4.8.2021. Gleich nach dem Gymnasium, von Juli 1969 bis Dezember 1970, folgte die Militärzeit, die damals eine gesetzliche Verpflichtung war, aber auch ausgetrickst werden konnte, durch medizinische Atteste oder einen Umzug nach Westberlin, damals eine waffenlose Insel mitten in der DDR. Man bekam sonst eine achtzehnmonatige Grundausbildung, zunächst mit langen Fußmärschen und körperlichen Kraftübungen, danach viel Langeweile, weil es erfreulicherweise keinen Krieg gab. Aber tagelange, europaweite NATO-Manöver, in denen gegen einen plötzlichen Angriff aus dem Osten geübt wurde.
Das war ein entscheidender Lebensabschnitt, denn danach begann die Berufszeit. Jahrzehnte mit einem wimmelnden Sammelsurium von Menschen, die man sich nicht selbst ausgesucht hatte und deren schlimmste Vertreter sich an die Macht geschlichen hatten, mit viel „Vitamin B“ (Beziehungen). Ein endloser Kriegszustand, zu dem sogar Preußenkönig Friedrich der Große (1712 – 1786) gesagt hatte: „Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich meine Hunde.“ Als junger Mann versuchte er selbst, mit seinem Freund Hans von Katte, aus der Strenge und Beschränktheit seines königlichen Vaters zu fliehen. Beide wurden erwischt und landeten im Gefängnis. Von seiner vorübergehenden Zelle aus musste Friedrich am 1.11.1730 durch das Fenster mit ansehen, wie draußen sein Freund hingerichtet wurde. Als er selbst König war, erklärte er, „Jeder soll nach seiner Art glücklich werden.“ Er war auch sonst beliebt, das Gegenteil von seinem Vater. Lernt man die Denkweise der beiden genauer kennen, findet man das streitende Universalprinzip von staatlicher Gewalt und innerer Freiheit, das immer noch für Spannungen auf der ganzen Welt sorgt. Aber es gibt auch den Leitsatz, „Der Staat regiert die Gewehre.“ Also die Politik entscheidet und hat das letzte Wort. Deshalb tragen deutsche Verteidigungsminister niemals eine militärische Unifform. In anderen Ländern auch nicht.
Nach der Militärzeit begann das Berufsleben. Das Fundament gelegt wurde erfreulicherweise, zuerst in der Provinz, im westfälischen Münster. Die Überschaubarkeit mit 316.000 Einwohnern bedeutete auch mehr Durchblick. Sogar die Nebenschauplätze hatten Regeln, die auch in der Großstadt funktionieren, aber dort langsamer zu erkennen sind. Außerdem war schneller zu entdecken, woher der wechselnde Wind wehte. Eine Goldgrube, die später oft verschlossen blieb, weil finanzielle Habgier nur Unglück bringt, für Alle, die sich leidenschaftlich damit beschäftigen. Trauerspiele, Tragödien entstehen manchmal nur deshalb, weil sie den Verstand verjagen. Als der Londoner Dichter Christopher Marlowe wegen zahlreicher Unbeherrschtheiten in Lebensgefahr geriet, sagte er später, „Ich war zu ungeduldig.“ Das ist viel zu harmlos. Geduld ist nicht die höchste Kraftquelle. Aber Marlowe musste überstürzt nach Norditalien fliehen, übernahm dort, als Pseudonym den Namen des mit ihm persönlich befreundeten Londoner Theaterdirektors William Shakespeare und wurde damit weltberühmt. Zur Auflösung dieses Rätsels habe ich im letzten November eine Webseite eröffnet: „Zeichen und Bilder“ :
Das Thema „Christopher Marlowe“ ist nur eines von vielen anderen, die genauso wichtig sind, aber oft nicht beachtet oder erkannt werden. Schade daran ist auch, dass so viel Geld dabei verbrannt wird, oft ausgerechnet von langjährigen Experten. Aber die hilfreichen Wundermittel gibt es schon längst: Computerprogramme mit einer stärkeren Leuchtkaft als jeder Scheinwerfer. Zum Thema Elektronik gibt es hier schon 450 Kommentare. Niemand leugnet die täglichen Fortschritte, trotzdem kann man immer noch auf große Wissenslücken hinweisen. Die meisten sind leicht zu beseitigen. Das schützt nicht nur die Opfer, verringert auch die unvermeidlichen juristischen Folgen, sondern bewahrt auch die Verursacher selbst vor grenzenlosem Schaden. Wer das nicht hören will, befindet sich auf einem unsicheren Holzweg. Denn gefährlich sind nicht derartige Hinweise, sondern die Tatsachen, die sich unauffällig vergrößern, bis Niemand sie mehr übersehen kann. Jeder Schaden, der sich rechtzeitig vermeiden lässt, nützt der Mehrheit, am Ende auch in solchen Staaten, deren Bewohner unter grundlosen Ungerechtigkeiten leiden.
Beethovens letzte Sinfonie mit dem großen Chor-Finale bringt auch den Satz „Alle Menschen werden Brüder.“ Mehr als eine nicht erfüllbare Hoffnung kann das nicht sein. Den gleichen gedanklichen Aufbau hat Mahlers vierte Sinfonie. Sie beginnt mit Wiener Walzern und einem grotesken Scherzo. Dann folgt eine lange Verarbeitung tiefer Emotionen. Und am Schluss singt hier Lisa della Casa vom Paradies:
https://www.youtube.com/watch?v=r9EtgdBeFeM
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