14.6.2021. Die Sommernächte kommen anscheinend jetzt doch noch, nach den letzten sechs nasskalten Monaten. Und damit eine Stimmung, von der man im Winter zwar träumen kann, die aber nur ein nebliges Phantom bleibt. Die Temperaturen beleben jetzt den Kreislauf, und die Gedanken werden lebhafter. Die Stimmung hängt auch von Mitmenschen ab, auf die man aber sofort verzichten kann, wenn sie zu schlimm sind. Von der Jahreszeit ist das ganz unabhängig.
Vor einem halben Jahr, im Winter am 31.1.21 ging es hier schon einmal um das Thema „Sommernächte“:
https://luft.mind-panorama.de/?s=sommern%C3%A4chte+&x=8&y=7
Sommernächte gibt es auf der ganzen Welt, man kann sich deshalb immer nur auf eine Auswahl beschränken oder sie miteinander verknüpfen. Am stärksten waren sie in Rom und Venedig. Im August ist die überhitzte Hauptstadt gar nicht überfüllt, weil die Bewohner an das Meer geflüchtet sind. Die berühmten Plätze kann man dann ohne lange Warteschlangen anschauen. Abends an den unvergeslichen Brunnen der Piazza Navona sitzt man neben Einheimischen. In Venedig gab es am Strand zwar einen heftigen Sturm, doch danach folgte ein wolkenloser Nachthimmel mit einer Überfülle von hell leuchtenden Sternen, die sonst in Großstädten vom künstlichen Straßenlicht verschluckt werden.
Die Sommerzeit hat die Phantasie der großen Künstler angeregt. In der Natur bereiten die Pflanzen sich langsam auf die Ernte vor, für die Geschäftsbilanzen ist noch ein halbes Jahr Zeit. Für die persönliche Bilanz gibt es keinen Kalender. In der Kindheit, während der Schulzeit, waren das Tage voller Licht. Morgens und abends konnte man lange lesen, dazwischen traf man auch Gestalten aus einer anderen Dimension, die besser auf ihrem fernen Planeten geblieben wären. Leider lagen sie auch in den Schwimmbädern herum oder saßen bei Erfrischungsgetränken, die nicht schmeckten. Man konnte sie immer schneller erkennen und möglichst ganz vermeiden. Stattdessen gab es kleine Gruppen, die vertrauenswürdig waren, aber auch erst gefunden werden mussten. Manchmal für Jahre, manchmal nur einmal. Die abschreckenden Gruppen hatten Anführer und gehorchten den Wegweisern. Es gibt aber angenehmere Möglichkeiten, meistens dann, wenn Jeder selbst denken kann und davon auch etwas weitergibt.
Im Juni 1969, also im Sommer vor vielen Jahren, gab es abends eine letzte Abiturfeier beim Klassenlehrer. Danach kletterten wir im Stadtpark über die Mauer des Freibads und schwammen dort im Mondschein. Ein Freiheitsgefühl, denn endlich war die Schulzeit vorbei. Ein großer Irrtum, denn danach fing das Lernen erst richtig an. Ohne Schulnoten, aber härter. Mit Spielverderbern und schwarzen Raben. Auch dabei lernt man viel und kann es weitergeben an Ahnungslose, die Pech haben und nicht sofort durchblicken.
Mit Geld lässt sich das überhaupt nicht bezahlen. Dafür bekommt man etwas viel Wertvolleres, wie beim Anschauen eines guten Bildes oder beim Hören einer außergewöhnlichen Musik.
Im Juli 2019, also auch passend zur Jahreszeit, gab es eine besonders gelungene Aufnahme der „Sommernächte“ (Nuits d été“) von Hector Berlioz, die beim Round Top Festival in Texas entstand:
https://www.youtube.com/watch?v=s6754XZ0yBM
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