möglich ist, geschieht trotzdem nicht.

Da die noch fehlenden Computerprogramme leicht zu entwickeln sind, kommt man zwangsläufig auf die Ursachen. Vorhandene Gesetze werden gebrochen oder absichtlich nicht beachtet. Wissenslücken kann man schließen, dann wären manche Großfirmen in den letzten Jahren nicht Pleite gegangen. Ich habe persönlich in Firmen gearbeitet, die in einer solchen Gefahr waren, aber durch das Eingreifen von fähigen Managern gerettet wurden. Ein Wundermittel ist es, sich von ungeeigneten Führungskräften zu trennen. Aber raffinierte Netzwerke blockieren das. Nur als Beispiel: Jeder kann sich über die Milliarden-Skandale bei „Wirecard“ und „Open Lux“ informieren. Wer in diesen Einzelfällen die prinzipiellen Konstruktionsfehler entdeckt, löst auch ganz andere ungeklärte Fälle.

Das lässt sich in Zukunft gar nicht mehr vermeiden. Weil es direkte Auswirkungen auf die Weltordnung hat und ihre Stabilität. Im Fall von Englands Zukunft wird das sogar ein Musterbeispiel.

Hier noch die drei am Anfang erwähnten, inoffiziellen Nationalhymnen von England:

„Rule, Britannia“: https://www.youtube.com/watch?v=v2c5QHtgFxY

„God, save the queen“ (Händel) https://www.youtube.com/watch?v=JcfR4utkASo

„Land of hope and glory“ : https://www.youtube.com/watch?v=vpEWpK_Dl7M

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