Russisch-orthodoxe Musik

18.8.2020. Auch Russland ist nach dem Fall der Berliner Mauer kleiner geworden. Aber flächenmäßig immer noch der größte Staat der Erde. Ein Problem bleiben die riesigen Gebiete, wo wegen der Kälte auch die wertvollen Bodenschätze nicht abgebaut werden können. Präsident Wladimir Putin tritt auf als moderner Manager, aber er kann die alten Erblasten nicht einfach wegzaubern.

Wenn man über die großen Epochen der alleinherrschenden Zaren nachdenkt, gibt es eine Überfülle von Höhepunkten, deren Zeitdauer lang war, die aber genauso zusammenbrachen wie die Kaiserreiche in Rom, Peking und im aktuellen Washington. Wenn ein Land im Dauerzustand der Stärke zu viel Energie verbraucht hat, wird es schwach und geht unter. Die südamerikanische Hochkultur der Maya verschwand aus dem gleichen Grund. Macht und Geld retten auch keine Millionäre. Man kann immer nur den Satz des römischen Kaisers Marc Aurel wiederholen: „Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre.“ Lebensmüde war der überhaupt nicht. Er hat pflichtgemäß seine Kriege geführt und als eigenes Hauptwerk die überschaubaren, aber inhaltlich schwergewichtigen „Selbstbetrachtungen“ hinterlassen.

Als der Revolutionär Lenin das Buch schrieb, „Was tun?“, hat er bereits geplant und vorbereitet. 1902 hat er es veröffentlicht, lebte damals in der Siegfriedtraße in München-Schwabing. Im April 1917 kehrte er über die Schweiz nach Russland zurück. Der Eisenbahnwagen war verplpmbt, damit keiner der Fahrgäste unterwegs aussteigen konnte, weil man sie für besonders gefährlich hielt. Ein Jahr später brachte die Oktoberrevolution das Ende des Ersten Weltkriegs, die Absetzung und spätere Erschießung von Zar Nikolaus. Die ersten Beschlüsse der neuen Regierung bestimmten die Verteilung der Agrargebiete an die Bauern und der Fabriken an die Bauern. Beide Berufsgruppen standen im Mittelpunkt der Revolution. Als Nachfolger Josef Stalin die verhassten Großgrundbesitzer (Kulaken) loswerden wollte, ließ er sie immer höhere Steuern zahlen, bis ihnen nur noch die körperliche Arbeit in einer Gemeinschafts-Kommune blieb.

Russland ist heute Teil der weltweiten Veränderungen, die von vielen nationalen Regierungen nur widerwillig oder gar nicht zur Kenntnis genommen werden. Die Benachteiligung der Bauern und Arbeiter ist dabei nicht die einsame Hauptsache, aber immer noch ein deutlicher Prüfpunkt.

Im Frühjahr 2017 kam es zu ein paar Treffen mit einem jungen Russen, der in Moskau ein Studium der Architektur abgeschlossen hatte. Einen dazu passenden Arbeitsplatz fand er nicht, auch nicht in Rumänien. In München bekam er einen überschaubaren Lohn im Straßenbau. Wir haben uns gut verstanden, aber er war nur Bier gewohnt. Keinen Wodka. Als Überrraschung probierte er das nur und hörte dann gar nicht mehr auf, wurde aggressiv und hat damit für ein endgültiges Ende der harmlosen Treffen gesorgt. Auch hier hatte die erfolglose Suche nach einer beruflichen Zukunft für einen zweiten Totalschaden gesorgt, allerdings nicht wegen des eingeschränkten Arbeitsmarkte, sondern wegen des falschen Getränks aus der Heimat. Wenn es nur das wäre! Die Hauptursachen für die wachsenden Wirtschaftsprobleme liegen hier selbstverständlich nicht an einer einzelnen Regierung, sondern an den unterschwelligen Bewegungen der Riesenmengen an Einkommen, Finanzen und Chancen auch in anderen Staaten, die tatenlos bleiben.

Aus dem weltverändernden Kraftakt der Russischen Revolution vor über hundert Jahren hat Regisseur David Lean 1965 einen Monumentalfilm geschaffen, der die schwerwiegenden politischn Ereignisse als Hintergrund für eine lange Liebesgeschichte zeigt.

Die komplette Original-Filmmusik zu „Doktor Schiwago“ enthält auch die selten gespielte Ouvertüre, die damals zur konzentrierten Vorbereitung auf das Spektakel bei geschlossenem Vorhang zu hören war, bevor man die ersten Breitwand-Szenen sah, mit festlicher Zarenhymne, Kosakenchor und Marschtrommeln. Hier kann man das hören:

https://www.youtube.com/watch?v=aL76ilaKm7g

Russisch-orthodoxe Kirchenmusik ist mächtig, unverwechselbar, wie die Kathedralen mit den farbigen Zwiebeltürmen, goldschimmernden Ikonenbildern in einsamen Schneelandschaften:

Hier bekommt man davon einen Eindruck:

https://www.youtube.com/watch?v=xOiycw4UQGA

.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.