Vertrocknete alte Zeiten

9.6.2021. Ältere Menschen haben manchmal  die Angewohnheit, gern über alte Zeiten zu reden. Und zwar immer dasselbe. Weil sie ein langweiliges Leben hatten. Die wichtige Vergangenheit wurde bei den ersten Aufzeichnungen in Büchern und großen Bibliotheken aufbewahrt. Aber nur das, was wichtig war, denn sonst hätte es keinen Platz mehr für den Rest des Lebens gegeben.

Die Vergangenheit bleibt ein verschlossenes Buch, wenn man ihre Zeichen nicht lesen kann. Das müssen nicht Buchstaben sein. Bilder können sehr viel bedeuten und brauchen weniger Platz. Zum Beispiel Alles, was im Alltag vorbeiläuft. Die Verursacher kennen ihre eigene Wirkung nicht immer. Dann erfährt man mehr über sie als sie selbst wollen. Irrwege sind Gerüchte und Verleumdungen, denn Betrügereien sind wertlos, auch wenn manche ihr ganzes Geld damit verdienen. Jederzeit kann eine Tür sich öffnen, hinter der Jemand ruft: „Erwischt!“ In einem Kaufhaus habe ich einmal erlebt, wie ein harmlos wirkender Mann sich an eine Kundin heranschlich, sie von hinten ansprang und umklammerte. Angeblich war sie eine Ladendiebin, aber er hatte seine Grenzen überschritten, mit körperlicher Gewalt. Verdächtige müssen bis zu einem Gerichtsurteil wie Unschuldige behandelt werden. Das verbietet sämtliche Übergriffe. Auch das Durchwühlen von Einkaufstüten, die Abnahme eines Personalausweises ist allein Sache der Polizei, die Alles so schnell wie möglich an die Staatsanwaltschaft abgeben muss, damit nichts verschleppt oder verzögert wird.

Der Leiter einer Verkehrsüberwachung hielt einmal vor Berufsfahrern einen  Unterricht. Dann zog er das neueste Testgerät aus der Aktentasche, dazu eine  kleine Flasche Schnaps. Kein Fahrer wollte das testen, doch er rief, „Dann mache ich es eben selbst.“. Der Schnaps war dann weg, das Testgerät schlug Alarm, und er brachte alle mitgebrachten Überraschungen zu seinem Privatauto. Ich half ihm beim Tragen und durfte zuschauen, wie er einstieg und sofort wegfuhr. Das war dumm, aber ich habe es keinem Kollegen erzählt.

Polizisten haben einen anstrengenden Beruf, Tag und Nacht. Die meisten machen das sehr gut, aber die schwarzen Raben fallen schnell auf, weil sie sich nicht an die Gesetze halten. Beruflich erlebt man das sehr oft. Und wenn Einer keine Uniform trägt, fängt er gern an zu fliegen und meint, es gäbe keine Grenzen mehr. Doch Bauchlandungen fallen  immer schneller auf, mit immer mehr Zuschauern. Fast alle Spaziergänger haben private Smartphones, mit denen sie auch filmen können. Ein alter Politiker zeigte einmal auf seine Jacke und meinte, „Das Mobiltelefon ist immer eingeschaltet.“ Er wollte mir das vorspielen, aber es war besser, ihm einfach aus dem Weg zu gehen, weil er gern zu viel redete, was seinen anderen Kollegen gar nicht gefiel. Er wollte sowieso in den Ruhestand, und man kann ihm wünschen, dass er dort gut angekommen ist.

Sämtliche Beiträge hier sind offen geschrieben, ohne künstlichen Nebel. Die Grenzen sind dort, wo die Privatsphäre verletzt wird und der Datenschutz. Interessant ist nur das, was Alle betrifft. Einzelfälle können wie Testberichte sein, aber nur in den erwähnten Grenzen. Die Methoden wiederholen sich.

Alte Zeiten können dann sehr spannend sein, wenn man sie mit späteren Jahren vergleicht. Die Personen und Orte wechseln, aber die Abläufe nicht. Auch solche Perspektiven werden immer wichtiger, wenn man sie etwas besser versteht.

.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.