Gute Berufsjournalisten

23.9.2021. Der Berufsjournalist einer bekannten Tageszeitung machte politische Hintergrundberichte mit bekannten Politikern, deren Inhalt streng vertraulich war. Er unterstützte  großzügig mit seinen Geld-Spenden die Bayerische Staatsoper. Dort traf ich ihn meist auf den billigeren Plätzen, weil er so oft da war, aber kein Verschwender. Im Oktober 2000 nahm er mich zum ersten Mal mit, auf eine hausinterne Premierenfeier, wurde überall begrüßt, und ich schwamm einfach nur in seinem Schlepptau mit, ohne kontrolliert zu werden. Imbiss und Getränke waren kostenlos, und ich sprach zum ersten Mal mit dem Komponisten Aribert Reimann und ein paar berühmten Sängern. Der Journalist  war auch im Hause, als ich in der ersten Pause aus David Aldens neuer Tannhäuser-Inszenierung flüchtete. Die teure Parkettkarte überließ ich ihm kostenlos, notwendig war das leider, nicht nur einmal.

An einem Samstagmorgen klingelte er schon um fünf Uhr früh, setzte sich vor das Fenster und erzählte von der stundenlangen Premierenfeier der Lohengrin-Inszenierung von Götz Friedrich. Stolz zeigte er sein Autogrammbuch, mit einer frischen Widmung der Ortrud-Sängerin Waltraud Meier. Für ihren Verehrer hatte sie seinen vollen Namen notiert, gewidmet und unterschrieben. Ich sagte, „Jetzt weiß ich endlich, wie du heißt.“ Das hatte er vorher geheimgehalten, jetzt war es ihm egal. In unserem letzten Telefonat fragte er nach Neuigkeiten, unterbrach dann aber, „Das hast du Alles schon erzählt.“ Auch an ihn erinnere ich mich gern, an andere Opernbesucher überhaupt nicht. Die Einzelheiten wären zu langweilig.

Wenn man unter eine kostbare, funkelnde und blitzende Oberfläche schaut, ist das genauso. So entwickelte sich das Interesse an Tiefenbohrungen in vielen anderen Bereichen. In der finanzstarken Ökonomie und in den ganz dunklen Tiefsee-Kammern der Pschoanalyse. Das kann derart spannend sein, dass es auch für andere Menschen interessant ist. Aktuelle Besucherzahlen, die Anzahl der Leser  brauche ich dafür nicht, die statistischen Methoden stimmen entweder nicht oder sind unvollständig. Ihre Plausibilität, die Glaubwürdigkeit,  kann man aber mit anderen Einzelheiten überprüfen.

Das ist etwas für Genauigkeitsfanatiker oder Wissenschaftler. Den Anspruch gibt es hier nicht, aber leeres Gerede ohne Glaubwürdigkeit muss auch nicht sein. Fehler werden berichtigt, sobald sie erkannt werden und auch wichtig sind. Rechtschreibfehler gehören nicht dazu, aber man kann sie vermeiden, wenn die Zeit dafür reicht.

Verzichtet man auf alle Nebensachen, ist auch jedes Thema schneller abgehakt. Im Geschäftsleben kann das sehr wichtig sein, aber sonst muss Jeder die Wichtigkeit selbst erkennen. Beschäftigt man sich nur mit genauen Kostenrechnungen, muss dazu immer der Gewinn stimmen, sonst ist es Zeitverschwendung. Bei der Politik und in der Kultur gelten andere Regeln, deren Kenntnis ein ganz anderes Panorama zeigen muss. Trotzdem ergeben alle Querverbindungen eine gedankliche Einheit. Wer sie findet, wird  ruhiger und ausgeglichener. Das ist auch ein Ziel dieser Webseite.

Wer noch mehr will, höre sich ab und zu Musik von Anton Bruckner (1824 – 1896) an, zum Beispiel die Sinfonie Nr. 7 :

https://www.youtube.com/watch?v=nFCMAw8YsmI 

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