Ganz oben auf der Siegertreppe

28.8.2021. Thema Nummer Eins kann jeden Tag etwas Anderes sein, weil die Informationsquellen immer heftiger sprudeln. Das Meiste kann man sofort vergessen. Thema Nummer Eins auf dieser Webseite ist der Komponist Richard Wagner (1813 – 1883). Er steht auch an erster Stelle aller Kapitel. Das kann man als Privatsache weglegen, aber es steckt viel mehr dahinter. Erklärt und begründet habe ich das schon oft, aber manche Sachen sind grenzenlos, von Natur aus. Zerquatschen darf man sie deshalb nicht, das machen genug andere Experten oder solche, die sich dafür halten. Wagner war auch immer ein gesellschaftliches Phänomen, schon zu seinen Lebzeiten. Dazu gehörten die klügsten Köpfe der Kulturwelt, aber auch die reichsten Bewunderer, die gern tagsüber ihre exklusive Festkleidung zeigen, wenn  in den Gebäuden über vierzig Grad Temperaturen hochkochen. Aber für eine neue Klimaanlage hat noch Niemand gespendet, auch nicht für breitere Sitze, die bei ausladenden Mode-Kreationen notwendig sind. Das habe ich, in sehr vielen Artikeln und persönlichen Gesprächen, insgesamt zwei Jahrzehnte lang, immer wieder, im Detail vorgeschlagen. Das Copyright, das gesetzliche Beratungshonorar, hätte sich längst bezahlen lassen. Und der Denkmalschutz erlaubt durchaus sinnvolle Restaurierungsmaßnahmen, wenn sie optisch unauffällig bleiben.

Aber hier soll nichts wiederholt werden. Wenn man das Gras wachsen hört, ist das selbst mit feinen Mikrofone gar nicht möglich. Also wächst es einfach über jede Lücke und lässt sie optisch verschwinden.

Lückenbüßer sind Pausenfüller zweiter Klasse, weil die Hauptpersonen keine Zeit haben. Ich finde Lücken besonders spannend und weise gern darauf hin, wie man sie schließen kann, damit kein großer Schaden entsteht. Selbst bei Behörden, deren Besitzer der Staat selbst ist und auch bei Großkonzernen, lassen sich solche Lücken meistens schließen, wenn keine Bremsklötze den Weg versperren. Im Herbstmonat September reißt Keiner dafür noch ein Bein aus. Aber im Winter vertreibt man damit Frost und Langeweile, wenn die Leute nicht lieber im Wohnzimmer sitzen bleiben.

Vor drei Tagen, am 25. August endeten die diesjährigen Bayreuther Festspiele. Für eine einfache Dankesurkunde und die Überweisung des Beratungshonorars (Copyright) haben die Festspielleitung und die Stadtverwaltung jetzt keine Zeit mehr. Aber ein Mitglied des zuständigen Stiftungsrats kann mir  die gesetzlich vorgesehene Anerkennung überreichen. Der Vorsitzende wird sicherlich dafür sorgen, weil er früher bayerischer Finanzminister  und dort zuständig war für alle Geldprobleme des Freistaats. Der Stiftungsrat kann Aufgaben auch an andere Experten weitergeben und sich dabei um Angelegenheiten kümmern, die auf den ersten Blick nur „Nebenwege“ sind, also die Sanierung alter Gebäude, geschäftliche Jahresbilanzen, kulturelle  Wegweiser und die Bearbeitung von Altfällen, die noch nicht erledigt sind.

Und jetzt noch einmal zum Kern der Sache: Dem Innenleben der Wagnerwerke, die auch eine universale Bedeutung haben. Das verschwindet manchmal ganz hinter der Oberfläche und den Besuchern mit den dicken Geldbeuteln. Mittelpunkt ist jedoch die „Deutung der Symbole“, mit bisher 82 Artikeln, die aber auch nur einen Ausschnitt des Wunderwerks behandeln.

Ein alter Kirchenaltar besteht aus drei Teilen (Tryptichon).  Dazu schrieb ich am 19.7.21, „Die Mitte des Tryptichons“ :

https://luft.mind-panorama.de/die-mitte-des-tryptichons/  

Zitat: „Ein Tryptichon ist ein dreiteiliger Altar, der besonders in mittelalterlichen Kirchen sehr aufwändig geschmückt war. Standort war immer im Osten, wo große Glasfenster das erste Tageslicht verstärkten, den Beginn jedes neuen Tags, für die Fortsetzung nicht erledigter Aufgaben. Die damaligen Kathedralen waren voller Säulen, Kreuzgewölbe und Zeichen, die aus der alten Bildersprache der Symbolik stammten, zu der es hier schon 500 Artikel gibt, zur Entzifferung und Übersetzung dieser gedanklichen Welt, die allgemein in Vergessenheit geraten ist.“

Wagners Tryptichon besteht aus drei Frühwerken und drei Spätwerken. In der Mitte türmt sich das Hochgebirge des „Nibelungenrings“. Vier Abende, insgesamt 16 Stunden. Wenn das langweilig gezeigt wird, ist es wie eine Schlaftablette. Aber es gab Zeiten, wo alle Ansprüche so gut wie möglich erfüllt wurden. Alle Wünsche und Ideen, die noch viel umfangreicher sind als das, was man zu hören und zu sehen bekommt. Zum Beispiel im Jahr 1958, als Wieland Wagner revolutionäre Bilder gestaltete. Man kann sie nur als gute Farbfotos anschauen, verfilmt worden sind sie damals überhaupt nicht. Akustisch ist Alles erhalten und hervorragend gelungen, mit den besten Sängern der damaligen Zeit. Der Zauberer war der Dirigent Hans Knappertsbusch (1888 – 1965), der alle mystischen, geheimnivollen Elemente in den Vordergrund  rückte und vertiefte. Hier kann man das Alles anhören, zum Beispiel die „Götterdämmerung“ (4.33 Stunden) :

https://www.youtube.com/watch?v=itxyZqZqraw 

Ein solches Erlebnis ist nicht leicht zu übertreffen. An den beweglichen Schalthebeln sitzen derart viele Leute, dass  Zuschauer, selbst mit weit offenen Augen, den Überblick verlieren. Dieser Text soll auch das verhindern, kann aber nur ein Mosaikstein sein. Erst wenn alle Teile zusammenpassen, erlebt man das ganze Bild. Oder bekommt Anregungen dafür. Wie bei der Betrachtung eines Tryptichons, in einer alten Kathedrale.

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