Tiefenschärfe

15.8.2021. Die ersten privaten Fotoapparate musste man umständlich von Hand einstellen. Heute geschieht das sogar bei preiswerten Videokameras vollautomatisch. Bei jedem Bild ist die Tiefenschärfe wichtig. Früher musste man sie auch von Hand einstellen. Großaufnahmen von Gesichtern wirkten dann besonders scharf, der Rest blieb undeutlich. Eine Sensation war der Kinofilm „Citizen Kane“ von Orson Welles. Im Jahr 1941 gelangen ihm dabei Breitwandszenen, die von ganz vorn bis zum fernen Horizont gestochen scharf waren. Aber das wäre längst vergessen, wenn der Regisseur nicht ganz andere Dimensionen im Visier gehabt hätte. Zu Beginn sieht man den Helden als Kind im Schneegestöber, mit einem Rodelschlitten aus Holz, auf dem das Wort „Rosebud“ (Rosenknospe) steht. Als alter Mann und steinreicher Zeitungsverleger stirbt er, doch Niemand weiß, warum er als letztes Wort „Rosebud“ flüstert. Um dieses Rätsel aufzulösen, zeigt der 119 Minuten lange Film die Höhepunkte von Kanes Leben und den Reporter Thompson auf der Jagd nach dem Geheimnis. Das gelingt nicht, aber in der letzten Szene werden Gegenstände des Verstorbenen verbrannt. Unter anderem ein Rodelschlitten mit dem Wort „Rosebud“.

Damit erreicht der Film eine Tiefendimension, die technisch grundsätzlich nicht möglich ist. Orson Welles hat auch Franz Kafkas Roman „Der Prozess“ verfilmt, mit Anthony Perkins, der diesmal keinen Hitchcock-Mörder spielt, sondern einen unauffälligen Büro-Angestellten, der beschuldigt wird, ein Verbrechen begangen zu haben. Doch Niemand kann ihm sagen, was es ist und warum. Er macht sich dann auf eine labyrinthische Suche durch eine riesige Bürokratie, doch Niemand beantwortet seine Fragen.

Zum Thema „Franz Kafka“ gibt es hier bereits 8 andere Beiträge:

https://luft.mind-panorama.de/?s=kafka&x=15&y=9 

Am 27.1.20 schrieb ich: „Franz Kafkas Kurzgeschichte „Vor dem Gesetz“ handelt von einem Mann, der vor einem weit offenen Tor steht, das aber von einem Aufpasser bewacht wird. Er traut sich deshalb nicht, weiterzugehen und wartet darauf, dass er ein Zeichen bekommt. Das geschieht aber nicht. Viele Jahre vergehen. Kurz bevor er stirbt, hört er noch die Stimme des Wächters, „Dieses Tor war nur für dich bestimmt. Ich werde es jetzt schließen.“ Das klingt rätselhaft, lässt sich aber auflösen. „Das Gesetz“ ist das Universalgesetz. Die Weltformel, die aus zahllosen Untergesetzen besteht. Der vergeblich wartende Mann weiß nicht, dass die Tore zur höchsten Erkenntnis bereits weit für ihn geöffnet sind. Doch er lässt sich durch die Person der Wächters einschüchtern und wagt den letzten Schritt nicht. Was ist das Universalgesetz? Man erkennt es dann, wenn etwas nicht funktioniert, wenn Abläufe falsch verlaufen, wenn Geschäftsergebnisse nicht stimmen und Niemand wagt, etwas ernsthaft dagegen zu unternehmen, obwohl ganze Staaten darunter leiden.“

Die Überschrift mit dem Wort „Tiefenschärfe“ fiel mir heute zufällig ein, als ich schon mit dem Schreiben anfangen wollte. Daraus haben sich zusätzliche Gedankenverbindungen, Assoziationen, einfach automatisch entwickelt, ohne jede Vorbereitung. Die Stichwörter Hitchcock und Kafka kamen dann von selbst. Und so ist es bei allen Artikeln hier. Sie sind wie eine große Landschaft im Frühjahr, wenn dann die ersten Pflanzen auftauchen und sich langam entwickeln, bis zur Ernte, der Zusammenfassung. Die Hilfsmittel und Werkzeuge dafür sind niemals  nur komplizierte technische  Neuheiten oder riesige neue Datenspeicher,  sondern einfach persönliche Erfahrungen, deren Vergleich mit anderen Abläufen und Erkenntnissen. Transparent und durchsichtig werden dabei  auch  finanzielle  Schäden bei Planungen und Projekten, Lücken durch Unwissenheit. Dazu deren Ursachen und schädliche Folgen, mit leicht verständlichen  Informationen, auch bei ganz anderen Wissensgebieten. Das Ergebnis ist natürlich vorher nicht bekannt, kann aber wichtig sein für die unberechenbare Politik großer Staaten, die schlechte Organisation von Firmen mit vielen abhängigen Mitarbeitern, Krisen in allen Bereichen und  grundlose Ungerechtigkeiten. Alle Unterschiede sind auch ein Fundament des Universums, machen es farbiger und spannender. Aber die Habgier nach fremdem Eigentum kann beeinflusst und verkleinert werden, nicht nur durch die schwerfälligen Apparate der Justiz. Vor Allem durch die Denkmethoden, die Alles auslösen oder beenden. Man kann sie hier finden oder wegschauen.

Schnell vorbeirauschende Tagesnachrichten werden hier deshalb nicht kommentiert, weil sie meistens zerredet werden und sich dann in Luft auflösen. Die Meldung vom Truppenabzug aus Adghanistan ist zwar auch schon ein paar Tage alt, und die Entscheidung wurde sicher gründlich vorbereitet. Aber aufzuwachen scheinen einige Mitwirkende erst jetzt.  Am 10.8.21. schrieb ich dazu den Artikel „Neues aus China“. Das ist ein Nachbarland von Afghanistan, und Jeder konnte dazu den Kommentar lesen:

https://luft.mind-panorama.de/neues-aus-china/ 

Zitat: „1979 begann der bewaffnete Konflikt in Afghanistan. Die Vereinigten Staaten (USA) griffen damals militärisch ein, haben bis jetzt für Stabilität und Ruhe gesorgt, sind aber entschlossen, in ihr eigenes Land zurückzukehren. Wer auch immer, anschließend die Macht in Afghanistan übernimmt, trifft dort auch die anwesenden Verbündeten der bisherigen, jetzt abziehenden  Sieger. Sie rechnen  mit Racheakten.  Dazu gibt es viele Informationen im Internet. Gestern habe ich über extreme Vorfälle in Nordbayern berichtet, als dort, bis 1632, Denunzianten und Hetzfiguren  die Macht an sich rissen:

https://luft.mind-panorama.de/neugier/

Zwei Schlüselwörter  für alle Streitereien und Kriege sind  immer Neid   und Ungerechtigkeit. Damit lassen sich auch die Folgen klar erkennen.  In Europa sind solche Irrwege genau bekannt, aber die stärksten Schalthebel werden oft gar  nicht benutzt. Man findet sie in den Stichwörtern, direkt unter diesem Text. Außerdem in den Sensationsgeschichten der Enthülllungspresse, die ich ausdrücklich ablehne.“

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