12.3.2021. Frühling in Wien 2005. Der letzte Besuch dort ist jetzt auch schon sechzehn Jahre her, aber die Wirkung ist stärker geworden. Der erste Besuch war im extrem heißen Sommer 1995, später kamen auch eiskalte Dezembertage. Außerdem ist Wien ständig in den Schlagzeilen und hat eine überreiche Vergangenheit. Das merkt man nicht nur in der Zeit, wenn man selbst dort ist, sondern auch viele Jahre vorher und nachher. Weit entfernt davon, ein Wien-Experte zu sein, kommt da Einiges zusammen. Die kaiserliche Prunk-Architektur. Franz Joseph I. (1830 – 1916) war der letzte Herrscher. Kein Märchenkaiser, sondern er sagte selbst, „In meinem Land geht die Krise niemals unter.“ Auch seine Ehefrau, bekannt als „Sissi“, war nicht besonders glücklich. Deshalb verreiste sie oft.
1914 unterschrieb der Kaiser eine Kriegserklärung an Serbien, damit begann der vierjährige, europaweite Erste Weltkrieg. Danach gab es keinen Kaiser mehr in Österreich, auch in Russland wurde sein Kollege Nikolaj hingerichtet und eine kommunistiche Weltrevolution ausgerufen. Die Idee, dass alle Menschen gleich sind, ist juristisch richtig, genauso wie die Freiheitsgarantien in den USA und die Menschenrechte im deutschen Grundgesetz seit 1949. Andererseits ist nicht zu übersehen, dass alle Menschen äußerlich sehr unterschiedlich aussehen. Auch ihr Reichtum und ihre Macht sind unterschiedlich verteilt. Gleich machen lässt sich das nicht, aber bekämpfen lassen sich Ungerechtigkeiten. Sie erzeugen Spannungen und Kriege, nützen aber nur einer Minderheit, die oft mit faulen Tricks stark geworden ist. In Zukunft wird sich das verringern, weil die Auswertung der entstehenden Datenmengen noch stark verbessert werden kann.
In Wien kann man tagelang in der Vergangenheit spazieren gehen. An jeder Ecke stößt man auf längst vergangene Ereignisse. Bei einem kurzen Aufenthalt, von nur ein paar Tagen, kann man sich nur den wichtigsten widmen oder den besonders sehenswerten. Der Frühling ist die Zeit des Übergangs zwischen heftiger Kälte und glühender Sommerhitze. Dann sind auch noch nicht so viele Touristen da. Im berühmten Weindorf Grinzing findet man genug Platz. Und sonst auch. In der Musikstadt haben viele wichtige Komponisten ihre Spuren hintelassen. Beethoven, Scbubert, aber auch Walzerkönig Johann Strauß. Ein Kapitel für sich sind die Wiener Lieder, im Ton der Volksmusik und mit philosophischen Texten über Leben und Tod.
Der Vergangenheit hinterher zu träumen, ist sehr anregend, aber man muss dabei nicht einschlafen. Wenn man die Zahl der Reisen in Grenzen hält, erlebt man immer die gleichen Grundelemente. Bei der Architektur, den Traditionen, dem Wohlstand und den Fehlern, die niemals an der gehorchenden Basis verursacht werden sondern auf den Führungsebenen, die das letzte Wort bei Entscheidungen haben. Das lässt sich schnell an den Geschäftszahlen erkennen, wenn sie nicht manipuliert sind. Jeder einzelne Faktor erzeugt ein Plus oder ein Minus. Wenn man sich auf die wichtigen Elemente beschränkt, ergibt sich daraus eine Gesamtsumme, die nach unten oder nach oben zeigt. Daraus lassen sich realistische Planungen und Prognosen aufbauen, wenn auch noch Vergleiche dazu kommen.
Schwer ist das eigentlich nicht, aber bei der Überfülle ungeordneter Daten verliert Mancher den Durchblick oder bleibt einfach an überholten Gewohnheiten hängen. Passsiert das an den großen Schalthebeln, ist unterwegs die Realität verloren gegangen oder falsche Freunde vemehren sich, die nur ihren persönlichen Gewinn als Richtschnur setzen. Aus solchen vernebelten Sümpfen entwickeln sich die aktuellen Finanzskandale wie „Wirecard“ oder „Open Lux“, die man mit jeder Suchmaschine schnell findet.
Ganz langsam verbessern sich die anderen Umstände des Zusammenlebens. Weniger Verbote sind aber keine Siegesmeldung. Denn die Dummheiten der Vergangenheit hat Niemand abgeschafft. Das ist auch nur eine Utopie, eine Hoffnung. Gewohnheiten können so sehr versteinern, dass kein Gesetz sie mehr abschreckt. Dann geht es weiter abwärts. Über das unten erwähnte Stichwort vom „Dekalog“ gibt es hier schon 132 Artikel. Gemeint sind damit die Universalgesetze, das Fundament unserer Weltordnung, das den gesamten Fortschritt ordnet und Verstöße betraft. Das kann die Pleite einer schlecht geführten Firma sein, die sozialen Abgründe in einem Staat oder die Lebensqualität der Bürger. Es gibt noch zu viele Wiederholungen schlechter Angewohnheiten, die sich zwar ändern lassen, für die sich aber Niemand bewegt.
1952 sang Marlene Dietrich das Wiener „Hobellied“. Der Text ist klar zu verstehen. Nur die gedankliche Umsetzung in die Wirklichkeit bleibt noch offen:
https://www.youtube.com/watch?v=hxN-YqguUR8
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