13.4.2022. Der Münchner Odeonslatz ist nicht nur im Sommer eine Sehenswürdigkeit, aber dann besonders. In den Straßencafés sind alle Plätze voll besetzt, und die alte Feldherrnhalle, die ockerfarbene Theatinerkirche und die Residenz sind ein festlcher Hintergrund für lange Gespräche. Die besten waren vor dreißig Jahren, da traf man Menschen aus der ganzen Welt. Einmal beugte sich vom Nachbartisch ein dicker Mann herüber: „Das ist aber interessant, was ihr da erzählt.“ Aber dann gab er wieder Ruhe. Andere Fälle konnte man nur schwer wieder loswerden, das waren die auffälligsten, mit viel Wind und heißer Luft. Von einer ganzen Runde blieb damals ein junger Mann zurück, mit dem man lange angenehm sprechen konnte, ohne künstlichen Krampf. Zwei Tage später gab es noch ein kurzes Telefonat. Er wollte Telefonnummern aus meinem Bekanntenkreis, um die Ahnungslosen bei ihren finanziellen Plänen zu beraten. Das war dumm, denn ob er Vertrauen verdiente, ließ sich damals gar nicht beurteilen. Und so frostig endete auch dieses Gespräch, auf Nimmer-Wiedersehen. Eine Seltenheit war das nicht. Die hübschesten Stadtbewohner hatten oft kein Geld in der Tasche und waren ständig auf der Suche danach.
Sie erzählten von ihren Firmen. In bester Lage gab es Lehrgänge, wie man andere Leute unauffällig hereinlegt und beklaut. Dazu brauchte man einen schwarzen Anzug, immer selbst zu bezahlen, mit einem Kredit der Firma. Und natürlich auch zurückzubezahlen. Ein Teilnehmer erzählte mir: „Da saß im Publikum eine junge Frau, die hatte ein paar Tage später ein neues Auto.“ Wie lange, wusste er nicht, weil ich ihm etwas mehr erzählen konnte. Später ist er trotzdem beruflich gescheitert, weil er nicht sehr schlau war und keine Lust zum Arbeiten hatte. Gekannt habe ich ihn vom Sommer 1988 bis zum Sommer 1993, dann war die Luft raus. Zehn Jahre später sahen wir uns nur zufällig und tranken am Sendlinger Tor ein Weißbier zusammen. Weitere Details gehören nicht hier hin. Im Fernsehen sieht man so etwas nur selten, die Krimis wirken oft austauschbar, mit schnellen Zutaten, die man schon zu oft gesehen hat. Einem Drehbuchautor habe ich vor sieben Jahren ein paar Vorschläge gemacht, Er meinte: „Das können wir nicht senden, weil wir sonst von Rechtsanwälten verklagt werden.“ Dagegen hilft ein schriftlicher Hinweis, vor dem Beginn der Handlung: „Alle Einzelheiten sind frei erfunden.“ Da hörte er schon weg, und ich schaute schon weg. Beim Wegschauen trifft man immer wieder neue Gesichter mit großen Träumen. Wenn die sich nicht erfüllen, werden sie hinterhältig. Hat man das ein paar Mal erlebt, erkennt man sofort die Alarmsignale. Leider auch in den alten Stammlokalen, dann muss man die Gewohnheiten verändern.
Meine alte Liebe zu Kinofilmen hat das nicht verändert, es ist hier ein eigenes Kapitel, vor Allem beim Stichwort „Hitchcock“. Seine Methoden sind genial, aber man kann sie analysieren und erkennt dann erst ihren Wert.
Gute Filme arbeiten auch mit Andeutungen, die wie Schlüssel funktionieren, zu riesigen Toren und den Traumlandschaften dahinter. Nicht übertreiben darf man Symbolbilder, weil sie so stark sein können, dass sie inhaltlich die Hauptrolle übernehmen. Das Beste gibt es längst im Internet, wo jder sich frei bedienen kann, wenn er das Copyright beachtet. Erklärt wird das Stichwort ganz oben auf dieser Seite. Ahnungslosigkeit kann sehr teuer werden, auch in allen anderen Bereichen. Die Härte der entscheidenden Richter hängt davon ab, ob sie im Urteil das Wort „grob fahrlässig“ oder „vorsätzlich“ dokumentieren. Beides löst hohe Entschädigungszahlungen aus, die keine Haftprflichtversicherung übernimmt, sondern aus dem Privatvermögen des Verursachers gezahlt wird. Offene Worte dazu können viele Katastrophen verhindern, aber die Informationslücken sind größer als Abgründe im Hochgebirge der Alpen. Früher war ich dort gern unterwegs, in angenehmer Begleitung. Aber die Gewohnheiten verändern sich. Auch von Oberfranken habe ich im Frühjahr 2019 Abschied genommen. Was das bedeutet, findet man im ersten Kapitel von der „unsichtbaren Weltuhr“. Die Franken sind genauso wie andere Menschen, im Guten und im Bösen. Aus beiden Farben entsteht die Mischung für ein unvergessliches Leben. Mit der Gegenwart hat das nichts mehr zu tun, aber hier gibt es auch Artikel über die Jugendzeit in Westfalen, von 1949 bis 1970. In einer konzentrierten Kurzform kann das Jeder lesen, wenn er sich überhaupt dafür interessiert und das auch will, immer freiwillig und kostenlos, soweit das möglich ist.
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