Schwabing 1987

20,9.2020. Das erste Ziel, ab September 1987 war, siebzehn lange Jahre, Münchens Stadtteil Schwabing. Vor hundert Jahren ein zentraler Treffpunkt für wichtige Künstler. Thomas Mann. Ludwig Thoma. Bert Brecht. Paul Klee. Der Russe Lenin wohnte dort vorübergehend. Adolf Hitler war nach dem Verlassen seiner Heimatstadt Wien bald sogar im Hofbräuhaus bekannt, als politischer Redner. Märchenkönig Ludwig II. wurde im Schloss Nymphenburg geboren, aber er mochte keine Politik und die langweiligen täglichen Regierungspflichten, baute Schlösser, die nur er selbst, seine persönlichen Gäste und das Personal betreten durften.

Als 1972 die Olympischen Spiele nach München kamen, ganz nah zum Stadtteil Schwabing, veränderte sich Alles. Immer mehr fremde Zugereiste („Zugroaste“) tauchten auf. Nicht nur die „Saupreissn“ (Saupreussen) aus Norddeutschland, sondern liebeshungrige Hippies („All you need is Love“) und Prominente aus der ganzen Welt. Die Prachtbauten der Altstadt standen unter Denkmalschutz, aber ringsum entstanden neue Stadtviertel wie Neuperlach, wo ein Hochhaus aussieht wie das andere. In sogenannten Problemvierteln gab es oft Unruhe. Wer dort auftauchte und wohnte, muste mit dem Besuch ziviler Polizeibeamten rechnen, die diskret mitteilten, dass der Neuzugang, genauso wie seine Nachbarschaft, unter laufender amtlicher Beobachtung stand. Das ist ein rechtswidriges Pauschalurteil, eine verbotene Diskriminierung, wirkt sich aber nicht nur bei der Zusage von Krediten aus. Trotzdem hat sich der Ruf einiger solcher Glasscherben-Viertel stark verbessert, weil die Nachbar, auch ehrenamtlich, außerdem die professinellen Betreuer, die Mitarbeiter der Sozialbehörden dafür tatkräftig im Einsatz waren. Und viele Freiwilige.

Im östlichen Schwabing sind viele Touristen unterwegs. Die gastronomische Betreuung ist vielseitig, so wie die Nachfrage. Die Künstler und Geistesriesen konzentrieren sich auf andere Stadtteile, die aber längst keine Geheimtipps mehr sind, weil dort auch die Lokalpresse ständig unterwegs ist, bis in die frühen Morgenstunden.

Seit Ende März ist das Alles stiller geworden. Die beliebten Szenewirte haben ihre Öffnungszeiten stark verkürzt. Aber wenn die Besucher wegbleiben, wird es eng und gefährlich. Schließungen und Pleiten sind jetzt schon voraussehbar. Doch nicht jeder sieht die frühen Warnzeichen. Die ganze Gesellschaft, die Bevölkerung wird neue Lebensregeln finden müssen. Auch das ist hier in vielen Artikeln ein Dauerthema. Und neue Beispiele findet man leicht.

Als Kostprobe zum Erinnern gibt es das Lied vom Alten Peter, einer alten Kirche am Viktualienmarkt. Die Melodie hört man oft, mit einem anderen Text, im Hofbräuhaus:

https://www.youtube.com/watch?v=64MvuF_hgII

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