25.8.2022. Longborough ist ein Dorf in England, mit 471 Einwohnern. Eine Entdeckung gab es dort vor sechs Tagen: Wagners „Siegfried“ beim Longborough Opera Festival, Premiere am 19.8.22 (3.58 Std.)
https://www.youtube.com/watch?v=hnMryOhcej4
Siegfried ist schwer zu stemmen. Der Solist ist stundenlang allein im Einsatz, erst spät hat er eine gleichwertige Partnerin. Das Ergebnis ist erstaunlich. Dirigent Anthony Negus befeuert einen schlanken, dramatischen Klang. Die Inszenierung ist von Amy Lane. Sie schafft es, Einzelheiten zu einem faszinierenden Gesamtbild zusammenzubauen. Die Sänger sind gut, Superstars sind nicht dabei, werden aber auch nicht vermisst. Die Hauptrolle spielt nur das Werk, das Publikum wird gar nicht gezeigt. Wenn man die Musik nicht jeden Tag hört, hat sie viele Überraschungen zu bieten, allein die wechselnde Struktur des Klangs ist hier gut herausgerbeitet. Die Kameras können längst auch halbdunkle Flächen und ihre Kontraste erkennbar machen. Ein paar Gegenstände reichen als Dekoration aus, die zur zeitlosen Handlung aus grauer Vorrzeit passen. Ganz einfach, aber wirkungsvoll sind die Bild-Projektionen: Eine Höhle im dunklen Wald, die sich zu einem Spiel der Farben öffnet, Grün dominiert auch das Drama, mit vielen Seitenfarben, auch mystischen Nebelwolken.
Eine verschüttete Bildersprache. die auch ein das Thema unter diesem Text ist. Sie stammt aus dem Beginn der Menschheitsgeschichte, in der Steinzeit vor 2,6 Millionen Jahren. Zeichen. Symbole. Das rauscht seitdem vorbei, mit einem wechselnden Publikum, das tanzt und verschwindet. mit Masken, die immer durchsichtiger werden. Das Leben als großer, alter Wandteppich, der plötzlich andere Farben bekommt, weil die Außenwelt sich ständig verändert. Wenn das Original nicht mehr zu erkennen ist, muss es bearbeitet werden. Die Technik ist kostenlos, doch das Ergebnis nicht. Es hängt immer davon ab, wer die Schalthebel bedient.
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