25.5.2021. Nikolaj Rimsky-Korsakow (1844 – 1908) aus Nowgorod im nordwestlichen Russland hat eine orientalische Märchenmusik komponiert, an der man sich nicht satt hören kann: „Sheherazade“ ist ganz weit weg von Schnee und Frost, dafür mitten in 1001 Nacht, der arabischen Märchensammlung. Da heißt es auch: „Die Wahrheit liegt nicht in einem einzigen Traum. Die Wahrheit liegt in vielen Träumen.“
Die musikalische Phantasie ist grenzenlos, aber hier konzentriert sie sich auf Arabien, das als Naher Osten immer noch von schweren Krisen erschüttert wird. Rimsky fallen dazu Klänge ein, die exotisch, farbenflimmernd wie eine Luftspiegelung, wie eine Fata Morgana vorbeiziehen. Man denkt dabei an Fliegende Teppiche und Lampengeister, die jeden Wunsch erfüllen.
Die Kinderbücher von damals stehen heute noch im Regal. Ihren Zauber verlieren sie nicht. Bekannt war während der Lesezeiten noch nicht, dass es sich um eine stark gekürzte Ausgabe handelt. Die vollständige Fassung „für Erwachsene“ ist mindestens zehn Mal so lang und enthält Dinge, über man damals nicht offen sprach, die aber für Forscher sicherlich sehr interessant sind, weil das Gesamtbild dort sehr viel vollständiger gespiegelt wird. Dazu braucht man natürlich viel Zeit, die Experten haben dafür genug.
Die exotischen Themen haben Europa schon seit tausend Jahren begleitet, als Kalif Harun al Rashid (763 – 809) in Bagdad herrschte, der in den alten Büchern oft erwähnt wird und persönlich Kaiser Karl den Großen (747 – 814) kannte, der im Jahr 800 vom Papst im Aachener Dom zum Kaiser gekrönt wurde.
Die Länder im Nahen Osten sind unruhig, sie wollen endlich Frieden. Ein bekannter Musiker sagte: „Es ist kein politisches Problem, sondern ein menschliches.“ Sie leben auf der ganzen Welt wie alle anderen Menschen, aber in ihrer Heimat muss auch Ruhe einkehren. Spricht man mit ihnen, ist das leicht verständlich, aber es hat sich noch nicht bis zu allen Führungskräften herumgesprochen.
Im Oktober 1978 saß ich mitten in Amman, Jordanien, an der Hauptstraße, in einem Panorama-Café. Dort habe ich die erste und letzte Wasserpfeife meines Lebens geraucht. Der heiße Dampf war mit Kräutern angereichert und hatte eine Wirkung wie ein Alkoholrausch. Die starke Mischung lässt sich verändern, aber man muss sich damit auskennen. Begleiter waren Einheimische, die schon acht Jahre im westfälischen Münster gelebt hatten und jetzt wieder nach Hause zurückkehrten. Einer von ihnen hat mir ein angeschlagenes Gebrauchtauto so hergerichtet, dass mein erster Italien-Urlaub 1980 ohne Störungen ablief. Zeit genug war in Amman für Erkundungen in der großen Stadt und einen Tagesbesuch am Toten Meer. Auf der anderen Uferseite patroullierten dort uniformierte israelische Soldaten. Hinter dem hohen Hügel lag, unsichtbar, Jerusalem. Das entzündete natürlich auch die Gedanken und verband sich mit zahlreichen ganz anderen Erinnerungen und Bildern,
Am 2. Jauar 2021 habe ich zu Rimskys Musik bereits einen Artikel geschrieben, der auch auf eine Sheherazade-Aufführung im Libanon hinweist, bei der die arabischen Musiker unter der Leitung von Lubnan Baalbaki hoch konzentriert ihre eigene Welt zum Klingen brachten:
https://luft.mind-panorama.de/sheherazade-in-beirut/
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