23.8.2020. Wie schnell rasen lange Lebensabschnitte vorbei, sind abgehakt und wirkungslos geworden! Davon stimmt nichts. Die Vergangenheit dauerte früher sogar viel länger, weil in der Kindheit das Wissen noch sehr gering war und man sich oft langweilte, weil auch die Auswahl an Abwechslung begrenzt war. Abgehakt davon ist später gar nichts, sondern meldet sich immer wieder und gibt Impulse ab. Kleine Energieladungen, die sich durch die späteren Jahre wiederholen, verstärken, verändern und eigene Bewegungen auslösen. Sie sind also nicht wirkungslos, es sei denn, sie hatten schon am Anfang überhaupt keinen besonderen Wert. Oder der erlernte Tunnelblick ist bereits so träge und schwerfällig, dass ständig Barrieren herunterfahren, die blockieren und hemmen.
Die Überfülle der aktiven Impulse, die immer größere Menge an Nachrichten, führt direkt zu dem Irrtum, dass Alles immer schneller wird. Die Zeit selbst lässt sich mit Uhren chronologisch genau messen und bleibt so wie sie ist. Aber die anschwellenden Signale aus der Außenwelt und dem Innenleben erzeugen für die persönliche Wahrnehmung eine immer höhere Geschwindigkeit.
Nach dem Ende der überlangen, neunjährigen Schulzeit in einem Verein, der zum akademischen Studium berechtigte, kam bis vor einigen Jahren auch noch die monatelange Wehrpflicht, die militärische Kenntnisse in gewaltiger Bandbreite anbietet. Weil die Kriegsgefahr immer geringer wurde, geht das mittlerweile auf freiwilliger Basis. Jahrtausendelang war die Kopfzahl der Soldaten das Wichtigste, und im Nahkampf entschied über den Sieg, wer die meisten Kämpfer in die Schlacht jagen konnte. Dann kamen Panzer, Kanonen und andere Maschinen, die eine eigene Kampfstärke hatten. Heute spielt stattdessen das Internet eine immer wichtigere Rolle. Wer vertrauliche Informationen oder Geheimnisse sammeln und speichern kann, weiß über den Gegner nicht nur besser Bescheid als dessen eigene Verbündete. Er kann daraus Strategien, Pläne und Maßnahmen entwickeln, mit denen die Gegenseite überhaupt nicht rechnet. Im Zweiten Weltkrieg verschlüsselte die oberste deutsche Heeresleitung wichtige Funkmeldungen mit der „Enigma“, deren Räderwerk für Ahnungslose nur einen verworrenen Zeichensalat erzeugte, der aber beim Empfänger mit dem gleichen Gerät in lesbare Nachrichten und Dokumente verwandelt und aufgelöst wurde. Pech war nur, dass auch englische Spezialisten dieses Rätsel und die Methode knackten und danach unbemerkt die wichtigsten militärischen Kommandos und Informationen mitlesen konnte. Den Krieg selbst hat das nicht beendet, aber stark verkürzt.
Die Leistungsfähigkeit der Computer wird immer größer. Für politische, wirtschaftliche oder private Pläne, ist dabei schon längst egal. Selbst wo der Datenschutz strenge Verbote und Strafen in tausende Buchseiten von drohenden Gesetzen gepackt hat, schreckt das nur noch die Ahnungslosen ab. Und damit landet man am entscheidenden Punkt: Die Absichten und Pläne der Nutzer. Dabei wird verständlicherweise oft das Militär genannt. Aber das ist dann Kinderkram, wenn ganz andere Organisationen, Vereine, Gemeinschaften und Netzwerke aktiv werden. Auch Einzelpersonen können Bündnisse verabreden, deren Teilnehmer streng geheim sind. Selbst das nützt nichts, wenn sie trotzdem Spuren hinterlassen. Gewohnheiten, Meinungen, Erkennungszeichen oder geschwätzige Mitwisser. Ganz zu schweigen von den Whistleblowern, das sind wertvolle Insider, die nachts im dunklen Wald so laut pfeifen, dass andere die Signale verstehen. Die geschwätzige Presse freut sich darüber und posaunt wochenlang ausführliche Reportagen in die Welt. Wer alte Kinofilme anschaut, weiß, dass es immer nur die sichtbare Spitze eines großen Eisbergs ist. Alfred Hitchcock war förmlich besessen davon. Schon seine Frühwerke wie „Foreign Correspondent“ oder spätere Abenteuer wie „Der Mann, der zu viel wusste“, steigern ihre nervenzerrenden Einfälle nicht durch Blut und Pistolen, sondern durch die Auflösung von rätselhaften Situationen, bei denen am Anfang jeder Zuschauer meint, es wäre zusammenphantasierte Halluzinationen von überängstlichen Zeitungslesern.
Ein Amateur sprach dabei von „Suggestionen“. Das sind aber keine eingebildeten Hirngespinste, sondern absichtlich erzeugte Irrwege und Täuschungsmanöver. Im konkreten Fall musste ich ihm sofort Recht geben. Leider hat er nicht verstanden, dass er nicht nur einer harmlosen Spur gefolgt war, sondern des Rätsels Lösung entdeckt hatte.
Aber das sind Einzelfälle. Mehrheitlich bleibt die Welt ein labyrinthisches Rätsel, doch die größten Überraschungen, Zufälle und Logikfehler folgen einem unbekannten System, das sich keiner ausgedacht hat. Sie sind wie elektronische Schlüssel auf Chipkarten, mit denen sich verriegelte Bereiche sofort öffnen lassen.
Diese Methoden funktionieren überall. Zum Beispiel in der ernsthaft erlernten und angewandten Psychoanalyse, die für viele aufdringliche Berufspsychologen immer noch ein Buch mit sieben Siegeln ist. Dieses Vergleichsbild stammt aus der biblischen Apokalypse. Dort werden, kurz vor dem Weltuntergang und der Offenbarung des bevorstehenden Jüngsten Gerichts, nacheinander sieben verschlossene Siegel geöffnet. Sie sind Zeichen für vier bewaffnete Reiter, mit Pfeil und Bogen, Schwert, einer Waage und dem Tod. Als Fünftes sieht man die schuldlos Ermordeten, die Märtyrer, die Gerechtigkeit verlangen. Dann faltet der Himmel sich zu einer großen Buchrolle zusammen, und die Menschen verstecken sich in den Bergen. Dann erschallen sieben Posaunen, und sieben Schalen füllen sich mit dem Zorn Gottes. Das letzte Weltgericht beginnt. Die Schuldigen landen in der Hölle. Die Gerechten sitzen an der Seite Gottes, bis an das Ende aller Tage.
Alte Geschichten. Aber der Wahrheit ganz nahe. Schlechte Prognosen und Voraussagen sind wertlos. Aber es gibt ein Wissen, das im ganzen Universum seine Spuren hinterlassen hat. Dessen Zeichen zu erkennen, ist eiinem Kindskopf nicht möglich. Aber wenn Wirkungen feststellbar sind, ist auch die Ursache zu finden. In den alten skandivischen Sagen gibt es eine Weltesche. Dieser Baum garantiert Ordnung und Sicherheit, solange er nicht beschädigt wird. Als der oberste germanische Gott Wotan einen einzelnen Zweig abschneidet, um daraus für sich selbst einen Speer zu schnitzen, der seine grenzenlose Macht zum sichtbaren Erkennungszeichen macht, verwelkt der ganze Baum. Von all seinen Plänen gelingt Wotan gar nichts mehr. Am Ende sitzt er mit seinen letzten Anhängern in der Burg Walhall. Ein Feuer verbrennt Alle. Und die gesamte verdorbene Welt geht unter.
Quelle dieser Erzählung ist die Textsammlung der Edda. Dort heißt es anschließend: „Die Sonne erlischt. Das Land sinkt ins Meer. Vom Himmel stürzen die heiteren Sterne. Einen Saal sehe ich, heller als die Sonne, mit Gold bedeckt. Wohnen werden dort tapfere Menschen, in Freude, bis in fernste Zeiten.“
Eine Utopie. Ein Wunschbild, das immer weniger mit der aktuellen Realität zu tun hat. Aber eine Annäherung ist möglich. Vielleicht ist das Tempo dafür noch schneller als man es heute für möglich hält. Das wird kein Schlaraffenland für unerfüllbare Wünsche. Aber ein Ziel, dessen Verwirklichung in der Frühzeit begann, viele Fehlschläge überstanden hat und Allen offen steht, die dafür noch zielstrebiger und klarer ihre Kraft, Ideen und wachsende Überzeugung einsetzen.
Dazu passt ein „Trumpet Voluntary“ :
https://www.youtube.com/watch?v=cXhVPTOOBNA
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