17..1.2020. „Schlüsselkinder“ hieß früher der Nachwuchs, wenn die Eltern tagsüber berufstätig waren. Die Kinder hatten ein Band um den Hals, mit dem Wohnungs-Schlüssel, damit er nicht unterwegs spurlos verschwand. Heute ist das fast überall so, aber dafür reicht ein festes, schmales Schlüssel-Etui mit Reißverschluss, in das man auch Bargeld legen kann. Wenn die Mutter zu Hause ist, also Hausfrau, dann ist der Schlüssel trotzdem praktisch. So war das auch bei uns, aber die Mutter arbeitete den ganzen Tag, in einem kleinen Laden im Haus, auch in der Wohnung, denn im Zweiten Weltkrieg war das Geld knapp.
Nach den schweren Kriegszerstörungen bauten die Deutschen privat erst einmal gemütliche Eigenheime. Dafür gab es billige Bausparkredite vom Staat und die gegenseitige Hilfe unter den Nachbarn. Reichte das nicht, konnten auf dem Land oft große Grundstücksflächen verkauft werden, für den großen staatlichen Wiederaufbau der Städte und für die vielen mittellosen Flüchtlinge aus dem Osten.
Und dann tauchten die Gauner auf. Sie klauten Geld, aber nicht bei Banküberfällen. Warenhäuser und fleißige Lieferanten gaben billige Kredite, forderten dafür aber selbstverständlich geldwerte Vorteile. Zum Beispiel jahrelange Bierlieferungen, die fest an eine einzige Marke gebunden waren, ohne die besseren Angebote der preiswerteren Konkurrenz . Die rasch und reichlich, freigiebig verteilten Kredite mussten eisern zurückgezahlt werden, jahrelang, sonst drohte eine sofortige Pfändung oder komplette Zwangsversteigerung des eigenen Besitzes. Der Absturz in private Not, für die gesamte Familie. Damit sind Einige sehr reich geworden. Systematisch und vorsätzlich, erfolgreich. Es gibt viele Methoden, den Leuten das Geld raffiniert aus der Tasche zu ziehen. Mittlerweile sind vorgedruckte, einseitige „Knebelverträge“, sogenannte Sklavenhalter-Verträge, verboten. Wenn sie nicht individuell, mündlich ausgehandelt werden. Ab achtzehn Jahren darf jeder Volljährige selbst seine finanziellen Geschäfte auf eigenes Risiko abschließen. Beliebt und teuer sind Handy-Verträge, Urlaubsreisen und teure Einkäufe auf Kredit. Doch die Ware wechselt erst dann tatsächlich den Besitzer, wenn der Kaufpreis auch vollständig bezahlt wurde. Manche Sportautos stehen schon längst auf dem Schrottplatz, wenn sie immer noch, jahrelang abbezahlt werden müssen. Ein junger Student besuchte teure Schulungskurse, musste sich sogar einen schwarzen Anzug kaufen, um anderen Leuten Geld oder Kredite abzuschwatzen, im persönlichen Bekanntenkreis, obwohl er selbst arm war. Als Lockvogel erlebte er eine neue Mitarbeiterin, die schon nach kurzer Zeit ein eigenes Auto besaß. Dabei wurde verschwiegen, dass sie dafür jahrelang, eisern einen hohen Kredit zurückzahlen musste, an den Veranstalter der Schulungen, der stets teure Anzüge trug, um seine Kunden zu täuschen und zu blenden.
Nachdem das gesamte Zentrum unserer Kleinstadt vor fünfzig Jahren saniert wurde, alle schönen alten Häuser verschwanden und durch hässliche, vergleichsweise billige Neubauten ersetzt wurden, passierte Folgendes: In einer früheren Volksbank sollte eine neue Gaststätte eröffnet werden, musste dafür vollständig neu möbliert und haustechnisch modernisiert werden. Der notwendige, recht günstige Kredit war wieder ein Lieferanten-Kredit. Die Schuldner zahlten monatlich siebenhundert Mark zurück, ihre Miet-Einnahmen betrugen neunhundert Mark. Also bekamen sie, für eine vollständige Gaststätte plus geräumiger Miet-Wohnung des Wirts monatlich zweihundert Mark. Zehn Jahre lang. Danach wusste ich so viel, um eingreifen zu können. Die gut verdienenden, gewerblichen Mietobjekte zahlten danach eine marktübliche, höhere Miete. Und lebten trotzdem gut damit, wie ihre schönen Autos draußen vor der Haustür deutlich, jedem Spaziergänger zeigten. Ob sie noch Schwarzgeld im Ausland versteckt hatten, hat mich schon damals nicht interessiert. Aber das ist ist ein beliebtes Gesprächsthema an Wirtshaus-Theken. Da werden Namen und Objekte im Gespräch verschlüsselt, aber aus dem Zusammenhang versteht Jeder sofort, wer gemeint ist. Ein Risiko, auch für seine leiseren Kollegen. Anwesend sind auch immer Zivilpolizisten, die ständig Informationen sammeln. Ausgewertet werden, müssen die immer mehr durch Computerprogramme, die nicht mehr nur statistische Zahlenspielereien abliefern, sondern sie auch bewerten und mit anderen Fällen vergleichen, an weit entfernten Standorten, aber mit immer dem gleichen Personenkreis, der teilweise schon als auffällig bekannt ist.
Beruflich habe ich, jahrzehntelang, die Immobilien eines Großstadt-Konzerns verwaltet. Da bekommt man alle Tricks zu hören und zu sehen, aber Pauschal-Urteile sind falsch. Die meisten Mitarbeiter sind fair und zuverlässig, aber eine Minderheit nicht.
Erstaunlich bleibt dabei deren unbelehrbare Hartnäckigkeit und Schwerhörigkeit. Die meisten lesen wichtige Zeitungen, fühlen sich aber gar nicht betroffen. Weil sie Freunde und Unterstützer haben. Das ist das größte Risiko. Keine seriöse Security-Firma lässt sich mit Kunden ein, die bereits einen schlechten Ruf haben. Denn sonst wäre die eigene Firma ständig in Gefahr, dass die besten Kunden und Verdienstmöglichkeiten über Nacht abspringen. Und alle Mitwisser auch.
Ein einfacher Security-Mann sagte mir einmal, dass bei der Verteilung neuer, guter Aufträge seine Chefs vorher Krieg führen, gegeneinander, natürlich nur mit der Weiterverbreitung von Informationen.
Das stärkt die überlebens-notwendigen Selbstheilungskräfte, auch in vielen ganz anderen Bereichen. Das wird die ganze Luft noch sehr stark verbessern, aber die Methoden sind erstaunlicherweise nicht überall bekannt. Vielleicht bewegt sich trotzdem etwas. Das muss gar nicht Jeder wissen. Umso besser ist die Wirkung. Aber es darf nicht die Falschen treffen.
Ausgerechnet in armen Ländern waren die Opfer wehrlos. Und es geschieht immer noch nichts.
Viele Details dazu findet man auf der folgenden Webseite:
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