Tanz der Vampire

5.7.2016. Hilft man Menschen, die aktiv am Internet teilnehmen wollen, kommt sehr schnell die Frage: Wird das Alles öffentlich, anzuschauen von Australien bis Alaska?

So einfach ist das nicht. Einerseits entscheidet das der Nutzer selbst, kann seine Ideen auch ohne neugierige Dritte entwickeln. Andererseits gilt hier der Doppelschlag: Wer die Technik kennt, kann Alles machen.

Als Echo ist auch das gefährlich. Vorgestern berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ von unerhörten Plänen. Hier ist der vollständige Bericht:

http://www.sueddeutsche.de/digital/akte-e-vom-stapel-lassen-1.3061120

Zitat: “ Die Aktenstapel, die seit Jahrhunderten das Gedächtnis der Justiz sind, sie werden verschwinden. In den nächsten Jahren wird bundesweit die elektronische Akte eingeführt. Für die Richterschaft bedeutet die Umstellung weit mehr als nur ein bisschen neue Technik. Die Akte ist das zentrale Medium des Gerichtsprozesses. Dort findet sich der „Prozessstoff“, also die Schriftsätze, aus denen die Richter die Tatsachen herausdestillieren, auf denen das Urteil aufbaut. Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt, lautet ein Juristenwort: Die Akten enthalten die Prozesswahrheit.“ Zitat Ende.

Wirklich? Die zweitausend Jahre alten orientalischen „Erzählungen aus 1001 Nacht“ wissen es besser: „Die Wahrheit liegt nicht in einem einzigen Traum. Die Wahrheit liegt in vielen Träumen.“ Die Träume sind nach der genialen Erkenntnis von Sigmund Freud keine Zukunfts-Horoskope, sondern verarbeiten nachts die aktuellen Eindrücke des vergangenen Tags und  ungelöste Probleme.

Doch die elektronische Akte macht alles restlos durchsichtig, transparent. Einige Richter fürchten sich bereits davor, dass ihre Urteilsbegündungen auf Knopfdruck vollständig durchleuchtet werden und dass ihre Vorgesetzten mitlesen, anschließend einschreiten, Beförderungen verweigern oder sogar  für die Entfernung unfähiger Juristen aus dem Richteramt sorgen. Mitlesen können natürlich auch Unbefugte, wenn sie die leicht erlernbaren technischen Kenntnisse haben.

Schrecklich? Nein. Denn das ist keine Einbahnstraße. Jeder kann dabei mitmachen, wenn er die Materie beherrscht. Die berühmte Krimi-Autorin Agatha Christie hätte sich das nicht träumen lassen, als sie ihre zähe  Privatdetektivin Miss Marple auf die einsame Spurensuche schickte.

Alles kommt heraus. Nicht heute, aber die Spuren in Dateien lassen viele Jahre später sich studieren, E-Mails, Absender und Empfänger.

Das helle Licht vertreibt die nächtlichen Vampire. Doch was ist das Alles gegen ein persönliches Gespräch. Miteinander reden. Kritische Meinungen akzeptieren. So einfach ist das. Die Welt ist voll genialer Köpfe. Man trifft sie überall, sogar in Absturzkneipen, wo die Gäste lallen. Da blitzen eigene Welten auf. Mal sind es Prominentenköche in der Freizeit. Mal sind es hochkarätige Journalisten. Oder ein Mensch um vier Uhr früh, der sich aus der Welt verabschieden will. Das ist nicht unlösbar, wenn man den richtigen Tonfall findet,

Der Ton, der Klang. Das ist die Sprache der Musik. Das Spiegelbild der Emotionen und der Psyche. Auch in berühmten Filmen, die der „Wahrheitsfindung“ dienen. Manchmal ist es dann kurz vor Zwölf und manchmal sogar „Zwölf Uhr mittags“, wenn das Mittagslicht, die Erleuchtung des Inneren, den höchsten Stand erreicht. Tex Ritter singt die bitteren Verse, mit denen der Film beginnt:

https://www.youtube.com/watch?v=RLsa8PKdjWU

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