12.12.12015. Wenn draußen der vorweihnachtliche Einkaufsrausch tobt, sind stille Abende daheim noch wertvoller. Gestern habe ich für den Besuch Grünkohl mit Mettendchen gekocht. Ein typisches westfälisches Gericht, das es zwar in Bayern auch gibt, aber nicht zum Standardrepertoire mit Schweinshaxn und Weißwürsten gehört. Dazu erklangen die Wassermusik und Feuerwerksmusik von Händel, dessen beste Kompositionen einen strahlenden und festlichen Klang erzeugen.
Das Gespräch floss leicht dahin, über antike Philosophen und aktuelle Alltagserlebnisse. Dann sahen wir eine Dokumentation über Adolf Hitler mit dem Titel „Der Führer“. Das Ungewöhnliche an dem einstündigen Film war, dass es sich zwar um historische Originalfilme handelte, aber es keinen Hinweis darauf gab, dass die Redaktion sie nachträglich hatte colorieren lassen. Also ein Farbfilm, durchaus viel plastischer und lebendiger als Schwarzweißaufnahmen, aber der fehlende Hinweise auf die Bearbeitung mit Farb-Computerprogrammen hinterließ den peinlichen Nachgeschmack einer Manipulation. Es war eigentlich das Original, aber man hatte technisch eingegriffen.
Zum Ausklang gab es noch eine Folge der britischen Krimiserie „Inspektor Barnaby“. Sie spielt ausnahmslos in idyllischen Kleinstädten mit prachtvollen Gärten, Wohnhäusern und gehoberner Innenausstattung im Stil des 20. Jahrhunderts. Doch hinter der vornehmen Fassade lauert das Grauen. Kluge Dialoge heizten die Spannung an, dazu eine erlesene Filmmusik mit einem klassischen Sinfonieorchester. Mysteriöse Handlungen, die sich zum Schluss vom schlauen Inspektor und seinem Assistenten realistisch enträseln lassen. Zum Beispiel der Fall einer jungen Frau, die nachts, allein ihrem Haus, unheimliche Geräusche auf der Flurtreppe hört. Zwei ihrer Besucher werden vor ihrer Haustür umgebracht, und sie wird als Täterin verdächtigt. Doch eine technische Überprüfung durch die polizeiliche Spurensicherung ergab, dass ihr angesehener Nachbar in ihrem Schlafzimmerradio Mikrofone und Lautsprecher versteckt hatte. Er konnte mit seinem Smartphone alle seltsamen Geräusche in ihrer Wohnung steuern, hörte mit, wenn ihre Besucher das Haus verließen und lauerte draußen, um sie noch innerhalb ihres Gartens umzubringen. Wie beim „farbigen“ Hitler-Film wurden Manipulationen durchgeführt, aber alles sollte echt aussehen. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Andere Zeiten, andere Bilder. Auf dem nachstehenden Foto sieht man an der Wand Drucke aus der mittelalterlichen Manessischen Bilderhandschrift. Sie zeigen oben den Sängerkrieg auf der Wartburg und unten von links nach rechts die Minnesänger Walther von der Vogelweide, Tannhäuser als Tempelritter und Wolfram von Eschenbach, der das Meisterwerk „Parzival“ schrieb. Die anderen Gegenstände auf meinem Wohnzimmertisch passen zur jetzigen Adventszeit: Das Dürerhaus in Nürnberg, eine Lebkuchendose, eine Erzgebirgskrippe und eine Weihnachtspyramide.
Jetzt folgt Händels festliche Feuerwerksmusik. Zitat aus dem „YouTube“-Kommentar: „This music was performed for the Golden Jubilee of Queen Elizabeth II on June 1, 2002, at the Buckingham Palace gardens, complete with fireworks.“
https://www.youtube.com/watch?v=OyAc1ZUmLM0
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