Tiana Lemnitz

15.11.2021. Tiana Lemnitz (1897 – 1994) war eine Opernsängerin, von der nur ein paar Audio-Aufnahmen erhalten sind. Sie war eine Spezialistin im „deutschen Fach“, für Weber („Freischütz“) und Wagner. Dort übertrifft sie alle späteren Sängerinnen mühelos. Weil sie nicht auf brüllende Lautstärke setzte und übertriebene Aufgeregtheit. Nur kleine Stellen fehlen bei ihrem Auftritt, als Eva in den „Meistersingern“. Wikipedia: „In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm Hitler sie im August 1944, vor der geplanten Schließung der Theater zum 1. September, in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Künstler auf, was sie vor einem Kriegseinsatz – auch an der Heimatfront – bewahrte.“ Beim Reichsparteitag 1938 trat Lemnitz in der Nürnberger Oper auf. Die musikalische Leitung hatte Stardirigent Wilhelm Furtwängler. Von der Wiener Staatsoper nahmen das angereiste Orchester und der Chor teil. Grund war, im März 1938, die Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, unter dem Namen „Ostmark“. Auf dem Balkon der Wiener Hofburg stand Hitler und rief zum überfüllten Heldenplatz: „Hiermit erkläre ich den Anschluss meiner österreichischen Heimat an das großdeutsche Reich“

Die Meistersinger-Vorstellung in der Nürnberger Oper wurde vom Rundfunk übertragen und ist digitalisiert, als CD erhältlich. Klangtechnisch überarbeitet, entfaltet sie eine unvergleichliche musikalische Pracht. Außer Lemnitz traten die besten Sänger der damaligen Zeit auf. Ein Jahr später brach der Zweite Weltkrieg aus, und Europas Städte wurden von Kriegsbomben zerstört.

Nicht zerstört wurde das Innenleben der Menschen, und das ist auch das Haupt-Thema der „Meistersinger“, deren umjubelte Uraufführung am 21.6.1868 in München stattfand, in Gegenwart des Komponisten und seines lebenslangen Unterstützers, König Ludwig II. von Bayern. Zum Stichwort „Ludwig II“ gibt es hier über 40 eigene Beiträge. Am 11.11.21 schrieb ich „Helmut Käutners Märchenfilm“. Wer das liest, hat bei diesem verratenen und betrogenen Märchenkönig nichts mehr zum Lachen:

https://luft.mind-panorama.de/helmut-kaeutners-maerchenfilm/

Tiana Lemnitz zeigt ihre ganze Kunst in Wagners „Wesendonck-Liedern“. Hier hört man sie unter der Leitung von Robert Heger, der auch den Stuttgarter Auftritt von Mario del Monaco begleitete, mit Wagners „Walküre“ in deutscher Sprache. Hier ist der Bericht dazu, vom 6.11.21:

https://luft.mind-panorama.de/mario-del-monaco/

Bei der Sängerin Lemnitz fällt auf, dass sie glasklar und textverständlich singt. Dazu passt es, das sie eine Stimmung schafft, die an einen melancholischen Novembertag erinnert. Mathilde Wesendonck war eine leidenschaftliche Lebens-Liebe für Wagner. Seine Ehe zerbrach daran. Sie hat ihn inspiriert zu den ungewöhnlichen Tristan-Klängen, die damals völlig ungewohnt waren, mit ihren chromatischen Wechseln, die eine feste Tonart verweigerten und der vulkanischen Hitze ihrer Melodien. Den Versuch einer Uraufführung lehnte die Wiener Staatsoper ab und schickte die Partitur zurück, mit dem Hinweis: „Nicht spielbar !“ Doch die erste Aufführung gelang in München dem Dirigenten Hans von Bülow, dessen Ehefrau Cosima bis zu seinem Tod Wagners Ehefrau wurde. Er wurde, mit einer Sondergenehmigung, begraben im Garten seiner Privatvilla Wahnfried. Alle anderen Verwandten liegen im Bayreuther Familiengrab, aber nicht Cosima. Offizielle Erklärungen dazu gab es bisher nicht. Aber ihr Sohn Siegfried, gestorben am 4.8.1930, hat vermutlich die Asche neben dem Grab verstreut. Sie starb am 1.4.1930, vier Monate vor ihm selbst. In Bayreuth hörte man dazu bisher Nichts. Vielleicht hält man es für einen ungeklärten Fall. Der Weg zur Lösung wurde gerade erklärt.

Hier singt Tiana Lemnitz die Wesendonck-Lieder :

https://www.youtube.com/watch?v=F4WuIiq8xlA

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