1.2.2021. Urlaubsfilme von Verwandten sind oft sehr langweilig, Belanglosigkeiten werden breit ausgewalzt. Großaufnahmen dauern zu lange. Das Landschaftspanorama wird zur Nebensache, für gelangweilte Badefreunde. Und das Ganze hört gar nicht auf. Danach will man solche Gäste nicht mehr sehen. Etwas ganz Anderes ist ein Spaziergang durch Sorrent bei Neapel, am 12.7.20. Eine bewegliche Kamera zeigt die ganze Innenstadt. Die fliegende Drohne wird überall hin ferngesteuert, von einem Laptop. Es gibt keinen Kommentar, 135 Minuten lang.
Das Erschreckende sind die Straßenbilder, in gleißendem Sonnenlicht. Urlaubswetter. Am Hafen sind einige Lokale teilweise besetzt, nur wenige Menschen sieht man im Meereswasser. Die Läden sind gut gefüllt, mit Souvenirs und Lebensmitteln. Aber es sind kaum Kunden da. Als eine Portion Schnaps bestellt wird, zieht der Verkäufer sich eine Corona-Maske vor das Gesicht und erledigt die Bestellung. Dann ist er wieder allein mit den Waren. Hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt, sieht man sogar kaum noch Besucher. Einzelne Urlauber mit Sonnenbrillen sind unterwegs, nur wenige trugen damals Gesichtsmasken. Vor einem Jahr, im Hochsommermonat Juli. Kein Gedränge. Die Kamera zeigt leere Kirchen von innen. Sehenswürdigkeiten ohne Besucher. Zum ersten Mal sieht man diesen berühmten Urlaubsort bei Neapel, ineinem solchen Zustand, fast in jeder Straße, über zwei Stunden lang. Und langweilig ist das überhaupt nicht.
Hier kann man das anschauen, in voller Länge:
https://www.youtube.com/watch?v=WPIuF0-evxo
Es ist ja kein Einzelfall, sondern wie die aktuellen Alltagsbilder, aus der ganzen Welt. Wenn das gewohnte Menschengedränge nicht da ist, hat man Zeit, darüber nachzudenken. Die medizinischen Gründe hört man jeden Tag. Die große Ursache ist bisher völlig unbekannt. Aber die späteren Folgen sind noch viel schwerer. Wer nichts verdient, hat trotzdem Kosten. Waren. Strom. Wasser. Miete. Personal. In Deutschland sprechen Gastronomen schon seit Monaten immer mehr davon, dass sie die Situation nicht mehr lange finanziell durchhalten.
Und das ergibt eine Kettenreaktion. Gewerbesteuern für die Gemeinden fallen weg, mit denen sie Schulen und Freizeiteinrichtungen finanzieren. Die Preise fallen trotzdem nicht. Alle anderen Kosten auch nicht. Die Regierungen nehmen hohe Kredite auf, die aber von der Bevölkerung zurückgezalt werden müssen, mit Steuern und Zinsen. Darüber wird jetzt noch flüchtig hinweg geredet. Aber das Problem steigert sich. Genauso die sozialen Ungerechtigkeiten, die verdeckte Spannungen erzeugen, die zunächst harmlos wirken, aber in der langen Weltgeschichte schon viele Kriege ausgelöst haben. Das klassische Militär hat dabei an Bedeutung verloren, auch die mechanischen Waffen. Aber heute gibt es ganz andere Herausforderungen. Schon im Vietnamkrieg, vor sechzig Jahren, gelang es der Weltmacht USA jahrelang nicht, die Dschungelkämpfer zu besiegen, die mit der Guerilla-Taktik ständig auftauchten, angriffen und wieder verschwanden. Heute ist dort längst Frieden eingekehrt, aber die ungewohnten Methoden sind, in ganz anderen Formen, Teil der Gegenwart. Statt körperlicher Gewalt gibt es Ideen, die mit der traditionellen Technik nichts zu tun haben, aber auf andere Methoden setzen. Einige sind Teil der Tagesnachrichten. Andere sind bisher unbekannt, aber im grenzenlosen Bereich der menschlichen Phantasie vorstellbar. Spekulationen darüber sind sinnlos und lösen nur Unruhe aus. Aber es wäre faule Schlafmützigkeit, einfach nur die Augen zu schließen. Offenheit erzeugt ein helleres Licht und auch bessere Gedanken.
Man muss dabei nicht an einem einzigen Thema festkleben. Die Staaten haben viele ungelöste Probleme, zum Teil aus Schlampigkeit oder Absicht derjenigen, die daraus ihren persönlichen Nutzen ziehen. Das allerdings lässt sich lückenlos aufklären. Schon heute gibt es große, ungelöste Fälle, wo man nur eine gründlichere Ursachenforschung betreiben muss. Nicht wie außer Kontrolle geratene Privatdektive oder Behörden. Die Instrumente sind dabei frei zugänglich, für Jeden. Neutrale Faktensammlungen werden immer einfacher, wenn man die Fundgruben des Internets besser benutzt. Nicht als chaotisches Sammelsurium, sondern beschränkt auf typische Merkmale. Auffälligkeiten, die von funktionierenden Regeln abweichen. Versteckte Netzwerke. Gefälschte Daten. Mangelhafte Orgnisationen. Und so weiter.
Wenn man sich darauf beschränkt, kommt man auf Ursachen und Nutznießer. Das lässt sich in Auswertungsprogramme einbauen, die sehr schnell Ergebnisse liefern.
Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich den WireCard-Skandal kenne. Der Fragesteller wusste nur ein paar kleine Einzelheiten aus den Tagesnachrichten. Ihm war überhaupt nicht klar, was für gigantische Dimensionen und Fehlkonstruktionen da viele Jahre lang gar nicht erkannt worden sind und sogar Spitzenpolitiker sich, jetzt noch, unangenehmen Fragen des ermittelnden Gerichts stellen müssen. Das erzeugt natürlich noch weitergehende, auch ganz falsche Verdächtigungen. Zur Klarstellung:
Am 18.12.20 habe ich einen eigenen Artikel zum WireCard-Skandal geschrieben, aber auf Phantastereien verzichtet:
https://luft.mind-panorama.de/wirecard/
Da fehlte aber noch ein Schlüssel: Der Fall Jan Marsalek. Er gilt als Hauptverdächtiger im WireCard-Skandal, Die Wikipedia weiß dazu noch viel mehr Details:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Marsalek
Zitat: „Marsalek. ist seit Juni 2020 auf der Flucht vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden und wird wegen Betrugs in Milliardenhöhe gesucht. Er gilt als Hauptverdächtiger der Bilanzfälschung bei der Wirecard AG. Marsalek werden auch Kontakte zu Geheimdiensten nachgesagt. Der frühere FPÖ-Spitzenpolitiker Johann Gudenus soll von Marsalek sogar mit vertraulichen Informationen aus den österreichischen Sicherheitsbehörden versorgt worden sein.“
Weitere Einzelheiten findet man mit jeder Suchmaschine. Dieser Finanzskandal wird deshalb noch schwere Folgen haben, weil er das Vertrauen in die Hochfinanz beschädigt, die für Normalmenschen gar nicht durchschaubar ist. Zu den großen Krisen kommt jetzt so etwas auch noch dazu. Und es ist ja nicht das Ende der Fahnenstange. Ähnliche Machenschaften gibt es in der Spitzenpolitik, einigen Großkonzernen und bei den sozialen Folgen in armen Regionen.
Man kann trotzdem Optimist bleiben, wenn man die gewaltigen Chancen für Verbesserungen sieht. Aber das tägliche Gejammer und Geschwätz hört nicht auf. Wer aber auf das richtige Trittbrett springt, ist auf einem Erfolgszug unterwegs, der noch viele legale Einnahmen bringt. Wenn die falschen Marionetten nicht mehr mitmachen. Da bewegt sich zu wenig, und das ist erschütternder als die traurigen Sommerbilder aus Sorrent. Dort war ich noch nie und plane das auch überhaupt nicht. Aber der am Anfang erwähnte Film war voller Licht und ungenutzter Möglichkeiten. Solche Reisen können auch wieder selbstverständlich werden. Aber nicht mit dem Denken von gestern.
Gerade jetzt passt dazu ein altes Lied, von der Rückkehr nach Sorrent. Carlo Bergonzi singt: „Torna a Surriento“ :
https://www.youtube.com/watch?v=3pIKqlzPEiY
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