28.8.2016. An den großen Münchner Friedhöfen gibt es Wirtshäuser, wo sich nach dem Trauerfall die Erbschleicher zum „Leichenschmaus“ niederlassen, üppig speisen und trinken, auf Kosten des Verstorbenen. Manchmal ist ist es dort auch ganz still. Zum Beispiel so: Da sitzt eine ältere Dame allein, mit einem Glas Bier vor sich, elegant mit einem knielangen schwarzen Kleid, Knöpfen aus Hirschgeweih und an den Ärmeln purpurrote Streifen, dazu eine vornehme ondulierte Frisur. Sie will mit mir reden, und dann öffnet sich das Geheimnis. Ich sage, „Sie sehen aus wie die englische Königin.“ Die Antwort: „Ich bin froh, dass wenigstens dieses Kleid mir noch selbst gehört.“ 85 Jahre alt, zebrechliche Knochen, zuletzt drei Mal gestürzt, aber mit einem klare, hellwachen Geist, erzählt sie von der habgierigen Verwandtschaft. Kürzlich suchte sie ein paar Schuhe. Der Sohn war da und hatte sie mitgenommen, für seine raffgierige Frau, die schon versucht hatte, die alte Dame zu entmündigen.
Dafür gibt es Gegenmittel. Ich kenne ein paar Menschen, die für wenig Geld sich um solche Fälle kümmern, auch Rechtsanwälte und Mitarbeiter der Stadt.
Als sie ging, fiel mir die spanische Kellnerin auf. Sie war mit ihrem Freund heringekommen, der sie ein paar Mal in den Arm nahm, aber vor allem auf seinem Smartphone herumtippte und telefonierte, während sie ihm an ihrem Arbeitsplatz einen Eiskaffee servierte. Er war ganz entspannt. Sie war besorgt. Als er zur nahen Trambahnhaltestelle fortging, beobachtete sie ihn die ganze Zeit, bis er weg war.
Wenn solche Alarmzeichen erkennbar sind, gibt es nur Eines: Loslassen! Im Leben bekommt man nicht Alles, was man sich erträumt. Wenn ein Ziel, trotz aller Anstrengung, nicht erreichbar ist, muss man sich ein anderes suchen.
Es gibt psychopathische Stalker, die ihrem Traumobjekt hartnäckig hinterher laufen und dabei eine hohe kriminelle Energie entwickeln, zum Beispiel mit den Methoden der Standortfeststellung über das Mobilfunknetz, die für Privatpersonen und Privatfirmen verboten sind. Immer mehr solche Fälle werden bakannt und werden vergleichbar, sprechen sich herum und sind immer rascher erkennbar. Das Internet ist voll von solchen Informationen. Zum Beispiel hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stalking
Heinrich Heine (1797 – 1856) schrieb: „Im wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen, da ist in meinem Herzen die Liebe aufgegangen.“
So war das auch im letzten Mai, vor drei Monaten, entwickelte sich heftig und vielversprechend. Doch mit der Nähe wächst auch die Schärfe der Erkenntnis. Unwahrheiten. Unzuverlässigkeiten. Schwindeleien.
Und dann lässt man einfach los. Die Traurigkeit verblasst, macht Platz für neue Bilder und Erkenntnisse. Sie sind ähnlich, aber nicht austauschbar mit früheren Begegnungen. Im Alter von 21 Jahren schrieb Richard Strauss (1864 – 1949) die herrliche Melodie „Zueignung.“ Das blieb sein Thema, lebenslang.
Alfred Kraus singt hier dieses Lied:
https://www.youtube.com/watch?v=6gN6whgD65E
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