Weltstädte im Winter

21.1.2022. Fremde Länder könne auch im Winter noch sehenswerter sein. Über Wien gab es hier schon mehrere Berichte. London war im Dezember 2003 dran. Zwar auch das Kaufhaus Harrods, das jede bestellte Ware vom Weltmarkt liefert, wenn man dafür bezahlt.  Aber das ist eine Nebensache. In London muss man im Winter nicht lange warten, bis die Warteschlangen der Besucher kürzer werden. Also bleibt viel Zeit für Anderes. Zum Stichwort „London“ gibt es hier über 150 Artikel:

https://luft.mind-panorama.de/?s=london&x=17&y=13

Auf dem Land kann es auch sehr spannend sein, wenn man keine Sensationen sucht, sondern über die Gegend nachdenkt. Regionen in der Toskana mit den Weltstädten Florenz oder Venetien, wo William Shakespeare starb. In Venedig verbrachte auch Richard Wagner gern den Winter und starb dort am 13.2.1883. Sein Grab habe ich zum ersten Mal im Februar 1970 gesehen, da war ringsum Alles tief verschneit. Aber äußerliche Dimensionen spielten dabei gar keine Rolle, man meinte, dass seine Spuren überall zu finden waren. Natürlich ein Irrtum, damals und auch heute, aber die Phantasie hat ein Eigenleben, solange das nicht Grenzen überschreitet.

Bei der Erklärung seiner Werke, in dem Kapitel „Die Deutung der Symbole“ spielten seine zwei Frühwerke bisher nur eine Nebenrolle. Das hat Gründe, weil sie noch Fehler enthalten. Schwachstellen. Erst mit dem dritten Werk „Lohengrin“ errang er weltweite Bewunderung und gewann die Freundschaft des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II, der dann auch sein weiteres Leben unterstützte und finanzierte.

Das erste Frühwerk, das der Komponist voll anerkannte, war „Der Fliegende Holländer“. Darin gibt es viel musikalischen Leerlauf, aber auch schon einzelne Gipfelpunkte: Den Monolog „Die Frist ist um“. Die Ouvertüre und die Matrosenchöre. Sentas Ballade und das große Duett. Zwischendurch fällt die Spannung immer ab, und die Bilder sind nichts Besonderes. Wieland Wagner (1917 -1966) hat das auch in Hamburg inszeniert, dort habe ich es im Winter 1969 noch gesehen, weil es ein jahrelanger Publikumserfolg war, Zum Beispiel das erste Auftauchen des Gespensterschiffs, da rauschte auf dem ganzen Hintergrund der Bühne ein blutrotes Segel auf, dessen Einzelheiten so aussahen, als ob man in den Weltraum hineinschaute, in das Universum.

Das zweite Frühwerk ist „Tannhäuser“. Die Handlung dreht sich um den Gegensatz zwischen „hoher und niederer Minne“. So nannte man im Mittelalter die geistige und die körperliche Liebe. Zuerst besucht der Held heimlich den Venusberg, das ist der Hörselberg bei Eisenach, der aber hier nur als Demonstration von allerlei Phantastereien dient. Als Tannhäuser zurückkehrt in die Wartburg, trifft er dort seine Verlobte Elisabeth, ein Musterbeispiel an Treue und Zuverlässigkeit. Später verrät er seine Geheimbesuche, da wird er von der Festgesellschaft ausgestoßen, als Sünder und muss zur Buße eine Wallfahrt nach Rom beginnen. Den Papst persönlich fleht er um Verzeihung an, aber der hat nur noch einen ewigen Fluch anzubieten. Nur weil Elisabeth trotzdem treu bleibt und und um Gnade für ihn bittet, werden beide erlöst und mit einem großen Jubelchor verabschiedet. Hier ist wieder die Ouvertüre ein Meisterwerk, die Hallenarie und die hochdramatische Romerzählung. Der Rest bleibt zäh und schwer genießbar. Nur für die flirrende Venusberg-Musik hat Wagner sich etwas ganz Neues ausgedacht. Chromatische, kühle Klänge,lebhaft, aber ohne Melodie. Diesen Klang hat er vertieft und weiter entwickelt, bis zu seinem sternenstürmenden Gipfelwerk „Tristan und Isolde“.

Der Tenor José Cura, Jahrgang 1962, hat „Tannhäuser“ einmal vollständig an der Pariser Oper gesungen, aber nur auf französisch. Umso besser gelang ihm ein verwandtes Werk: Verdis „Otello“, in dessen großer Liebesszene, zum Teil wörtliche Zitate, aus „Tristan“ aufeinander folgen. Hier singt Cura das mit Barbara Frittoli:

https://www.youtube.com/watch?v=HGhkZQUrsBg

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