24.2.2022. Wenn Jemand eine Grenze sprengt, muss das kein Unglück sein. Wenn Spannungen sich vergrößern, entsteht ein innerer Druck, der Dampf ablassen muss. Oder etwas ganz Neues schafft, das der ganzen Welt gefällt. Erfindungen, neue Ideen sind dabei das Wichtigste, erst einmal. Erst wenn sie genau geprüft werden, zeigt sich ihr Wert. Spinner und Phantasten geraten ins Rutschen, und schwarze Elemente entwickeln eine schwarze Energie. Das zu erforschen, war ein Dauerthema ,nicht nur im Mittelalter, aber damals besonders. Es gab aber auch die weiße Magie, die unerfüllte Wünsche zufrieden stellt. Das ganze Thema ist so groß, dass man es nur in kleinen Teilen verstehen kann. Hier zum Beispiel bei den „Universalregeln“, den Zeichen der „Symbolik“, „Kinofilmen“, “Shakespeares Universum“ oder den „Sommernächten 1965“.
Das stärkste Stück ist Wagners „Tristan“. Die Klänge waren so ungewohnt, dass die Wierner Staatsoper die Noten einfach zurückschickte, mit der Bewertung: „Nicht aufführbar.“. Das schaffte aber sofort Hans von Wolzogen, der in München die umjubelte Uraufführung leitete, am 10.6.1865. In Gegenwart des Komponisten und seines Förderers, König Ludwig II. Was man dem König später angetan hat, ist ein Thema hier in über 40 eigenen Artikeln:
https://luft.mind-panorama.de/?s=ludwig+II&x=15&y=9
Nur in Kurzform: Ludwig litt unter einer privaten Einsamkeit, über deren Ursache er damals nicht sprechen konnte. Wagners „Lohengrin“ begeisterte ihn lebenslang, und er baute, nach diesem Vorbild, phantasievolle Märchenschlösser, die dem Staat, heute noch, jedes Jahr Millionen in die hungrige Staatskasse lenken, von begeisterten Besuchern aus aller Welt. Doch 1886 riss der Münchner Regierung der Geduldsfaden. Mit dem falschen Gutachten eines Psychiaters ließ sie Ludwig auf dem Schloss Neuschwanstein verhaften. Kurz danach beging er Selbstmord im Starnberger See. Zeuge war nur der gewissenlose Psychiater. Um den Skandal zu verhindern, versuchte er den Flüchtenden festzuhalten und kam dabei selbst um.
In seinem Spätwerk „Tristan“ schreibt Wagner den Text mit kurzen, klaren Sätzen. Aber die ekstatische Musik überflutet Alles, mit ständig wechselnden Tonarten, wie sie noch Niemand vorher gehört hatte. Auch das wurde hier schon öfter kommentiert. Aber noch nicht die Wort-Ungeheuer im Text. Im Zentrum steht eine nächtliche Liebes-Szene, im Garten des Gastgebers, König Marke. In der tobenden Musik versteht sowieso kein Besucher, was da eigentlich gesungen wird. Zum Beispiel: „Was wir dachten, was uns däuchte, löscht des Wähnens Graus welterlösend aus.“ Das mag man nicht einmal lesen, kann es aber übersetzen, in die Alltagssprache: „Was wir dachten und uns einbildeten, löscht die Phantasie selbst aus und befreit unsere innere Welt.“ Hätte man auch genauso verwenden könne, aber dann wäre das Geheimnisvolle spurlos verschwunden. Das Werk hat dafür noch viele andere Beispiele, zum Rätselraten muss man nur in den vollständigen Text schauen. Ganz klar heißt es zum Schluss,bei „Isoldes Liebestod“: „Sind es Wellen sanfter Lüfte? Wie sie schwellen, mich umrauschen, soll ich atmen,soll ich lauschen? In dem tönenden Schall, in des Welt-Atems wehendem All ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust!“
Das Unterbewusstsein ist ein Schlüsselwort bei Sigmund Freud (1856 – 1939)-Zu musikalischen Fragen hat er sich fast niemals geäußert, ihm fehlte die Antenne dafür. Aber seine Entdeckungen in der „Psychoanalyse“ sind hier ein eigenes Kapitel, mit 75 Beiträgen, deren Inhalt sich noch erweitern lässt auf alle anderen Erkenntnisbereiche. Das Wort „Analyse“ ist längst ein oberflächliches Modewort, Jeder nimmt es schnell in den Mund. Aber nur mit Freuds Methoden ist sie so erfolgreich und wirkungsvoll, dass man auch die Fehler in juristischen Gutachten sehr schnell erkennt. Dem Märchenkönig Ludwig II. nutzt das nichts mehr, aber allen anderen Opfern, die bisher noch gar nicht bemerkt wurden. Die letzten Worte in Wagners „Liebestod“ : „In des Welt-Atems wehendem All ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust !“
Das ist die zentrale Idee im Buddhismus, mit dem sich der Komponist viele Jahre lang beschäftigt hat. Der Mensch wird, mit allen Fehlern, so oft wieder geboren, bis er innerlich rein ist. Dann löst er sich auf Im Kosmos, aus dem er gekommen ist.
Im Jahr 1981 hat der Komponist Leonard Bernstein (1918 – 1990) in München eine bemerkenswerte Studio-Gesamtaufnahme vom „Tristan“ aufgezeichnet.
Dabei waren die besten Sänger damals: Hildegard Behrens, Yvonne Minton, Bernd Weikl, Kurt Moll. Und Peter Hofmann, den ich 1986 auf der Bühne erlebt habe, fünf Jahre später. Hier ist der Bericht dazu::
https://luft.mind-panorama.de/tristan-1986/
Das war eine Spitzenleistung im Festspielhaus. Hier kann man Leonard Bernsteins konzertante Aufführung im Münchner Herkulessaal, ungekürzt erleben ( 4.40 Stunden):
https://www.youtube.com/watch?v=X8TfZMMQY5I.
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